Auf den Spuren des ersten Lkw

1834 kam Gottlieb Daimler als Sohn eines Gastwirts zur Welt. Als Lehrling zum Büchsenmacher hat er sich kaum vorstellen können, dass sein Name einmal für eine der bekanntesten Automobilmarken der Welt stehen würde. Zusammen mit Wilhelm Maybach entwickelte er den Viertaktmotor und das erste Motorrad mit Ottomotor. Auch der erste Lkw stammt aus seiner Werkstatt.

1896: Der erste Lkw von Gottlieb Daimler sah der Kutsche noch sehr ähnlich. | Bild: Daimler
1896: Der erste Lkw von Gottlieb Daimler sah der Kutsche noch sehr ähnlich. | Bild: Daimler
Redaktion (allg.)

Wie eine Kutsche mit Motor und ohne Deichsel – so sah er aus: der erste Lkw der Welt. Angetrieben wurde er vom „Phoenix“ – so wurde der vier PS starke Zweizylinder-Heckmotor mit 1,06 Liter Hubraum genannt, der aus dem Pkw stammte. Ihn kombinierte Gottlieb Daimler mit einem Riemenantrieb auf die Hinterachse. Dort saßen zudem Schraubenfedern, die die Erschütterungen vom empfindlich reagierenden Motor fernhielten. Schließlich rollte das Fahrzeug auf harten Eisenreifen. Per Kette lenkte Daimler die blattgefederte Vorderachse. Wie bei einer Kutsche saß der Fahrer vorne auf dem Fahrerbock. Der Motor befand sich am Fahrzeugheck. Der Verbrauch des Benziners lag bei ungefähr sechs Litern pro 100 Kilometer. In der damaligen Terminologie hieß das „0,4 Kilogramm pro PS und Stunde“.

1998: der Motor wandert nach vorne

1898 verlegten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach beim Sechs-PS-Fahrzeug den bis dahin am Heck postierten zweizylindrigen Phoenix-Motor unter den Fahrersitz, wobei das Viergang-Riemengetriebe ebenfalls nach vorn wanderte. Doch ließ auch diese Lösung noch einige Wünsche offen. Noch im gleichen Jahr bekam der Lkw dann schließlich jenes Gesicht, das ihn vom Pkw erstmals deutlich unterschied und den Weg zu immer höherer Leistung und Nutzlast ebnen sollte: Der Motor fand seinen Platz nun ganz vorn, war vor der Vorderachse angeordnet und gab seine zehn Pferdestärken über ein Viergang-Zahnradgetriebe sowie durchgängige Längswelle und Ritzel an die Innenzahnkränze der eisenbereiften Hinterräder weiter.

Ziegel an Bord: die erste Probefahrt

Gottlieb Daimler ließ – wahrscheinlich wegen der vielen Neuerungen – erstmal Vorsicht walten, bevor er mit dem neuen Fünftonner an die Öffentlichkeit ging. „Kundenerprobung" hieße jenes Testverfahren heute, dem er das für damalige Verhältnisse hochmoderne Fahrzeug unterzog. Monatelang setzte Daimler seinen neuen Fünftonner den täglichen Strapazen des Betriebs in einer Heidenheimer Ziegelei aus und stellte die erkannten Schwächen konsequent ab.

1898: Weltausstellung in Paris

Gottlieb Daimler nahm den weiten Weg ins pulsierende Paris auf sich, um auf der Weltausstellung die Werbetrommel für das neue Produkt zu rühren. Dort fand im Anschluss an einen vom Automobil-Klub Frankreich durchgeführten Wettbewerb „Motorwagen für den Stadtverkehr" eine Automobil-Ausstellung in den Tuileriengärten statt, auf der Gottlieb Daimler den neuen Fünftonner sowie einen vier PS starken Riemenwagen präsentierte. „Große Menschenmengen, viele Wagen aller Art und unser Lastwagen gefallen sehr", notierte Daimlers Gemahlin Lina zufrieden im Juni 1898.

Umzug nach Berlin

Die Nutzfahrzeugproduktion der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) blieb nicht lange im Stammwerk. Nach dem Tode Gottlieb Daimlers im Jahr 1900 hatte die DMG-Generalversammlung die Übernahme des in Berlin-Marienfelde ansässigen Unternehmens als Zweigniederlassung Berlin-Marienfelde beschlossen. Im damit erheblich gewachsenen Unternehmen kam es zu folgender Arbeitsteilung: Cannstatt und wenig später das neue Werk in Untertürkheim konzentrierten sich auf den Bau von Personenwagen, während sich Marienfelde der Lkw und Busse annahm.

1899 bis 1905: die zweite Generation

Die zweite Generation der von 1899 bis 1903 gefertigten Daimler-Lkw setzte sich aus Grundtypen mit 1,25 bis 5,0 Tonnen Nutzlast zusammen, deren Motorisierung per Zwei- und Vierzylinder von vier bis zwölf PS reichte. Ab 1905 sah das nahezu lückenlose Programm der DMG so aus: leichte Laster mit drei Nutzlastklassen von 500 über 1000 kg bis 1500 Kilogramm Nutzlast, die ihre treibende Kraft aus Zweizylindermotoren mit acht bis 16 PS beziehen. Vierzylinder mit 16 bis 35 PS befeuern die schwere Klasse mit zwei bis fünf Tonnen Nutzlast.

Ab 1900: Drei Modelle im Sortiment

Den Sprung vom Transporter zum gestandenen Lkw wagte Karl Benz im Jahr 1900. Aus drei Modellen bestand das erste Sortiment: Mit einem fünf bis sieben PS starken Einzylinder war die leichteste Variante (1.250 Kilogramm Nutzlast) bestückt, der Mittelschwere für 2,50 Tonnen Nutzlast bediente sich eines zehn PS starken Einzylinders, und der Schwere für 5,0 Tonnen Nutzlast kam mit einem Zweizylinder-Contra-Motor daher, der es auf 14 Pferdestärken brachte. Allen drei war gemeinsam, dass der Motor nicht mehr am Heck, sondern nun vorne und liegend angeordnet war und die Hinterachse per Vierganggetriebe und Kette antrieb.

Bilder: Daimler

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