Abarth 500e: Skorpion unter Strom!

Testfahrt mit dem italienischen Rennzwerg auf den Straßen des Piemont – und auf der Teststrecke des Stellantis-Konzerns in Balocco. Bei 15 Grad und strömenden Regen konnten wir den Verbrenner 695 gegen den neuen Elektro 500er antreten lassen.

Lass laut krachen: Wir durften den Abarth tatsächlich artgerecht bewegen. | Foto: Abarth
Lass laut krachen: Wir durften den Abarth tatsächlich artgerecht bewegen. | Foto: Abarth
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Voller Stotz präsentieren Abarth-Chef, BEV-Ingenieur und Designer ihre erste Elektro-Schöpfung. Der Abarth 500e sei nichts weniger als die logische und moderne Weiterentwicklung des 695 –performanter, sportlicher und jetzt auch im Metaverse zu bestellen. In diversen Diagrammen wird der Überlegenheit des Elektro-Zwergs zum Verbrenner-Rennzwerg gehuldigt. Der Sound des Stromers sei allerdings dem des 695 nachempfunden und elektrisch einspielbar.

Der Elektrische soll schneller sein als der Verbrenner

Der Abarth 500e ist im Prinzip ein 500e mit etwas mehr Leistung.- Statt 87 kW/118 PS zerren nun 114 kW/155 PS an den Vorderrädern. Neben der höheren Leistung wurde auch Optimierungen am Inverter vorgenommen und die geänderte Getriebeabstufung sorgt für mehr Drehmoment (235 Nm). Der Spurweite wurde vergrößert, Federn, Dämpfer, Lenkung und Federung sportlicher abgestimmt. Die 42,2 kWh-Batterie (37,8 kWh nutzbar) soll je nach Variante für 242-265 Kilometer Reichweite gut sein. Aber wen interessiert hier auf der Rennstrecke schon die Reichweite? Laut Abarth soll der Stromer dem kleineren und viel leichteren 695 eine geschlagene Sekunde pro Runde abnehmen.

 

Wie schlägt sich der Stromer auf der Rennstrecke?

Die Strecke bei Balocco wurde 1962 als Teststrecke von Alfa Romeo errichtet und dient mittlerweile mit über 80 Kilometer Strecke auf 26 verschiedenen Rennstrecken als Konzern Testgelände. Die ersten Runden fahren wir mit dem Verbrenner 695 mit Handschalter. Der Rennzwerg macht Spaß, nach dem Umstieg auf den Abarth 500e wird deutlich: der Stromer kann fast alles besser. Der Stromer lenkt wesentlich präziser, federt sportlich, aber immer noch komfortabel genug und bringt erstaunlich viel Traktion auf der pitschnassen Rennstrecke. Das Frontantrieb-typische Untersteuern ist erstaunlich gut handel-bar. Dank der kleinen Batterie hält sich das Gewicht des Abarth 500e in Grenzen. Trotzdem sind bei gerade einmal 3,63 Meter Länge und überschaubarer Motorleistung 1.410 Kilogramm (davon 295 Kilogramm für die Batterie) auf der Rennstrecke schon eine Menge. Natürlich liegt der Stromer damit wesentlich satter auf der Straße als der 1.100 Kilo-695. Aber irgendwie fehlt uns doch das Abarth-ige, spritzige und etwas nervöse Fahrgefühl.

Motorsound aus der Konserve

Der Sound des Abarth 500e haben die Ingenieure elektronisch nachempfunden. Wasserfeste Lautsprecher sind in den hinteren Radläufen verbaut und bringen den Stromer auf Wunsch zum Röhren. Im Inneren ist das kaum zu hören – der abarth-ige Motor-Getöse ist fürs Publikum bestimmt.

Zurück auf die Rennstrecke – der Elektro 500er Abarth lässt sich zwar rasant durch die engen Kurven schwenken, auf der langen Geraden waren wir aber doch von der verhaltenen Beschleunigung überrascht. Von Null auf Hundert in sieben Sekunden, abgeregelt wird der Vorwärtsdrang bei 155 km/h.

Was bedeutet das?

Zum üppigen Tarif ab 38.000 Euro bekommt man einen sympathischen, kleinen Flitzer mit aufgewertetem Interieur, tollen Sitzen und – im Vergleich zum 500e – deutlich sportlicherem Fahrgefühl. Die Reichweite von 265 km nach WLTP ist eher mau, zumal sie bei Ausnutzen de Spaßpotenzials eher unter 200 Kilometer zusammenschnurrt. Das wird echte Abarth-tisten aber vermutlich nur am Rande interessieren.

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