Er wurde fast 20 Jahre lang gebaut und galt als minimalistischer Freizeit-Pick-up, den es sogar mit Allrad gab. 2018 ließ ihm Citroen den E-Mehari folgen, deutlich aufwändiger und elektrisch – und mit gut 25.000 Euro leider viel höher eingepreist.
Da das Original ultraeinfach zu fertigen war, ist es jetzt elektrisch bei MLT Automotive wieder „auferstanden“ – zu 100Prozent „made in France“. Mit einem kleinen 13,5-kWh-Akku aus LiFePO4, der 30% recyceltes Lithium sind bei 90 km/h Topspeed bis zu 148 km Reichweite drin – geladen wird einfach an der Haushaltsstckdose, wofür man sich aber eine Nacht Zeit nehmen sollte.
Doch zurück zum Original, unter dessen Haube der luftgekühlte Zweizylinder schnatterte und 28 bis 32 PS los machte. Genug für den Leichtbau mit ABS-Karosserie (Acrylnitril-Butadien-Styrol), die Roland de La Poype entwarf.
Basis war einst die Dyane 6
Er basierte auf der Plattform der Dyane 6 und wurde demnach bei seiner Präsentation unter dem Namen Dyane 6 Méhari vorgestellt. Fast 20 Jahre lang, von 1968 bis 1987, wurden 144.953 Exemplare gebaut (darunter 1.213 Méhari 4x4), ein bemerkenswerter Erfolg für dieses ungewöhnliche Fahrzeug. Der Méhari wurde größtenteils im Citroën-Werk im belgischen Forest produziert, aber auch in sieben weiteren Werken in Frankreich, Spanien und Portugal. Er führte zu einer ganzen Reihe von ähnlich konzipierten Kunststofffahrzeugen. Und obwohl er fast 20 Jahre lang produziert wurde, gab es vom Méhari nur drei verschiedene Versionen, darunter zwei limitierte Auflagen.
Ab 1979 gab es ihn auch als Allrad!
1983 wurden zwei Sondereditionen präsentiert. Zum einen der Méhari Plage mit seinem Urlaubslook und seiner auffälligen gelben Farbe, der in Spanien und Portugal verkauft wurde. Zum anderen der Méhari Azur, der im April 1983 mit nur 700 Exemplaren auf dem französischen, italienischen und portugiesischen Markt eingeführt wurde. 1979 stellte Citroën mit der 4x4-Version eine neue Variante vor, die wegen ihres geringen Gewichts vergleichsweise geländegängig war.
Der Name passt: Méhari ist in Nordafrika die Bezeichnung für ein genügsamen Dromedar
Der ungewöhnliche Name Méhari ist in Nordafrika und in der Sahara die Bezeichnung für ein Dromedar. Diese Tiere sind bekannt für ihre Widerstandsfähigkeit, ihre Robustheit und ihre Zuverlässigkeit im Gelände. Es handelt sich also um genügsame, ausdauernde Tiere für jedes Terrain, die Menschen oder Waren transportieren können. Der Name ist daher sehr treffend für das Citroën-Modell, das für seine Anpassung an jedes Gelände und viele Einsatzmöglichkeiten steht.
Vielseitig nutzbar: Als Pick-up oder Freizeitauto
Der Méhari war modular gedacht: Ein Teil des Bodens kann in eine Rückenlehne umgeklappt werden, wodurch zwei Sitze im hinteren Bereich hinzugefügt werden können. Somit finden bis zu vier Personen im Fahrzeug Platz. Der Méhari kann in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt werden und sowohl verschiedenste Waren als auch Fahrgäste befördern.
Eine Karosserie aus nur elf(!) Teilen
Die Karosserie besteht aus nur elf leicht zu reparierenden Teilen und kann mit einem einfachen Wasserstrahl sowohl innen als auch außen gereinigt werden. Dadurch ist das Auto leicht zu warten und für seine Kunden auch noch kostengünstig. Unfälle konnte man, sofern nicht zu schlimm, einfach mit Glasfasermatten „spachteln“. Die charakteristischen Rippen sorgten für Steifigkeit.
Vom braven Arbeitstier zum Filmhelden
Den Méhari nutzen nicht nur Privatleute oder Weinbauern: Auch Verwaltungen, darunter Polizei, Zoll und Flughäfen, Geschäftsleute und Handwerker fuhren ihn. Darüber hinaus blickt er auf eine lange Zeit bei der französischen Armee zurück, die zwischen 1972 und 1987 insgesamt 11.457 Exemplare bestellte. Zudem wurde der Méhari 4x4 in der medizinischen Versorgung eingesetzt. So wurden zehn Exemplare 1980 bei der Rallye Paris-Dakar für medizinische Zwecke entlang der Strecke postiert. Schließlich hatte der Méhari eine bemerkenswerte Kinokarriere, insbesondere durch den erfolgreichen Film „Der Gendarm von Saint-Tropez“ mit dem berühmten französischen Schauspieler Louis de Funès.
Was bedeutet das?
Der Méhari ist definitiv Kult! Dass sich die Zeiten gewandelt haben, zeigen die Neuauflagen: Der e-Mehari von Citroen war zu teuer und komplex, um an den Kultstatus des Vorgängers anknüpfen zu können. Der neu aufgelegte elektrische Ur-Mehari von MLT-Automotive bleibt ein Fall für Fans und fährt (leider) in einer kleinen Nische, aber: Méhari lebt! Seit 55 Jahren!