Brenner: Transit ja, aber klimafreundlich

Das Projekt "Klimafreundlicher Brennertransit" ist abgeschlossen. Die Erkenntnis? Auf den Brennerbasistunnel kann nicht gewartet werden, es braucht jetzt Alternativen. Eine kann die Verlagerung auf die Schiene sein, aber hierfür müssen die Firmen an die Hand genommen werden.

Der Brenner-Korridor ist einer der wichtigsten Übergänge über die Alpen (Bild: LKZ Prien GmbH)
Der Brenner-Korridor ist einer der wichtigsten Übergänge über die Alpen (Bild: LKZ Prien GmbH)
Christine Harttmann
(erschienen bei Transport von Nadine Bradl)

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat sich im Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“ zum Ziel gesetzt, Möglichkeiten für eine Verlagerung auf die Schiene im Alpentransit aufzuzeigen. Die Ergebnisse des vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr geförderten Projektes zeigen Wege auf, wie der Güterverkehr auf der bestehenden Infrastruktur effizienter und zugleich umweltverträglicher abgewickelt werden kann.

„Wir können nicht warten, bis der Brennerbasistunnel fertig ist. Die Güter müssen jetzt auf die Schiene. Aber Versorgungslücken in der Lieferkette, Fachkräftemangel und steigende Transportpreise sind die größten Herausforderungen für die verladenden Industrie- und Handelsunternehmen. Eine Umfrage hat ergeben: Wegen fehlender Kapazitäten sowie fehlender Flexibilität und teils unpünktlichen Güterzügen verzichten Unternehmen häufig auf die Verlagerung auf die Schiene. Wir brauchen also einen schnelleren Streckenausbau und mehr Terminalkapazitäten“, fordert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Insgesamt wünscht sich ein Großteil der befragten Unternehmen generell mehr Informationen zum Schienengüterverkehr. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind die Prozesse aufgrund der Vielzahl an Akteuren im Schienengüterverkehr zu komplex und erfordern einen hohen Planungsaufwand.

„Daher wurden in dem Projekt konkrete Anforderungen an eine zentrale und digitale Informationsplattform formuliert. Diese soll zum Beispiel die rechtlichen Bedingungen in den beteiligten Ländern übersichtlich darstellen, frühzeitig über Baustellen und Streckensperrungen informieren oder idealerweise die Abfrage von minutengenau verfügbaren Kapazitäten und Echtzeitdaten ermöglichen. So würde der Schienenverkehr für Unternehmen attraktiver werden. Wir setzen darauf, dass der Bund auch mit solchen digitalen Lösungen zu einem besseren Verkehrsfluss und niedrigeren Emissionen beiträgt“, erläutert Brossardt.

Im Rahmen des Projekts entstehen auch Kurzfilme, die auf Herausforderungen und Möglichkeiten des Güterverkehrs beim Brennertransit eingehen. Christian Bernreiter, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr:

„Der Brenner-Korridor ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Europas für den Güterverkehr. Dabei wächst der Güterverkehr stetig und ist der Straßengüterverkehr insbesondere für hohe CO2-Emissionen verantwortlich. Die Staatsregierung verfolgt daher mit zahlreichen Projekten die Verlagerung von Transporten auf die Schiene und insbesondere die Verbesserung der Leitungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs."

Denn nur mit einem attraktiven Angebot im Kombinierten Verkehr sei eine durchgängige intermodale Vernetzung zu erreichen. Gefordert seien hier neben den Eisenbahnverkehrsunternehmen und Netzbetreibern letztlich auch die verladenden Industrie- und Handelsunternehmen, denn der Markt entscheidet, mit welchem Verkehrsträger die Waren transportiert werden.

"Der Zugang zur Schiene muss daher einfacher werden. Mit dem von uns geförderten Projekt ‚Klimafreundlicher Brennertransit‘ soll der Verlader Informationen erhalten, wie die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene funktioniert. Dabei müssen auch seine Anforderungen berücksichtigt werden.“

Das Projekt führt das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien durch.

LKZGeschäftsführerin Dr. Petra Seebauer ergänzt: „Neben der Modernisierung von Schieneninfrastruktur und Terminalstandorten sowie der Schaffung neuer Terminalkapazitäten trägt auch eine aktive lösungsorientierte und grenzüberschreitende Kommunikation der Infrastrukturbetreiber sowie eine harmonisierte, länderübergreifende Betriebsorganisation, die insgesamt für eine Verbesserung der Transportqualität sorgt, bei. Auch ein solches Projekt hat das LKZ im Auftrag der DB Netz AG, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, begleitet.“

Der Brenner-Korridor ist einer der wichtigsten Übergänge über die Alpen. Mit dem weiter steigenden Transport- und Verkehrsaufkommen muss ein Ausgleich zwischen Mobilitätsbedarf und Umweltschutz gefunden werden, fordert die vbw.

„Auch auf der Straße besteht Handlungsbedarf. Die Blockabfertigungen an der Grenze zwischen Bayern und Tirol schränken die Warenverkehrsfreiheit in Europa massiv ein. Auch das sektorale Fahrverbot und Nachtfahrverbot müssen beendet werden. Es darf auch keine Mauterhöhungen geben“, sagt Brossardt.

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