Mercedes: Wie die Marke entstand

Den Markennamen „Mercedes“ gibt es seit nunmehr 120 Jahren. Er bezeichnet ab 1900 die innovativen Personenwagen der Daimler-Motoren-Gesellschaft. 1926 wird er zur Marke Mercedes-Benz ergänzt – mit ungebrochener Bedeutung auf allen Kontinenten.

Wie alles begann

Der Geschäftsmann und Automobilenthusiast Emil Jellinek kennt die Bedeutung eines klangvollen Markennamens. Anfang April 1900 trifft er mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) eine Vereinbarung in Nizza über den Vertrieb von Wagen und Motoren von Daimler. Wegweisend ist dabei auch die Entscheidung für die Entwicklung eines neuen Motors, der „den Namen Daimler-Mercedes führen“ soll: Damit wird der Name, den Jellinek seit einigen Jahren als Pseudonym nutzt, zur Produktbezeichnung. Am 22. Dezember 1900 liefert die DMG den ersten mit dem neuen Motor ausgerüsteten Wagen nach Nizza, einen 35-PS-Rennwagen.

Erstes moderne Automobil

Das Fahrzeug wurde von Wilhelm Maybach entwickelt und war nicht nur das neueste und leistungsstärkste Modell der DMG. Der Mercedes 35 PS ist konsequent auf Leistung, Gewichtsersparnis und Sicherheit ausgelegt, konstruiert unter anderem mit einem leichten Hochleistungsmotor, langem Radstand und niedrigerem Schwerpunkt. Mit diesen Merkmalen und dem organisch in die Front integrierten Bienenwabenkühler gibt er dem Automobil eine eigenständige Form: Der erste Mercedes erinnert nicht mehr an eine Kutsche, dem ein Verbrennungsmotor eingebaut wurde, er ist vielmehr eine Neukonstruktion, die von Grund auf konsequent für den innovativen Antrieb konzipiert ist.

Auf Erfolgskurs

Bei der Woche von Nizza („Semaine de Nice“) im März 1901, damals der international wohl wichtigsten Motorsportveranstaltung, sind die eingesetzten Mercedes-Wagen in praktisch allen Disziplinen unschlagbar. Das verhilft Jellinek und dem Mercedes zu außergewöhnlicher Publizität. Im März und August 1901 erscheinen die Schwestermodelle 12/16 PS und 8/11 PS. Jellineks Geschäft boomt: In den höchsten Kreisen der Gesellschaft gehört es zum guten Ton, einen Mercedes zu fahren – oder natürlich sich darin fahren zu lassen. Das Cannstatter Daimler-Werk kommt mit der Fertigung kaum nach.

 
Mercedes 35 PS als viersitziger Tourenwagen, geliefert Anfang 1901 an Emil Jellinek und aufgenommen im Garten von Jellineks Domizil an der Promenade des Anglais | Quelle: Daimler AG
Mercedes 35 PS als viersitziger Tourenwagen, geliefert Anfang 1901 an Emil Jellinek und aufgenommen im Garten von Jellineks Domizil an der Promenade des Anglais | Quelle: Daimler AG
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Der Markenname und das Mädchen

Die Markenbezeichnung geht zurück auf Jellineks Tochter Mercédès. Sie wächst in einer autobegeisterten Familie auf: Der in Baden bei Wien und in Nizza lebende Emil Jellinek fordert In den letzten Jahres des 19. Jahrhunderts mehr Leistung und innovative Technik von der Daimler-Motoren-Gesellschaft und initiiert damit die Entwicklung des modernen Automobils. Seit 1899 tritt er bei Autorennen an der Côte d’Azur mit leistungsstarken Fahrzeugen von Daimler unter dem Pseudonym „Monsieur Mercedes“ an, also mit dem Vornamen seiner 1889 geborenen Tochter.

Nach den bahnbrechenden Motorsport- und Markterfolgen der Mercedes-Wagen wird der Name „Mercédès“ am 23. Juni 1902 als Warenzeichen angemeldet und am 26. September gesetzlich geschützt. Emil Jellinek macht ein Jahr später einen persönlichen Schritt: Er erhält im Juni 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercedes zu nennen.

Die Simplex-Modellfamilie

Aus dem ersten Mercedes und seinen nach den gleichen Prinzipien konstruierten weniger leistungsstarken Schwestermodellen entsteht ab 1902 die Modellreihe Mercedes-Simplex, eine aus zunächst drei Modellen bestehende Fahrzeugfamilie. Die Fahrzeuge erhalten den Beinamen wegen ihrer für damalige Verhältnisse einfachen Bedienbarkeit. Die leistungsstärkste Variante ist 1902 der Mercedes-Simplex 40 PS, der direkte Nachfolger des Mercedes 35 PS. Die Mercedes-Simplex sind als sportliche Luxusautomobile im Alltag genauso erfolgreich wie als innovative Rennwagen.

Rennsporterfolge

Auch bei der Woche von Nizza feiern sie Triumphe: 1902 gewinnt der Mercedes-Simplex 40 PS und 1903 das 60-PS-Modell das Rennen Nizza–La Turbie jeweils in neuer Rekordzeit. Besonders einprägsam ist aber der Sieg von Camille Jenatzy auf Mercedes-Simplex 60 PS beim Gordon-Bennett-Rennen 1903, der seinerzeit wichtigsten internationalen Motorsportveranstaltung. Eigentlich sollen hier die deutlich stärkeren 90 PS Rennwagen starten. Sie werden allerdings beim Brand des Cannstatter DMG-Werks drei Wochen vor dem Rennen zerstört. Daher bringt die DMG seriennahe Mercedes-Simplex 60 PS aus Privatbesitz zum Einsatz. Das von Jenatzy gesteuerte Fahrzeug des amerikanischen Millionärs Clarence Gray Dinsmore gewinnt das Rennen.

Die letzten Modelle mit der Bezeichnung Mercedes-Simplex erscheinen 1904. Zu ihnen gehört auch der Typ 28/32 PS, eine Weiterentwicklung des 1902 erschienenen Modells 28 PS. Ab dem Jahr 1905 entfällt der Zusatz „Simplex“ in der Typenbezeichnung der Mercedes-Automobile.