Carsharing-Studie: Uber, Lyft & Co. verschärfen den Stau

Die Fahrdienstvermittler sorgen laut einer US-Studie nicht wie versprochen für weniger, sondern mehr Verkehr. Schon ist vom "Uber"-Stau die Rede. Eine SWR-TV-Doku stützt die ernüchternden Erkenntnisse.

Sonst mit Bus oder Bahn? Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, das Uber und Co. für mehr Verkehr sorgen.
Sonst mit Bus oder Bahn? Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, das Uber und Co. für mehr Verkehr sorgen.
Redaktion (allg.)

In einer weiteren Studie kommt ein US-Verkehrsforscher zu dem Schluss, dass die neuen Fahrdienste wie Uber, Lyft & Co. nicht für weniger, sondern für mehr Verkehr in neun amerikanischen Metropolen sorgen. Der Autor der Studie Bruce Schaller, früher stellvertretender Leiter der New Yorker Verkehrsplanung, konstatiert, dass in vielen Fällen Fahrgäste von öffentlichen Verkehrsmitteln auf die privaten Fahrdienste umgestiegen seien. Teils seien die Verkehrsteilnehmer zuvor auch zu Fuß gegangen oder mit dem Rad gefahren. Nach der Analyse Schallers kämen für jeden Kilometer, der wegen der Ride-Sharing-Dienste weniger gefahren wird etwa 2,6 neue Kilometer hinzu. In einer Stadt wie Los Angeles habe sich das auf 9,1 Milliarden Kilometer zusätzlich summiert. Schallers führt das auch darauf zurück, dass sich die Chauffeure zwischen den Fahrten bewegen - und sie ihre Passagiere von daheim abholen müssten.

Die Fahrdienstvermittler Uber und Lyft wiesen die Vorwürfe zurück und bezeichneten die Studie als unzureichend und die Daten als veraltet, weil nur Daten bis zum Ende 2017 eingeflossen seien. Bereits im Frühjahr war eine US-Studie zu ähnlichen Schlüssen gekommen. Dabei waren unter anderem Nutzer in Boston direkt befragt worden. Von 944 Verkehrsteilnehmern gaben 60 Prozent an, ohne die App am Smartphone hätten sie die öffentlichen Verkehrsmittel, das Fahrrad oder die Füße genutzt - oder ganz auf den Weg verzichtet. Die Dienste würden oft auch nicht genutzt, so ermittelte die Studie weiter, um den Weg zur Bahn- oder Bushaltestelle zu bewältigen, sondern die gesamte Strecke per Fahrdienst zurückzulegen. Auch Schaller hatte bereits früher eine Studie mit dem Titel "Unsustainable" veröffentlicht, bei der die Auswirkungen der Fahrdienste auf den Verkehr in New York untersucht worden waren.

TV-Doku zum Carsharing: Nicht-Autofahrer fahren jetzt Auto

Auch eine TV-Dokumentation des SWR mit dem programmatischen Titel "Mit Vollgas in den Verkehrskollaps. Der Kampf um die Mobilität von morgen." stützt die Annahmen, dass Carsharing, Ride-Sharing und andere neue Mobilitätsformen für mehr Verkehr sorgen. Die Doku nimmt auch San Francisco in den Fokus. Hier seien 45.000 Uber-Fahrzeuge registriert, mit 90.000 aktiven Fahrern präge der Fahrdienst-Pionier das Verkehrsbild. Die Bahnen seien lehr, die Straßen voll, so die Aussage. Man spreche hier schon vom "Uber-Stau", um eine besonders große Verkehrsballung zu bezeichnen. Die Dokumentation nimmt auch die deutschen Anbieter ins Visier und deckt beispielsweise auf, dass von Carsharing-Lobbyisten verfasste Textbausteine unredigiert ihren Weg in den Koalitionsvertrag fanden. Als Kronzeuge führt die Doku den Professor für Sozial-Ökologische Transformation an der TU Berlin Tilman Santarius an. Der analysiert streng über den Trend zum Carsharing, es handle sich um den Kampf der Automobilhersteller gegen schwindende Absatzzahlen. Nur mit den Argumenten "smart" und "digital" behalte man noch eine Relevanz in den Städten. Die These "Mehr Carsharing, weniger Autos" entlarven die Autoren der Doku als Trugschluss. Die meisten Befragten in dem Beitrag gaben wie in den US-Studien an, sie wären sonst Bahn oder Bus gefahren. Die These der Autoren lautet dagegen: Mit Carsharing verzichten Autofahrer nicht aufs Auto, und Nicht-Autofahrer könnten endlich einmal Auto fahren.

Erst vor kurzem war der Hersteller VW mit seiner Tochter Moia in Hannover mit Ride-Sharing-Diensten gestartet. Der griffige Slogan, der bisher nur eine These ist: Fahr mit und hilf, den Stadtverkehr zu entlasten! Auch Daimler ist mit der Tochter Via Van aktiv, hier in einem Pilotprojekt Berlin, in Amsterdam und London bereits im Regelbetrieb. Zudem stellen Daimler und BMW nach dem Sixt-Ausstieg bei Drive Now derzeit ihr Carsharing-Geschäft auf eine größere gemeinsame Basis.

Foto: Uber

Printer Friendly, PDF & Email