Canoo plant Elektro-Pick-up

Das US-Start-up Canoo kündigt jetzt einen Pick-up-Truck, der primär mit vielen praktischen Ideen punkten soll.

Der Canoo-Pick-up würde auch in Europa viele Kunden finden. | Foto: Canoo
Der Canoo-Pick-up würde auch in Europa viele Kunden finden. | Foto: Canoo
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Auch Canoo hat jetzt einen Pick-up angekündigt, der vor allem mit vielen praktischen Ideen punkten soll, die auch Vans in Europa gut zu Gesicht stünden. Die Auslieferungen sollen Canoo bereits 2023 beginnen, Reservierungen will Canoo ab dem zweiten Quartal dieses Jahres annehmen. Der Pick-up basiert auf der Plattform und den Vans des Start-ups, stellt also nur eine Variante dar. Der Pick-up-Truck ist das dritte Modell, das Canoo auf der Skateboard-Plattform präsentiert: Im September 2019 stellte das Unternehmen einen Kleinbus vor, später folgte ein geschlossener Van. Beide Fahrzeuge sollen noch 2022 auf den Markt kommen und sie beide bei Magna Steyr fertigen lassen. In einigen Jahren soll es außerdem eine sportliche Limousine des Herstellers geben. Einen Preis für den Pick-Up nennt man bislang nicht.

Auch Canoo schöpft seinen Baukasten voll aus

Der Baukasten erlaubt einen Heck- oder Doppelantrieb. So sollen beim 4WD bis zu 608 PS und 746 Newtonmeter möglich sein. Nicht ganz so stark trägt man bei der Die Reichweite auf, die umgerechnet bei bis zu 320 Kilometern liegen soll. Auch die Nutzlast von bis knapp 820 Kilogramm ist realistisch einzuschätzen und kann per Anhänger „erweitert“ werden. Selten bei EVs, aber unabdingbar für Nutzfahrzeuge. Die Plattform bietet alle wichtigen Komponenten wie den elektrischen Antriebsstrang und die Steuerungselektronik. Durch die sogenannte Steer-by-wire-Technologie ist die Architektur laut Canoo besonders platzsparend, weil keine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und den gelenkten Rädern besteht.

Viele praktische Details stünden auch Standard-Vans gut zu Gesicht und erleichtern den Job der B2B-Nutzer

Der Canoo-Pick-up soll vor allem durch seine Vielseitigkeit und durchdachte Details punkten, von denen viele aus der Praxis stammen. Er soll sich so für den harten Arbeitseinsatz als auch für Freizeit eignen. So soll sich etwa die Ladefläche bei Bedarf durch das Ausziehen einer Vorrichtung vergrößern lassen. Mit dem Aufsetzen verschiedener Camping-Module kann man einen geschlossenen camper-Van daraus machen. Im Fond können Fahrgäste sitzen oder zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Im Standard misst die Pritsche 1,63 Meter in der Breite und 1,82 Meter in der Länge, wobei diese auf 2,60 Meter verlängert werden kann. Innen sind die Ladebordwände 52 Zentimeter hoch. Die Verlängerung der Ladefläche erfolgt, indem man die hintere Ladeklappe mittig geteilt – nach außen schwenkt. Damit wächst die Gesamtlänge des Autos von 4,68 Meter auf 5,40 Meter bei einem üppigen Radstand von 2,85 Meter.

Tricky: Die Kabine ohne Haube - aber mit Arbeits-Klappe

Die Kabine bietet viele weitere Ideen: Sie kann einen Dachträger tragen, den man seitlich über eine ausziehbare Stufe samt Laderaum besser erreichen kann. An der Front kann man ebenfalls eine Klappe öffnen, die ausgezogen werden kann. So ergibt sich dort als Arbeitsfläche, die sogar Steckdosen mitbringt. Hinter der Klappe findet sich Extra-Stautraum. Power-Outlets, also Steckdosen rundum sind überhaupt die neue Erfindung der E—Pickups, womit diese vor allem im Handwerk punkten sollten. Auch der Canoo bietet davon viele an diversen Orten, auch auf der Pritsche. Die lässt sich natürlich mit modularen Raumteilern und Unterlegkeilen praktisch ausstatten. Dazu denkt Canoo hier an zusätzliche Leuchten, um im Dunklen Licht zu bieten – auf der Baustelle oder in der Wildnis.

Auch für die Camper-Version erdachte man bereits klappbare Elemente, die entweder als Tische oder Werkbänke dienen – natürlich mit Stromquellen in unmittelbarer Nähe und ebenfalls ausleuchtbar. Hinzu kommen robuste Abschlepphaken und Unterfahrschutz-Elemente.

Canoo ist bereits an der Börse

De Börsengang hat Canoo schon hinter sich – seit Dezember 2020 ist Canoo. Dafür fusionierte man mit Hennessy Capital Acquisition, einem Unternehmen, das bereits an der Börse war und nur dafür gegründet wurde, Start-ups ins Portfolio zu holen – ein neuer US-Trend. Canoo Inc. ist an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Gründer sind die beiden deutschen Automanager Ulrich Kranz und Stefan Krause. Krause war früher Finanzvorstand von BMW und CFO der Deutschen Bank, Kranz war ebenfalls bei BMW und entwickelte dort unter anderem den i3. Krause verließ im Sommer 2020 das Unternehmen. Mittlerweile stießen US-Profis ins Entwicklungsteam hinzu.

Was bedeutet das?

Canoos Pick-up punktet vor allem mit tollen Detailideen. Und nachdem die Abmessungen alle im EU-Format bleiben, hätte das Modell auch weltweit Chancen, zumal viele Details vom Pick-up wiederum auf die anderen Canoo-Modelle übertragen werden könnten. Man darf gespannt sein, ob das Start-up auch Exportpläne hegt. Denn viele Ideen dürften bei Handwerkern in der ganzen Welt gut ankommen.  

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