CES 2023: Mobileye forciert autonomes Fahren mit Zeekr und Holon

Beschleunigtes Wachstum soll bei der Intel-Tochter mit dem Fahrerassistenzsystem SuperVision und zukünftiger Aufträge für autonome Fahrzeuge gelingen. Vor allem mit Geely und Zeekr verzeichnet der Anbieter einen Schub, mit einem europäischen Premium-OEM entwickelt, mit einem globalen LVC-Anbieter verhandelt man.

Eisbrecher: Für die Mobiley-Technologie spielt die Geely-Tochter Zeekr eine wichtige Rolle, um die Technologie zu skalieren. | Foto: Mobileye
Eisbrecher: Für die Mobiley-Technologie spielt die Geely-Tochter Zeekr eine wichtige Rolle, um die Technologie zu skalieren. | Foto: Mobileye
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Mobileye-Gründer und CEO Professor Amnon Shashua hat auf der CES 2023 die führende Rolle im Bereich autonomer Fahrzeuge und zukunftsweisender Fahrerassistenztechnologien unterstrichen und weitere Details zu den Unternehmenszielen im Jahr 2023 und darüber hinaus bekanntgegeben. Insbesondere legte der Pionier für automatisiertes Fahren dar, wie zukünftige AVs in großem Maßstab auf den Markt kommen können, auf Basis des Fahrerassistenzsystems SuperVision, das höhere Autonomie-Level erschließt. Die Intel-Tochter erwartet nun einen Umsatz von mehr als 17 Milliarden US-Dollar bis 2030 im Bereich ADAS, einschließlich 3,5 Milliarden US-Dollar prognostizierter Einkünfte allein aus SuperVision, einem Produkt, das erst im vierten Quartal 2021 auf den Markt kam.

Dank weiterer neuer Produkte wie dem EyeQ6 System-on-a-Chip wuchs diese Sparte im Jahr 2022 besonders: Mobileye verzeichnete 6,7 Milliarden US-Dollar an prognostizierten Einnahmen im Bereich ADAS – bei einem prognostizierten zukünftigen Volumen von 63,6 Millionen Systemen. Weiterhin kündigte Mobileye einen erwarteten Umsatz von zusätzlichen 3,5 Milliarden US-Dollar aus autonomen Mobility-as-a-Service-Produkten bis 2028 an. Dieser basiere auf Verträgen mit drei großen Partnern – darunter ein kürzlich gesichertes Mobility-as-a-Service-AV-Programm mit einem führenden Nutzfahrzeughersteller mit Sitz in der EU. Darüber hinaus rechnet das Unternehmen mit Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dollar bis 2030 aus einem AV-Programm für Endverbraucher:innen (Mobileye Chauffeur).

„In der kurzen Zeit seit unserem Börsengang im Oktober konnte Mobileye die Geschäftsentwicklung erheblich beschleunigen. Wir haben eine sehr positive Resonanz von unseren bestehenden Kunden und auch von neuen Automobilherstellern erhalten, die an unsere Vision glauben: eine mit der Cloud verbundene, KI-gesteuerte Fahrerassistenz- und autonome Fahrzeug-Technologie zu entwickeln, die global skalierbar ist und Millionen von Fahrer:innen weltweit große Vorteile bieten kann", meint Shashua.

Er sieht das System als Marktführer und verzeichnet auf dem chinesischen Markt eine starke Nachfrage. Mehr als 70.000 Zeekr 001 EV-Besitzer:innen erhalten in Kürze ein zusätzliches Over-the-Air-Update, das wichtige kartenbasierte Funktionen freischaltet. Das System werde auch im bald erhältlichen Zeekr 009 integriert sein sowie in naher Zukunft weltweit in Modellen von drei weiteren Marken der Geely-Gruppe. Durch die Kombination eines reinen Kamera-Sensorsystems mit Mobileyes zentralen Technologien zur Kartierung und Entscheidungsfindung soll das System Automobilherstellern eine erschwingliche, flexible Plattform bieten, um „Eyes-on, Hands-off“-Fahrerlebnisse für unterschiedliche Anwendungsfelder zu schaffen. Der Erfolg und die schnelle Markteinführung des Systems in der wettbewerbsintensiven chinesischen Automobilbranche hätten zu neuen Geschäftsabschlüssen für SuperVision-basierte Systeme auf der ganzen Welt geführt, so der Anbieter.

Europäischer Premium-Hersteller im Blick von Mobileye

Die Intel-Tochter hat die Entwicklungsarbeit mit einem europäischen Premium-Automobilhersteller aufgenommen – die Ausführung soll bis 2025 erfolgen. Ferner befindet sich das Unternehmen mit weiteren Kunden in fortgeschrittenen Entwicklungsphasen. Insgesamt rechnet man damit, dass das Produktionsvolumen von SuperVision-basierten Fahrzeugen im Jahr 2026 etwa 1,2 Millionen Einheiten pro Jahr erreichen wird. Hinzu kommt, dass OEMs den starken Wunsch äußern, Investitionen in das System zu nutzen, um autonome Eyes-Off-Funktionen – vergleichbar mit SAE Level 3 und Level 4 – in vielfältigen Einsatzgebieten zu ermöglichen. Dies könne durch einfaches Hinzufügen zusätzlicher Sensorik und Rechenleistung auf modulare Weise geschehen. Mittelfristig lasse sich damit ein hochwertiges, kosteneffizientes Eyes-Off-Produkt für Fahrzeuge schaffen, so das Versprechen.

Kontinuierliche Fortschritte bei Mobility-as-a-Service und Validierung

Neben SuperVision und AVs für Privatpersonen hat der Anbieter seine Mobileye Drive Mobility-as-a-Service (MaaS)-Technologie für autonome Fahrzeuge im Jahr 2022 weiterentwickelt. Das Unternehmen unterzeichnete kürzlich eine Absichtserklärung über mehrere tausend Einheiten mit einem großen globalen Hersteller von leichten Nutzfahrzeugen. Im Jahr 2023 will man die Validierung seiner AV-Technologie fortsetzen, etwa durch eine Pilotphase mit der neuesten Fahrzeugtechnologie in Deutschland. Während sich die öffentliche Wahrnehmung gegenüber AVs im vergangenen Jahr verändert hat, konzentrierte sich Mobileye weiterhin auf die Bereitstellung skalierbarer, modularer AV-Technologie.

"Um das Vertrauen der Öffentlichkeit und von Regulatoren in autonome Fahrzeuge zu stärken, ist eine robuste, transparente Validierung erforderlich", zeigt sich der Spezialist überzeugt.

Aus diesem Grund stellt Amnon Shashua auf der CES 2023 erstmals den dreistufigen Validierungsprozess für Mobileyes AV-Technologie vor. Dieser nutzt die wertvollen Ressourcen des Unternehmens wie Road Experience Mapping-Daten und True Redundancy. Eine Kombination aus realen Tests, Simulation und Hardware-in-the-Loop-Validierung ermöglicht es Mobileye, umfangreiche Daten aus Straßentests zu nutzen, um AV-Lösungen in großem Maßstab zu entwickeln. Auch Mobileyes MaaS-Partner erzielen weiter Fortschritte.

Benteler-Tochter Holon setzt bei People Mover auf Mobileye

Auf der CES 2023 stellt der AV-Kooperationspartner Holon, eine Benteler-Tochter, einen neuen autonomen People Mover mit Mobileye Drive vor – eine von Mobileyes vielen weltweiten Kooperationen mit Unternehmen, die auf verschiedene AV-Geschäftsmodelle setzen. Mobileye konzentriert sich auf erschwingliche Lösungen, die weltweit einsetzbar sind und flexibel für verschiedene Fahrzeugtypen gebaut werden können. Darin sieht das Unternehmen einen klaren und finanziell nachhaltigen Weg zur Entwicklung von AVs, die sowohl von Verbraucher:innen als auch von Flotten genutzt werden können.

Weiterer Ausbau von ADAS

Die Gründe für die rasante Weiterentwicklung beruhe auf kontinuierlichen Neuerungen innerhalb des ADAS-Markts, in dem das Unternehmen weiterhin eine starke Nachfrage und ein großes Wachstum verzeichnet. Allein im vergangenen Jahr wurden weltweit 233 Modelle mit Technologie auf den Markt gebracht. Die Innovations-Roadmap umfasst neue Schlüsseltechnologien wie Imaging-Radar – ein Sensor, der die Vorteile von Lidar zu einem Bruchteil der Kosten bieten kann. Nachdem Mobileye im vergangenen Jahr das Potenzial von Imaging-Radar aufzeigen konnte, arbeitet das Unternehmen nun mit dem erfahrenen Anbieter von Automobilradaren, Wistron NeWeb, zusammen, um die Technologie in zwei Jahren zur Serienreife zu bringen. Auch weitere Lösungen, von Cloud-gestützten Diensten bis hin zu intelligenten Geschwindigkeitsassistenten, erzielen bei weltweit anerkannten Automobilherstellern Zuwächse.

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