Unterwegs Ausgabe 2 2021

Unterwegs Ausgabe 2 2021

Der Luxuswagen der Zukunft?

Armaturenbrett und Türgriffe in Nappaleder, eine Dachluke mit Ambiente-Beleuchtung – nein, die Rede ist hier nicht vom neuesten Lkw-Modell der Luxusklasse, sondern vom Highway Star, dem kürzlich fertiggestellten Actros-Sondermodell vom bekannten Autobauer aus Stuttgart. 400 Besitzer konnten diese „Edition 2“ neulich in Empfang nehmen.

Ihre Fahrer können künftig „in erlesenem Ambiente“ fahren, arbeiten und wohnen. Ist das Leben auf dem Highway also in Zukunft nicht nur mit der oft zitierten Freiheit verbunden, sondern mit einem Hauch von Luxus? Wird man künftig die Trucker beneiden, die hoch im Fahrersitz in einem exquisiten Interieur – sprich auf weichen Polstern – sitzen, und nicht mehr den niedrig liegenden Sportwagenfahrer?

Wenn man mit Fernfahrer:innen spricht, wird die Freiheit auf jeden Fall geschätzt, die das Leben auf der Autobahn bietet. Die meisten Trucker, die ich für die letzten beiden Ausgaben der „Unterwegs auf der Autobahn“ interviewt habe, machen es sich tatsächlich sehr gemütlich in ihrer Fahrerkabine – der Kaffeekocher ist immer griffbereit, und ein weiches Bett und viel Stauraum sind Luxus.

Doch das Leben als Fernfahrer:in ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Der Job ist anspruchsvoll wie wenig andere – die Fahrerinnen sind die ganze Woche unterwegs und müssen immer ein waches Auge auf andere Verkehrsteilnehmer haben (siehe Coverstory „Frauenpower auf der Autobahn“, S. 12 - 15).

Einen Knochenjob haben auch die zwei Truckerinnen, die schwere Last transportieren. Zwei davon hat Filmemacher Detlev Konnerth für eine arte-Reportage begleitet. Seine Eindrücke beschreibt er exklusiv für „Unterwegs auf der Autobahn“ auf Seite 16. Er war verwundert, wie gelassen die Fahrerinnen die manchmal beschwerlichen Umstände hinnehmen, die das Leben unterwegs mit sich bringt.

Und damit kommen wir zur Realität auf den Autobahnen. Die Fernfahrerinnen berichten von Müll und Steinen, die an Rastplätzen liegen und von wesentlich unappetitlicheren „Hinterlassenschaften“ am Bordstein. Ein Problem wird von jeder Frau angemahnt – die nervige Suche nach einem Parkplatz gegen Abend und in der Nacht. Nichtsdestotrotz ist es für die Frauen ein Traumjob. Es ist jedenfalls kein 08/15-Job, sondern eher eine Berufung, auf die sie zielstrebig hingearbeitet haben oder die ihnen quasi in den Genen liegt. Was ich mitgenommen habe? Auf jeden Fall, dass das Sprichwort „Sie steht ihren Mann“ auf die Sprachmüllhalde gehört. Ebenso wie das Vorurteil, das sich auf Frauen und das Rückwärtsfahren bezieht. Die Truckerinnen, die ich kennengelernt habe, stehen definitiv ihre Frau. Und ich habe allerhöchsten Respekt vor dem Job, den sie tagtäglich stemmen.

Eine entspannte Fahrt wünscht Ihnen

Ihre Susanne Frank

redaktion@unterwegs-auf-der-autobahn.de