ADAC-Analyse: Stromern spart Geld - nicht immer, aber immer öfter

Eine Analyse des Automobilclubs ergibt: Elektrisch fahren ist oft, aber nicht immer günstiger. Und der aktuell hohe Strompreis bei vergleichsweise günstigem Spritpreis trübt die Bilanz. Für wen sich das trotzdem schon heute lohnt.

Stromer schlägt Verbrenner: Trotz hoher Strompreise kann ein ID.3 gegenüber einem Golf kostengünstiger sein. | Foto: ADAC
Stromer schlägt Verbrenner: Trotz hoher Strompreise kann ein ID.3 gegenüber einem Golf kostengünstiger sein. | Foto: ADAC
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der ADAC hat eine aktuelle Analyse der Fahrzeugkosten angestellt und sieht E-Autos trotz derzeit hoher Strompreise kostenmäßig meist im Vorteil gegenüber dem Verbrenner. Beim Autokauf würden meist nur Anschaffungspreis und Betriebskosten ins Kalkül gezogen, Fördersummen und Strompreise, Rabatte und Kraftstoffpreise ließen sich meist noch einfach überblicken, so die Analysten des Autoclubs. Doch nur die TCO (Total Cost of Ownership, Vollkostenrechnung inklusive Wertverlust und Wartungskosten) zeige, welche Kosten ein Fahrzeug tatsächlich verursacht. Ergebnis der ADAC-Kalkulation: Elektrofahrzeuge der Kleinst- und Kleinwagenklasse sind kostenmäßig nicht immer konkurrenzfähig, in den anderen Klassen kann ein Stromer ein Verbrenner-Fahrzeug jedoch zum Teil weit unterbieten.

Der Preisunterschied zwischen den Verbrenner-Varianten und ihren Elektro-Pendants – selbst nach Abzug der Fördersumme - ist eklatant: Der VW eUp! kostet aktuell 29.995 Euro, mehr als doppelt so viel wie die Verbrenner-Variante mit 14.555 Euro. Allerdings bietet VW den Verbrenner-Antrieb seit diesem Jahr nicht mehr an. Auch beim Opel Corsa und beim Fiat 500 ist die Elektro-Variante aktuell nahezu doppelt so teuer wie der entsprechende Verbrenner: Opel Corsa 36.395 Euro (E-Variante) und 18.280 Euro (Verbrenner), Fiat 500 30.990 Euro (E-Variante) und 16.990 Euro (Verbrenner). Selbst bei einem Dieselpreis von zwei Euro je Liter sind die Gesamtkosten eines E-Kleinwagens höher. Dazu kommt der höhere Betrag beim Wertverlust, den auch ein günstiger Strompreis (unter 40 ct/kWh) langfristig nicht kompensieren kann. Drastisch gesunken ist gleichzeitig die Angebotsauswahl in dieser Fahrzeugklasse, die häufig als Einstieg in die E-Mobilität oder Mobilität insgesamt gewählt wird: 15 Prozent weniger Modelle als noch vor zehn Jahren sind mittlerweile auf dem Markt erhältlich.

 

Ab der Kompaktklasse wird es spannend

Doch in den höheren Fahrzeugklassen kann sich ein Umstieg auf einen Stromer durchaus lohnen, genaues Hinsehen ist erforderlich: Vergleicht man den Golf 1.5 eTSI Life DSG (110 kW) mit seinem elektrischen Pendant ID.3 Pro (58 kWh/150 kW), dann ist der ID.3 mit rund 33 000 Euro (nach Abzug der Fördersumme von 6750 Euro) knapp 2000 Euro günstiger in der Anschaffung als der Golf (34 970 Euro). Auch in der Vollkostenrechnung kommt die E-Version auf nur 56,0 Cent pro Kilometer, der Benziner auf 59,2 Cent. Rechnet man zehn Prozent Preisnachlass auf den Benziner-Golf an, kommt er bei einer Jahresfahrleistung von 15 000 Kilometern am Ende wieder etwas günstiger, schränken die Analysten wieder ein.

Aber auch bei einem deutlichen Strompreisanstieg zeige sich, dass es auf die Vollkosten ankommt. In der Mittelklasse (z.B. Tesla Model 3, Toyota bZ4X) hat das durchschnittliche E-Mobil bei einem Strompreis bis 80 ct/kWh immer noch Kostenvorteile, selbst bei einem Benzinpreis von 1,50 Euro. In der oberen Mittelklasse (z.B. Mercedes EQE, Tesla Model S) jedoch schlägt ein E-Auto einen entsprechenden Benziner nur noch, wenn der Strompreis unter 70 ct/kWh und der Benzinpreis bei 1,50 Euro liegt. Im Vergleich mit einem Diesel aber besteht ein durchschnittlicher Stromer in dieser Klasse nie. Der ADAC fordert, dass Mobilität bezahlbar bleiben müsse. Dem stünden hohe Preise selbst für Kleinwagen entgegen. Verbraucher seien angesichts hoher Kostenbelastungen auf günstige Fahrzeuge angewiesen.

"Insbesondere Stromer müssen deutlich billiger werden, wenn der Hochlauf der E-Mobilität gelingen soll. Das gilt vor allem deshalb, weil die Bundesregierung zur Erlangung der Klimaschutzziele auf Flottenerneuerung setzt", appellierte der Auto-Club.

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