Gewappnet für den Ernstfall

Experten von MAN ProfiDrive schulten beim Sicherheitstraining im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Augsburg 20 Busfahrer an fünf MAN- und Neoplan-Bussen. Der Fokus lag auf dem Bremsen und Ausweichen.

Fokus: Beim Fahrertraining schulte man die Teilnehmer speziell auf das richtige Verhalten beim Bremsen und Ausweichen in Notsituationen.
Fokus: Beim Fahrertraining schulte man die Teilnehmer speziell auf das richtige Verhalten beim Bremsen und Ausweichen in Notsituationen.
Redaktion (allg.)

Experten von MAN ProfiDrive schulten beim Sicherheitstraining im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Augsburg 20 Busfahrer an fünf MAN- und Neoplan-Bussen. Der Fokus lag auf dem Bremsen und Ausweichen.

Es geht bergab, nur mit neun Prozent Steigung und weniger als 40 km/h zwar, doch bei der Bremsung auf der spiegelglatten Fahrbahn kommt der Bus doch ziemlich ins Schlingern. Mit einem dumpfen Schlag knallt die Windschutzscheibe auf die Wasserfontäne, die das zu umfahrende Hindernis simulieren soll. Die Anspannung im Fahrzeug verrät: Kalt lässt das hier niemanden und am liebsten möchte man auch als Fahrgast mitbremsen.

Was wie die Ouvertüre für einen mäßig guten Katastrophen-Blockbuster klingt, ereignete sich Mitte November wirklich. Dass die Redaktion noch imstande ist, darüber zu berichten, beweist: Anders als im Kino kamen beim Fahrsicherheitstraining vom Fachmagazin busplaner, das ebenso wie die Unterwegs auf der Autobahn im Münchener HUSS-VERLAG erscheint, und der Münchener MAN Truck & Bus AG keine Menschen zu Schaden. Ganz im Gegenteil: Die meisten der 20 Teilnehmer, darunter auch zwei Fahrerinnen, waren hellauf begeistert von dem Event im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Augsburg und wurden – um eine Bescheinigung nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) reicher – wieder heil nach Hause entlassen.

"In Kooperation mit dem busplaner hat die MAN Truck & Bus AG in Augsburg erstmals ein gemeinsames Fahrsicherheitstraining ausgeführt. Unsere Experten von MAN ProfiDrive schulten die Teilnehmer auf MAN- und NEOPLAN-Bussen mit einem besonderen Fokus auf das Bremsen und Ausweichen."
Alwin Berti, Senior Manager MAN Truck & Bus Deutschland GmbH

Bei Königswetter hatten Experten von MAN ProfiDrive, dem eigenen Fahrschulbereich des Busherstellers, die Teilnehmer an fünf Fahrzeugen mit Fokus auf das Bremsen und Ausweichen geschult. Trainiert wurde mit einem Stadtbus „Lion‘s City“, einem Überlandbus „Lion‘s Intercity“, einem Doppeldecker „Neoplan Skyliner“, einem Reisebus „Neoplan Tourliner“ und einem auffällig gelb lackierten Reisebus „Lion‘s Coach“, der sich als Liebling der Fahrer herauskristallisierte. Zu Beginn des Trainings teilte sich die Teilnehmerschar in zwei Gruppen auf, die sich fortan mit Theorie- und Praxisblöcken abwechselten. Am Vormittag wurde in der Ebene geübt. Am Nachmittag standen dann „Kurve, Bremsen und Ausweichen im Gefälle“ auf dem Stundenplan.

 

Zum Auftakt durften die Teilnehmer zunächst die fünf Fahrzeuge begutachten, darauf folgte ein erstes Warm-up am Steuer. In Zweier-Teams ging es ans Fahren. Schnell stellten die Teilnehmer fest: Das war eine rutschige Angelegenheit. Denn die Fahrbahn war mit zwei Fahrspuren ausgerüstet: Eine davon simulierte Nässe, die andere Glatteis und Schnee. Nach der ersten „Tuchfühlung“ mit den Bussen stand das Thema Ergonomie im Fokus: ProfiDrive-Trainer Christian Holzheuer erklärte am Beispiel von Detlef Krapp von der Bamberger Busreisen Krapp GmbH die richtige Sitzeinstellung. „Das gefällt mir richtig gut“, lobte der Experte den Teilnehmer. Laut Holzheuer entscheiden der Winkel, in dem die Beine auf dem Fahrersitz aufliegen, und die Sitztiefe darüber, dass die Durchblutung in den Unterschenkeln oder in der Leiste nicht behindert wird, was bei einer Dauerbelastung gesundheitliche Langzeitfolgen nach sich ziehen kann.

Wie das Beispiel zeigt, nahmen sich die ProfiDrive-Fachleute auch in den praktischen Einheiten immer wieder Zeit für Theoretisches. Daneben sorgten sie aber auch für jede Menge Überraschungseffekte aus dem Hinterhalt: Über eine Anlage steuerten Trainer Gerrit Bartel und Holzheuer die Hindernisse, simuliert durch Wasserfontänen. Dabei standen sie per Funk stets in Verbindung mit den Fahrern in den Cockpits. Diese nutzten die Wartezeiten zwischen ihren Einsätzen zum Fahrerwechsel, so dass jeder Teilnehmer auf jedem Fahrzeug zum Zuge kam.

Das Zusammenspiel von Theorie und Praxis machte sich besonders bei der Wechselwirkung Geschwindigkeit und Anhalteweg bemerkbar, die viele der langjährigen Fahrer unterschätzten. Bereits in der Schulungseinheit sorgten die Formeln für Reaktions-, Brems- und Anhalteweg für erstaunte und nachdenkliche Gesichter bei den Teilnehmern. „Die wichtigste Erfahrung war aus meiner Sicht, wie stark schon ein bis zwei km/h mehr auf dem Tacho den Anhalteweg, der sich aus Reaktions- und Bremsweg zusammensetzt, überproportional verlängern“, berichtet Bartel. Insgesamt lag die maximale Geschwindigkeit auf dem Testgelände bei 45 km/h, den meisten Teilnehmern reichte das aber auch angesichts der glatten Fahrbahn. Besonders im Fokus stand bei den Bremsmanövern der richtige Umgang mit dem Elektronischen Bremssystem (EBS) und dem Notbremsassistenten (EBA) von MAN.

Gefahrensituationen zu vermeiden, beginnt aus Sicht der Experten aber grundsätzlich bereits bei der Abfahrtskontrolle. Besonderes Augenmerk gelte dabei nicht nur der Profiltiefe der Reifen, sondern beispielsweise auch dem richtigen Schuhwerk, das sauber und fest sein sollte, damit die Fahrer nicht beim Bremsen abrutschen. Zudem sollten die Pedalgummi von Zeit zu Zeit erneuert werden, da sie sich schnell abnutzen. Solche Praxistipps und viele weitere Erkenntnisse gewannen die 20 Fahrer, die am Training teilnahmen und sich danach alle rundum zufrieden zeigten.

Fotos: MAN ProfiDrive, HUSS-VERLAG

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