Avatr 12: Elektro-Luxuslimo ohne Heckscheibe

Avatr heißt eine weitere junge Elektroauto-Marke aus China, die als Kooperation zwischen Changan und Nio entstand. Auf der IAA Mobility 2023 testete man am Königsplatz in München Europa Reaktionen.

Der Avatr 12 wurde in München gestaltet und ausgestellt: Premiere hatte er auf der IAA Mobility 2023. | Foto: G. Soller
Der Avatr 12 wurde in München gestaltet und ausgestellt: Premiere hatte er auf der IAA Mobility 2023. | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Dieses Design hätte Stellantis gebraucht! Die viertürige Fließhecklimo könnte mit ein paar Detailänderungen glatt als neuer Citroen C6 oder DS 9 durchgehen! Im Designteam um Chefdesigner ist der Deutsch-Iraner Nader Faghihzadeh arbeiten denn auch viele französischsprachige Kollegen und waren persönlich am Stand zugegen – klar, das markeneigene Global Design Center sitzt in München und da gönnte man sich einen Stand. Als erste Baureihe wurde Ende 2022 in Shanghai das etwas weniger spektakuläre SUV-Coupé Avatr 11 präsentiert, dessen Namen man " One One", in Anlegung an die Fibonacci-Folge ausspricht. Jetzt folgt der „One Two“.

Hinter Avatr stehen Changan - einer von vielen Massenherstellern in China, mit teils über einer Million gebauten Autos pro Jahr kein Nischenanbieter mehr, aber vor allem bei Verbrennern zu Hause. Mit im Boot ist aber auch Nio, wo man elektrisch –Premium Richtung Tesla zielt. Laut Medienberichen sollen auch der Akkuhersteller CATL und das Tech-Unternehmen Huawei bei Avatr eingestiegen sein.

Avatr: Dem One-One folgt der One-Two. Ersterer ist schon in Produktion

Im Dezember 2022 lief die Serienproduktion des One-One in der 31-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing an. Die Fabrik soll jährlich bis zu 350.000 Fahrzeuge montieren können. Laut Avatr CEO Tan Benhong seien bis September 2023 bisher rund 12.000 One-One in China ausgeliefert worden, was kein großer, aber ein ordentlicher Aufschlag wäre. Bis Jahr 2025 sollen zwei weitere Modelle präsentiert und das Händlernetzes in China erweitert werden. Man startete in Metropolen wie Chongqing, Guangzhou, Shenzen und Wuhan, plant in Summe aber 500 neue Stützpunkte in 110 chinesischen Städten, womit man landesweit vertreten wäre.

Avatr nutzt natürlich Sensoren von Huawei, die automatisiertes Fahren bis Level 4 ermöglichen sollen. Auf der IAA 2023 erklärte CEO Tan Benhong zudem, dass man bereits 200.000 Stunden autonom gefahren sei und die Level-4-Systeme seien 1,6 Millionen Mal zum Einsatz gekommen seien, wie immer man das auch deuten möchte. Seine Aussage dahinter ist: Das soll der USP der Marke werden und hier will man ganz vorn dabei sein.

Avatr 12 ohne Heckscheibe

So dass man beim Avatr 12 Grand Coupé gleich mal auf die Heckscheibe verzichtete, denn den Blick nach hinten übernimmt ja der Fünf-Meter One-Two für einen. Auch hier gibt es wahlweise mit Allrad- und Heck-Antrieb. Ersterer soll bis zu 425 kW (578 PS) auffahren, Letzterer belässt es bei 230 kW (313 PS). Die Plattform teilt sich der Avtr 12 mit dem Avatr 11, allerdings habe man die modifiziert, um innen noch mehr Platz zu schaffen: Die Bruttoakkukapazität wurde beim 12 auf 94,5 kWh reduziert, um im Fond mehr Raum zu bieten.

Die Batteriezellen sollen von CATL direkt zu einem Batteriepaket zusammengestellt werden und Cell-to-Pack ins Auto gehen. Das spart Gewicht und Kosten. Und soll für bis zu 650 (Allrad) respektive 700 km Reichweite reichen - nach dem chinesischen Normzyklus. Real sind bei der Akkugröße unserer Erfahrung nach eher gut 400 bis gut 500 Kilometer.

Der One Two ist etwas größer als der One-One

Der 12 ist mit 5,02 Meter Länge eine halbe Klasse größer als der 4,88 Meter lange CUV Avatr 11, auch den Radstand hat man gestreckt: Beide stehen jedoch auf der gleichen, „CHN“ genannten Plattform. Die Karosserie ist extrem glatt, Kameras ersetzen die Spiegel und die hat Türgriffe sind versenkt. Geöffnet werden sie per Knopfdruck oder Smartphone, elektrisch - wenn etwas neben dem Avatr 12 steht, wird die Tür nur bis zum Kontakt geöffnet. Innen öffnet man sie per Touchtaster. Den Kofferraum erreicht man nur über eine Klappe, die wegen des fehlenden Heckfensters wenigstens ein bisschen weiter nach oben gezogen ist als beim Nio ET 7 oder Tesla Model 3. Trotzdem wäre eine große Klappe mit Variabilität netter gewesen.

Drei Lidare für autonomes Fahren

Groß auffahren will und muss Avatr natürlich bei den Assistenzsystemen, heißt hier:  29 Sensoren, darunter drei Lidare. Dazu kommt ein "Halo Display" und eine Black-Panel-Oberfläche zwischen der Fronthaube und Windschutzscheibe dient zur Kommunikation mit Personen außerhalb des Fahrzeugs. Den Avatr soll, wie es sein Name ja sagt, auch mit der Umgebung kommunizieren können. Ansonsten herrscht innen coole reduzierte Eleganz. Dabei gönnt sich der Avatr extrem reduzierte Türverkleidungen und zweifarbige Sitze. Auch hier hat man sich eine Idee weiter aus dem Fenster gelehnt als die meisten anderen. Ist aber gut gelungen und man fand eine tolle Balance zwischen Individualität und Mainstream…

Ab 2024 wolle man mit der Marke auch international vorstellen. Welche Länder man im Visier hat, wurde noch nicht kommuniziert.

Was bedeutet das?

Noch eine chinesische Premiummarke, die in dem Fall vor allem über Design (made in munich) und Fahrassistenz bis Level 4 punkten soll. Per se ein starker Auftritt mit starker Optik. Könnte aber Nio kannibalisieren, wäre aber das Auto, das Citroen oder DS eigentlich gebraucht hätten. Gegen den One-Two sehen C5X und DS9 irgendwie plötzlich sehr alt aus…

 

 

 

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