Audi-CEO Döllner: „Wir werden alle elektrisch fahren.“

Auf der Bilanzpressekonferenz und im Interview mit der Automobilwoche ließ Döllner keinen Zweifel am Kurs der Marke.

Der Q6 e-tron ist für Döllner der Start zu einer Produktoffensive. | Foto: Audi
Der Q6 e-tron ist für Döllner der Start zu einer Produktoffensive. | Foto: Audi
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Seit September 2023 leitet Gernot Döllner als CEO die Marke Audi und setzt dort neue Akzente, die er mit klaren Ansagen verknüpft. Döllner gehört zu den Konzernurgewächsen und ist schon seit drei Jahrzehnten im Volkswagen-Konzern, weshalb er für Audi im Interview folgende Scherpunkte ausrief:

„Die Produktstrategie schärfen, den Markenslogan ‚Vorsprung durch Technik’ wieder stärker in den Mittelpunkt rücken und uns dafür mit der entsprechenden Technologie ein eindeutiges Profil geben“.

Außerdem müsse Audi im globalen Wettbewerb wieder stärker werden, vor allem in China, aber auch in den USA. Mit den Schritten, die dazu eingeleitet habe, sei man aber auf einem guten Weg. Am wichtigsten sei gewesen, erstmal die Produktstrategie zu entzerren: Als erstes mussten die Anläufe der beiden ersten Modelle auf der mit Porsche entwickelten Elektroauto-Plattform (PPE) unter Dcah und Fach gebracht werden, der Q6 e-tron und A6 e-tron. Beide krankten laut Insidern an Softwarethemen, die jetzt behoben sind.

Ein neues Modellfeuerwerk ist bereits geplant

Nachdem es 2022 und 2023 eher ruhig war, zündet Audi dann ein Modellfeuerwerk mit mehr als 20 geplanten Modellanläufe bei E-Modellen, Verbrennern und Plug-in-Hybriden, das laut Döllner schließlich in „ein fokussiertes und weniger komplexes Ziel-Portfolio“ bis 2030 münden soll. Die aktuell herrschende Elektro-Skepsis bezeichnete Döllner als „Momentaufnahme der Marktrealität“ oder anders: Die Geschwindigkeit der Transformation möge hier und da schwanken, aber die große Linie bleibe klar:

„Wir werden alle elektrisch fahren. Das ist der Weg, das ist technologisch klar. Von allem anderen sollten wir uns nicht verunsichern lassen.“

Womit er eine klare und mutige Aussage traf. Zumal für ihn 2033 als Ausstieg aus dem Verkauf von den Verbrennern in Europa und Nordamerika weiter gelte. Audi werde sich mit einer neuen Generation an E-Modellen, Verbrennern und Plug-in-Hybriden gut aufstellen und könne so flexibel agieren. Döllner schätzt aber trotzdem, dass es schon bis 2026 reduzierte Absatzvolumen bei Verbrennern geben wird, was auch geplant sei:

„Wir vereinheitlichen heute schon Komponenten, aber aus bestimmten Segmenten und Aufbauformen werden wir uns beim Verbrenner Stück für Stück verabschieden.“

CO2 muss runter – und das geht nun mal am schnellsten und einfachsten via E-Mobilität

Alles andere wäre nicht wirtschaftlich. Denn was bei der Diskussion immer gern vergessen wird: Die CO2-Reduktion in den Fuhrparks der Kunden und bei Audis Absatz. Und da gebe es laut Döllner derzeit keine andere Technologie als die E-Mobilität, mit der sich die Gesetzgebungen zur Reduktion von CO2-Ausstoß und Abgasemissionen erreichen lassen. Und selbst, wenn die Gesetze wieder geändert würden, gäbe es nicht automatisch vor Ende dieses Jahrzehnts eine neue politische Situation. Bis greifen die aktuellen Regelungen gelten und in denen sei Audi handlungsfähig, weshalb der Audi-Chef im Interview gleich nochmal nachlegte:

„Es gibt keinen für Audi relevanten Markt, in dem der Verbrenner auf unbestimmte Zeit weiterlaufen wird.“

Weshalb man auch an den großen Modellen „Landjet“ und „Landyacht“ dranbleibe, zumal man dafür auch Modelle für Bentley, Lamborghini und Porsche ableiten könnte. Dazu erklärte der Audi-CEO:

„Das elektrische D-Segment ist von großem Interesse für uns. Wir sind gerade noch in der frühen Phase der Produktplanung. Ich bringe mich intensiv ein und bin mir sicher, das Ergebnis wird für unsere Kunden hochattraktiv.“

Die genaue Detailplanung der Modelle ist den Worten von Döllner nach noch nicht beschlossen. Was sich wiederum mit den Aussagen eines Insiders zum Porsche-Taycan/Audi-E-Tron-GT-Nachfolger deckt. Beide stehen noch auf einer eigenen Porsche-Basis, die aber mit der nächsten Generation breiter aufgestellt werden soll. Porsche hat den Taycan-Nachfolger bis 2028 schon mal aufgesetzt, müsse aber hier noch auf die anderen Marken warten, so der Insider. Denn auch im Oberklasse-Segment helfen Stückzahlen, Kosten zu sparen und Margen zu erhöhen.

2023 lieferte Audi knapp 180.000 Stromer aus

Zumal 2023 gut lief: Bei den Auslieferungen vollelektrischer Fahrzeuge konnte der Audi Konzern 2023 einen sehr starken Anstieg verzeichnen. Mit einem Wachstum von 51 Prozent erzielte die Marke Audi mit 178.429 ausgelieferten vollelektrischen Modellen ein deutliches Plus. Damit unterstreicht das Unternehmen den Wandel zum Anbieter vollvernetzter Premium-Elektromobilität. Döllner kündigte an:

„2024 und 2025 stärken und verjüngen wir unser Portfolio mit zahlreichen neuen Modellen. Im Mittelpunkt stehen unsere zukunftsweisenden Elektroautos. Gleichzeitig stellen wir uns mit einer komplett neuen Generation von Verbrennern und Plug-in-Hybriden robust für die nächsten Jahre auf.“

Was bedeutet das?

Döllner will Audi wieder auf Kurs bringen und muss deshalb Vorsprung durch Technik liefern. Wenn man die CO2-Ziele erreichen will, gelingt das laut Döllner trotz aller Diskussionen am besten elektrisch.

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