Antriebswende: Wissing rät bei Pkw vom Verbrenner-Kauf ab

Man müsse die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Beim Pkw sei das der E-Antrieb, erklärte der neue Bundesverkehrsminister. E-Fuels gibt er im Pkw keine Zukunftmehr - und mahnt die deutschen Hersteller, stärker für E-Mobilität zu werben.

Zieht andere Saiten auf: Nach einem guten Monat im Amt setzt der FDP-Verkehrsminister überraschend "grüne" Akzente, offenbar aus nüchterner Anerkenntnis der Faktenlage und Notwendigkeiten. | Foto: BMDV
Zieht andere Saiten auf: Nach einem guten Monat im Amt setzt der FDP-Verkehrsminister überraschend "grüne" Akzente, offenbar aus nüchterner Anerkenntnis der Faktenlage und Notwendigkeiten. | Foto: BMDV
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Nach einem guten Monat im Amt und ersten Irritationen um Äußerungen zu einem etwaigen Spritpreisausgleich, die dem neuen Verkehrsminister den Vorwurf einbrachten, er sei "Anwalt der Autofahrer", hat FDP-Politiker Volker Wissing eine Kehrtwende angedeutet. Gegenüber dem Medium "Tagesspiegel Background" äußerte der frühere Generalsekretär der Partei:

"Wir müssen die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Das ist beim Pkw der E-Antrieb".

Damit erteilte er im Prinzip auch den noch im Koalitionsvertrag getroffenen Aussagen zum Einsatz von E-Fuels auch in Pkw, die sich dann länger mit Verbrennungsmotor betreiben ließen, eine Absage. Offenbar hat sich Wissing, der als akribischer, sachlicher und dann entscheidungsfreudiger wie prinzipienfester Politiker gilt, von seinen Experten eines besseren belehren lassen und liegt nun auf Kurs mit den Grünen Koalitionspartnern, aber auch mit der weit überwiegenden Mehrheit aller Verkehrs- und Mobilitätsexperten.

"Auf absehbare Zeit werden wir nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben", konstatierte Wissing nun.

Die E-Fuels werde man vor allem für den Luftverkehr benötigen. Seine Aussagen verband der Minister zugleich mit einer Warnung an die Verbraucher, weiter auf Verbrenner zu setzen.

"Die Nutzung fossiler Kraftstoffe wird in Zukunft teurer werden. Deshalb kann ich nur dazu raten, auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen".

Es solle dafür gesorgt werden, dass das Laden mit regenerativ produziertem Strom erschwinglich bleibe, versprach der Minister.

"Wenn man sich die EU-Regulierung anschaut, sieht man, dass die Entscheidung für die E-Mobilität längst gefallen ist. Wenn wir den Umstieg forcieren, schaffen wir auch unsere Klimaziele", befand der Minister nüchtern und vollzog damit auch einen kompletten Paradigmenwechsel gegenüber seinem Vorgänger Andreas Scheuer (CSU), der stets für sogenannte "Technologieoffenheit" plädiert hatte.

Die Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen. Dafür müsse sich noch einiges ändern, forderte Wissing. Er sieht es auch als Aufgabe der deutschen Autoindustrie, die Bevölkerung zu überzeugen.

"Tesla ist es gelungen, mit seinen Modellen viele Käuferinnen und Käufer zu begeistern, dies würde ich mir auch für die deutschen Automobilhersteller wünschen", formulierte der Minister indirekte Kritik.

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