Auto China 2024: Diese Modelle kommen nach Europa

Schon seit langem wird erklärt, dass Chinas Autoindustrie im großen Stil nach Europa kommen will. Tatsächlich gab es auf der Messe nicht sehr viele, aber teils spannende Modelle und Marken, die durchaus Relevanz erlangen könnten.

 

Haben wollen? Icar heißt die jüngste Chery-Tochter. Sie könnte spätestens 2025 in Europa am Start sein. | Foto: G. Soller
Haben wollen? Icar heißt die jüngste Chery-Tochter. Sie könnte spätestens 2025 in Europa am Start sein. | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Vor allem am Aufbau eines soliden und dichten Händlernetzes sind viele chinesische Hersteller bisher gescheitert. Oft startete man vorsichtig mit einem Flickenteppich aus Gruppen oder engagierten einzelnen Händlern und versuchte dann zu wachsen. Was bisher nur MG gut gelang, nachdem man die Marke nach der MG-Rover-Pleite 2005 nie ganz erlöschen ließ und so den Vorteil der Bekanntheit mitnahm. Seit dem ZS und dem Herausgehen aus dem „Heimatmarkt UK“ mit dem Aufbau eines soliden Händlernetzes ist MG wieder voll da und hat mittlerweile schon einige andere Importeure überholt. 2024 steht nun der 100. Geburtstag an, den man mit dem Cyberster feiert: Dem ersten Elektro-Roadster, der in Europa, UK und bei Markenfans begeistert angenommen wurde, während die SAIC-Töchter MG und Roewe (von Rover) in Peking eher dezente Stände haben.

Maxus als Camper? Bitte gerne!

Auch die zweite Ex-British-Leyland-Pleite – einst LDV Vans (was mal für Leyland Division Vans, dann für Leyland Daf Vans) schaffte den Turn: Das letzte LDV-Modell Maxus (einst mit Daewoo entwickelt) wurde samt Produktionsanlagen nach China verkauft und dort zur neuen Marke. Die mittlerweile auch einen elektrischen Camper präsentiert hat. Wenn sich jetzt Westfalia oder Co dem Modell in Deutschland annähmen und das merklich billiger wäre als ein VW California oder Transit Nugget, dann hätte Maxus sofort ein weiteres relevantes Modell.

BYD: Vom Seagull bis zum Denza Z9 GT

Kleckern statt Klotzen heißt es einmal mehr bei BYD. Wobei die ganz große Hoffnung für Europa „Seagull“ heißt und ganz klein aber knallgelb auf dem Stand ausgestellt war. Als eines der ganz ganz wenigen Stromer des A-Segments, die in China übrigens gar nicht populär sind. Hier wären eher Indien oder Japan die Länder der Stückzahlen. Denn chinesische Kunden lieben es viel größer – man startet hier mit kompakten, rund 4,2 Meter langen Stufenhecklimos wie dem Jetta VA3, Nissan Sentra oder gar Toyota Corolla. Doch BYD rechnete wohl mit vielen europäischen Besuchern und man munkelt, das man versuchen könnte, den Seagull in der Basis für unter 16.000 Euro nach Europa zu bringen. Der Dacia Spring, auf den man zielt, stammt übrigens von Konkurrent Dongfeng…außerdem sind Werke für Europa geplant: Eine Montage in Ungarn und ein R&D-Center evtl. gar in Deutschland. Außerdem will man über BYD Denza an den Start bringen, wo in Peking die große Elektrolimo Z9 GT als Taycan-Konkurrent präsentiert wurde.

Die Chery-Gruppe plant, groß durchzustarten

Das hat Chery schon in Raunheim – und stockt es auf. Dazu kommt perspektivisch die Ex-Ebro-Nissan-Fertigung bei Barcelona, in der auch die Marke Ebro wieder auferstehen soll. In Italien vertreibt man die Produkte derweil mit durchwachsenem Erfolg schon seit Jahren etwas edler gestaltet mit und unter dem Label DR Automobiles. Doch jetzt will man in Europa durchstarten: Und zwar nicht nur unter Ebro, sondern auch mit den noch jungen, aber recht erfolgreichen Marken Omoda, Jaecoo (was tatsächlich von „Jäger cool“ abgeleitet wurde – der nicht Tiere, sondern das gute Leben jagt) und – jetzt kommt das Zuckerl: Icar! Heißt wie Apple, ist erst ein paar Monate jung und bringt eine Alternative zu Suzuki Jimny und einem kleinen Toyo Landcruiser! Absolut gelungene Optik, kantiges Design – doch da man Europa nicht mit je nur einem Modell pro Marke, dafür aber drei Fabrikaten erschlagen will, könnten die Icars sich bei den Coolen Jägern einlabeln und dürften bei vielen Kunden ins Schwarze treffen!

Die sonst ausgestellten Omoda 5 EV und Jaceoo J7 PHEV sind solide gemacht, müssen aber eher als Full-Specs zu fairen Tarifen ihre Kunden finden. Aktuell sucht man Händler und es laufen Insidern zufolge Gespräche mit allen großen Gruppen, aber auch einzelnen Händlern im ländlichen Raum, denn Chery will im Idealfall mit einer dreistelligen Zahl an Betrieben und einem gut gefüllten Ersatzteilzentrallager starten.

Das plant auch Noyo zumindest für die Schweiz, wo man jetzt auch den MHero 1 verkauft, den Dongfeng als Hardcore-Offroader baut.

Und klar, megarelevant ist auch der Kia EV5, unser persönliches Messehighlight. Mt 800-Volt-Technik und zwei Akkugrößen und V2L-fähig – danke, dass wir unser Smartphone MEHRMALS laden durften.

Mazda meldet sich zurück

Und Mazdas bildhübscher Arata im CX-5-Format? Nun, die könnte elektrisch und als Plug-in schon 2025 serienreif sein. Und während sich der in Peking ebenfalls präsentierte elektrische EZ-6 klar am China-Geschmack orientiert, könnte der Arata international gehen. Denn der 4,92 Meter lange EZ-6 wird mit Changan produziert, über den Arata ließ man sich nur dezent aus. Trotzdem: Mazda meldet sich mit beiden Modellen zurück.

Was bedeutet das?

Die Auto China wird mehr und mehr auch Showbühne, was aus Asien nach Europa kommt. Tatsächlich haben sich Design und Technik gerade im Bereich der Kompakt-SUV und Limousinen mittlerweile ziemlich angenähert.

Printer Friendly, PDF & Email