CES 2020: Sony überrascht mit E-Auto Vision-S

Eine Menschentraube schon am frühen Morgen am Sony-Stand? Richtig – das Auto Vision-S zieht Messebesucher an wie ein Magnet.

Smart und sehr realistisch: Sonys E-Auto "Vision-S". | Foto: G. Soller
Smart und sehr realistisch: Sonys E-Auto "Vision-S". | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

So viel gleich vorweg: Konkrete Produktionspläne gab Sony noch keine bekannt, doch was die Japaner da auf der CES vorgestellt haben geht eigentlich schon weit über eine Fingerübung hinaus. An der Entwicklung sollen Benteler, Bosch, Continental, Magna Steyr und ZF mitgewirkt haben. Damit hätte die auf der IAA präsentierte und auf der CES ebenfalls wieer ausgestellte Plattform von Bosch und Benteler schon einen Abnehmer gefunden. Das Vision S hat zwei E-Motoren, die zusammen 400 kW Leistung bieten sollen. Die Limousine mit Heckklappe mit ist 4895x1900x1450 Millimeter groß, was sie an den oberen Rand der Mittelklasse genau zwischen Teslas Model 3 und S stellt. Beim Leergewicht hält man mit 2.350 Kilogramm noch einigermaßen Maß, das Topspeed wird bei 240 km/h abgeregelt. 100 km/h sind auf binnen 4,8 Sekunden erreicht. Genauere Daten zum akku oder zur Reichweite waren nicht verfügbar. Sony-Chef Kenichiro Yoshida erklärt jedenfalls:

„Dieser Prototyp verkörpert unseren Beitrag zur Zukunft der Mobilität“.

Die Plattform des Vision-S soll auch für andere Karosserieformen verwendet werden können. Mit Partnern wie Magna, Bosch, Benteler und ZF hätte man allerdings sofortige Fertigungskompetenz verfügbar!

Doch Sony nutzt seine „Vision“ als Hülle für eigene Technik: Dabei sollen Sensortechnologien, die das menschliche Auge übertreffen sollen eingesetzt werden, was fürs autonome Fahren, aber auch für Sicherheitsfunktionen wichtig ist. Sony hat mittlerweile großes Knowhow bei Kamerasensoren aufgebaut, die bislang vor allem in Smartphones verwendet werden. Weiterentwickelt sollen diese jetzt auch im Automotive-Bereich eingesetzt werden. Beim Infotainmentsystem geht Sony auch auf volle Breite: Ein großer Screen überspannt die komplette Armaturenlandschaft. An den Seiten gibt es  Monitoren für die Außenspiegel-Kameras. Das Gesamtkonzept kennt man so ähnlich aus dem Honda e. Im Fond sorgt ein klassisches Rear Seat Entertainment für Unterhaltung und auch beim Soundsystem ließ man sich nicht lumpen: Es soll ein 360-Grad-Audiosystem sein, das in jedem Sitz zusätzliche Extra-Speaker bietet.

Auch die Software stammt von Sony selbst: Sie beinhaltet eine direkte Smartphone-Anbindung, Over-the-Air-Updates und eine Benutzeroberfläche, die nach den individuellen Wünschen des Kunden zusammengestellt werden können soll – alles mittlerweile State-of-the art.

Wir haben uns den Prototypen genauer angesehen: Qualität und Spaltmaße stimmen bereits und auch die verbauten Komponenten reichen nicht so weit in die Ferne, als dass sie nicht sofort eingesetzt werden könnten. Auch Schalter und Taster entsprechen aktuellen Serienmodellen anderer Hersteller und sind für eine „Vision“ erstaunlich nah an der Einsatzfähigkeit. Mit einer schnellen Umsetzung käme Sony allen übrigen japanischen Automarken in Sachen E-Mobilität zuvor und hätte sofort eine Tesla-Alternative am Start – auch in den USA und Europa. Die Frage ist nur: Wie sieht dann das Händler- und Servicenetz aus? Könnte Bosch übernehmen…doch zu weiteren Infos schweigen die Japaner leider beharrlich.

Was bedeutet das?

Sonys Vision-S ist ein Paukenschlag, der erstmals demonstriert, wie ein Nicht-Automotive-Profi mit Zulieferer-Know-how sehr schnell ein ernst zu nehmendes Elektroauto auf die Räder stellen kann!

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