Audi: Kauft Audi für China eine SAIC-Plattform?
Audi tut sich schwer in China: Der Absatz von Audis Elektrofahrzeugen bleibt in China stark hinter denen von Tesla und einheimischen Wettbewerbern wie Nio zurück. Aktuell bietet Audi auch nur die beiden Stromer Q4 E-tron und Q5 E-tron an, die auf der MEB-Plattform von Volkswagen in China entwickelt wurden. Und die sind laut Automotive News China nur mäßig erfolgreich: Im ersten Quartal 2023 soll Audi in China etwas mehr als 3.000 E-Fahrzeuge abgesetzt haben, während BMW 21.646 Stromer und Tesla 137.429 Modelle verkaufte. Dabei beruft man sich auf Zahlen der China Association of Automobile Manufacturers.
Audi braucht in China ganz schnell einen edlen Stromer über Q4 und Q5 e-tron
Für China braucht Audi deshalb ganz schnell eine Lösung. Eine Idee wäre die EV-Plattform von IM Motors, der EV-Einheit von SAIC. Das sagen Quellen, die anonym bleiben wollten, da die Angelegenheit noch geheim ist, aber die Gespräche befänden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. IM Motors, das mit der Auslieferung des ersten Modells, der Limousine L7, 2022 begonnen hat, ist eine Premium-EV-Marke, die von SAIC kontrolliert wird und zu deren Investoren der E-Commerce-Riese Alibaba Group gehört.
Audi hat noch nie eine Plattform von einem anderen Hersteller gekauft und bisher die auf Elektrofahrzeuge zugeschnittene MEB-Plattform von Volkswagen für die in China angebotenen Modelle verwendet. Derzeit entwickelt Audi mit Porsche eine neue EV-Plattform, die (eher teure) Premium Platform Electric (PPE), auf der der Q6 e-tron und der Porsche Macan Electric stehen werden. In China wird die PPE-Plattform die Grundlage für Autos bilden, die ab Ende 2024 in einem Werk gebaut werden, das Audi in der nordöstlichen Stadt Changchun errichtet.
Fatal: Sowohl Audi als auch SAIC lehnten es bisher ab, sich dazu zu äußern, ob Gespräche stattfinden. Auch die Nachrichtenagentur Reuters soll recherchieren und wollte auch den Preis zu ermitteln, den Audi für die EV-Plattform angeboten hat, und ob SAIC nach dem Deal noch an der Herstellung der L7-Limousine beteiligt sein würde. Die Automobilwoche, eine Schwesterpublikation von Automotive News Europe, berichtete Anfang der Woche, dass Audi in Gesprächen mit mehreren chinesischen Elektroautoherstellern sei, um eine elektrische Plattform zu erwerben.
Audis E-Offensive stockt in China ganz massiv
Denn Audis eigene Elektroauto-Offensive ist ins Stocken geraten, nachdem die Software-Probleme des Volkswagen-Konzerns die Markteinführung wichtiger neuer Elektroautos wie des Q6 E-tron verzögert haben. Der VW-Konzern hat auch das Artemis-Projekt von Audi für ein autonomes Elektroauto-Flaggschiff eingestellt. Die softwaregesteuerte Plattform SSP des Volkswagen-Konzerns, die Audi nutzen wird, wurde nun ebenfalls auf 2029 verschoben, um sicherzustellen, dass alle Software-Probleme behoben werden.
Der Druck, günstigere E-Plattformen zu entwickeln, steigt massiv an
Die Suche von Audi nach einer chinesischen Elektroauto-Plattform wirft ein Schlaglicht auf den Druck, unter dem westliche Marken auf dem größten Automarkt der Welt stehen, wenn sie um Elektrofahrzeuge kämpfen. Etablierte Autohersteller wie Toyota versuchen, dem Beispiel von Tesla und einigen chinesischen Herstellern von Elektroautos zu folgen, indem sie von Grund auf neu entwickelte günstige Elektroauto-Plattformen entwickeln, um Kosten zu senken, die Leistung zu verbessern und die Gewinnspannen zu erhöhen. Im Juni 2023 noch erklärte Audi-CEO Markus Duesmann, der im September 2023 von seinem Posten zurücktreten wird, gegenüber Reuters, dass die Marke die Entwicklung neuer Modelle beschleunigen müsse, um der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, insbesondere in China, gerecht zu werden.
Was bedeutet das?
Vorsprung durch Technik? Damit hat Audi in China ein ganz massives Problem und scheint deshalb sogar nach einer chinesischen Plattform zu suchen, um hier schnell wieder ins Rennen zu kommen. Den Startschuss in China scheint man in Ingolstadt komplett überhört zu haben – und jetzt ziehen auch Nio und Co. zügig davon. Für die einst stolze Marke kommt die Situation in China allerdings einer Bankrotterklärung gleich, da man hier auch auf German Design und Engineering verzichten würde – und was bleibt dann noch? Eine "Hülle" in Audi-Optik - müsste Marc Lichte schnell zaubern...