EU-Grenzwerte: Vans bis 2030 ein Drittel sparsamer

Nach der Einigung auf schärfere CO2-Grenzwerte für Pkw zeigen sich Branchen- und Umweltverbände unzufrieden mit den Ergebnissen. Vor allem die Vorgaben für Vans gehen laut VDA an der Realität vorbei.

Bis in zwölf Jahren sollen Transporter um ein Drittel sparsamer werden. Hersteller, wie VW müssen jetzt noch mehr auf E-Antrieb setzen.
Bis in zwölf Jahren sollen Transporter um ein Drittel sparsamer werden. Hersteller, wie VW müssen jetzt noch mehr auf E-Antrieb setzen.
Redaktion (allg.)

Am 17. Dezember 2018 haben sich die EU-Gremien auf schärfere CO2-Grenzwerte für Pkw geeinigt.  Sowohl Branchen- als auch Umweltverbände zeigen sich unzufrieden mit den Ergebnissen. Für die Autobranche kommen die Verschärfungen einer Überforderung gleich, die Umwelt-NGOs (non-governmental organization) sehen die Option der Flottenkompensation von Verbrennermodellen mit Elektrofahrzeugen kritisch. EU-Parlament, Kommission und Rat hatten sich nach zehnstündigen Verhandlungen auf eine stufenweise Absenkung geeinigt: Nach 2021 sollen die Verbräuche für Pkw und Transporter noch mal um 15 Prozent bis 2025 und um 37,5 Prozent bis 2030 sinken, bei leichten Nutzfahrzeugen sind es 31 Prozent.

Damit dürfen in zwölf Jahren die Flottenwerte der Autohersteller nurmehr bei 60 Gramm CO2 pro Kilometer liegen. Derzeit werden die Werte auf 118,5 Gramm sowie bei den deutschen Anbietern sogar 127,1 Gramm taxiert. Entsprechend scharf fiel die Reaktion des Verbandes der Automobilindustrie aus: "Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig", befand Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie e.V. (VDA) und beklagt, die Vorgaben setzten zu wenige Impulse für neue Technologien. "In keinem anderen Teil der Welt gibt es vergleichbar scharfe CO2-Ziele. Damit wird die europäische Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stark belastet", so Mattes.

Zu schwache E-Förderung

Die Förderung der E-Mobilität findet er als zu schwach ausgestaltet, zudem beklagt er das Fehlen von Anreizen für sogenannte "E-Fuels" aus regenerativen Quellen und deren etwaige Anrechnung in der Flotte. Das 31-Prozent-Ziel für Transporter geht aus Sicht des VDA-Präsidenten "an der technischen Realität in diesem Segment vorbei". Die Entwicklungs- und Produktzyklen seien mit bis zu zehn Jahren deutlich länger als bei Pkw. "Zudem ist ein niedriger Kraftstoffverbrauch bei Nutzfahrzeugen seit jeher ein entscheidendes Kaufargument, insofern ist der Markt aus sich heraus auf CO2-Effizienz getrimmt“, meint Mattes.

Der ökologische Mobilitätsclub VCD erkannte an, dass "es endlich einen Deal gibt" und die Mehrfachanrechnung von Elektroautos auf Hinwirken des EU-Parlaments immerhin begrenzt worden ist. Es sei zudem das erste Mal, dass ein Vorschlag der EU-Kommission nicht "aufgeweicht, sondern verschärft wurde", wie der verkehrspolitische Referent Michael Müller-Görnert erklärte.

"Aus Klimasicht wäre mehr nötig und möglich gewesen. Wie so oft haben die Regierungen der Mitgliedsstaaten die Interessen der Autoindustrie über den Klimaschutz gestellt." - Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik, Klimaschutz und Luftreinhaltung im Verkehr

Die Autoindustrie müsse nun liefern: "Statt zu jammern, muss sie die Antriebswende endlich angehen und auf Elektroautos setzen", forderte Müller-Görnert. Weitere Umweltverbände kritisierten die zugleich verabschiedete Bonus-Regelung, nach der man sich den Verkauf von Elektrofahrzeugen auf die Verbrennermodelle anrechnen lassen kann.

Eigentlich nur Politik zufrieden

Laut dem Leiter Verkehrspolitik beim Naturschutzbund Deutschland Dietmar Öliger "müssten Verbrenner damit gar nicht weit unter die heutigen 95 Gramm sinken", wie der NGO-Mann gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte. VW-Chef Herbert Diess meinte dagegen, dass man jetzt noch stärker umbauen müsse, damit im Jahr 2030 vier von zehn Neuwagen mit Strom betrieben würden.

Zufrieden war eigentlich nur die Politik mit dem Ergebnis. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) glaubt dass die Regelung "uns bei Klimaschutz und Zukunftsjobs voranbringen wird", sie hält sogar einen "Innovationsschub" für möglich, der die alternativen Antriebe "raus aus der Nische" bringen werde. In jedem Fall üppig sind die Strafen bei Verstößen, die für VW laut Hochrechnung der Automobilwoche für 2021 bei 1,4 Milliarden Euro lägen, für FiatChrysler bei 700 Millionen. Zudem wird angeführt, dass die Hersteller mit Elektroautos weniger Marge erwirtschaften können.

Text/Foto: Johannes Reichel

Printer Friendly, PDF & Email