China: Ende des Preiskrieges?

Tesla und Chinas führende Autohersteller sollen sich laut Automotive News China verpflichtet haben, einen fairen Wettbewerb aufrechtzuerhalten und "abnormale Preise" auf dem weltweit größten Markt für Elektroautos zu vermeiden.

China mauert: Die Regierung bat die Autohersteller an einen Tisch, um den Preiskrieg zu beenden. | Foto: Hanson Lu/Unsplash
China mauert: Die Regierung bat die Autohersteller an einen Tisch, um den Preiskrieg zu beenden. | Foto: Hanson Lu/Unsplash
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

In China bahnt sich mögliches Ende des Preiskrieges an, den Tesla mit massiven Preisnachlässen angezettelt hat. In China nahmen am 6.7. Führungskräfte von 16 Unternehmen an einer Unterzeichnungszeremonie auf dem China Auto Forum in Schanghai teil und bestätigten und verpflichteten sich zur Einhaltung von vier Punkten, die in der Verpflichtungserklärung festgelegt wurden. Zu ihnen gehörten BYD Co, Nio Inc, Xpeng Inc, Geely und Chery Automobile Co, während Tesla die einzige ausländische Marke war. Kurze Rückblende: Tesla begann Ende 2022, die Preise nicht nur In China massiv zu senken, was andere große Marken dazu veranlasste, ab Anfang 2023 ebenfalls große Preisnachlässe zu gewähren. Hintergrund dürfte ein schwächelnder Absatz bei Tesla, aber auch einigen anderen Marken gewesen sein.

Die chinesische Regierung will EVS auch auf dem Land populär machen

Die schwache Nachfrage in China war zum Teil auch noch auf die Spätfolgen von Covid zurückzuführen, aber auch auf die Erwartung, dass die Fahrzeugpreise weiter fallen würden. Der daraus resultierende Bestandsaufbau ebnete den Weg für die Rabatte und verschärfte die Bedenken der chinesischen Regierung, die derzeit eine Kampagne zur Förderung der Einführung von E-Fahrzeugen in ländlichen Gebieten durchführt, neben anderen Maßnahmen zur Belebung der Autoindustrie und des Konsums. Laut dem Funktionär der Kommunistischen Partei Miao Wei  wies das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie den Chinesischen Verband der Automobilhersteller an, die 16 Unternehmen zusammenzubringen, um eine entsprechende Vereinbarung zu unterzeichnen. Die Unternehmen versprachen außerdem, zur Stabilisierung des Wachstums beizutragen und Risiken zu vermeiden.

Auch China ist mittlerweile ein Verdrängungsmarkt

Unter den Elektroautoherstellern standen vor allem Tesla und BYD an der Spitze des Preiskampfes, denn: Auch China ist mittlerweile ein Verdrängungsmarkt. Bereits im März 2023 waren laut Automotive News China einige Modelle, die im Tesla-Werk in Shanghai hergestellt wurden, 14 Prozent billiger als im Jahr 2022. Die massiven Preissenkungen verärgerten die Kunden - Tesla-Besitzer beschwerten sich in Geschäften und Vertriebszentren, einige plünderten sogar ein sogenanntes Experience Center.

Die Preise entspannen sich – auf niedrigerem Niveau

Bereits vor der Unterzeichnung am Donnerstag gab es Anzeichen für eine Abschwächung des Trends. Die Kürzungen waren weniger aggressiv geworden, und in einigen Fällen wurden die Preise sogar nach oben korrigiert, als die Verkäufe wieder in Schwung kamen. Die Auslieferungen des Tesla-Werks in Shanghai stiegen im Juni um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und auch die Lieferungen chinesischer Autohersteller wie BYD und Li Auto Inc. nahmen stark zu. Die Behörden gehen davon aus, dass die Verkäufe von elektrischen und elektrifizierten Fahrzeugen im vergangenen Monat gegenüber Juni 2022 um 30 Prozent gestiegen sind. Der Generalsekretär der China Passenger Car Association, Cui Dongshu, merkte an:

„Die Vereinbarung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Preiskrieg bereits zum Stillstand gekommen ist.“

Laut Automotive News China wurden folgende Eckpunkte vereinbart, die aber nicht bindend sind:

Es geht um die „Einhaltung der Branchenregeln und -vorschriften, Regulierung der Marketingaktivitäten, Aufrechterhaltung eines fairen Wettbewerbs und keine Störung des fairen Wettbewerbs durch abnormale Preise.“ Man solle bei Marketing- und Werbung nicht übertreiben und keine falschen Aussagen treffen, um Aufmerksamkeit zu erregen oder neue Kunden zu gewinnen. Außerdem sei „Qualität an die erste Stelle“ zu setzen, um „das Leben mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen“ zu verbessern.

Es ging dabei auch um die „Förderung der sozialistischen Grundwerte“, eine „aktive Wahrnehmung der sozialen Verantwortung“. Ferner fordert das Papier die Übernahme der „großen Verantwortung für die Aufrechterhaltung eines stetigen Wachstums“, außerdem verständigte man sich auf „die Stärkung des Vertrauens und die Vermeidung von Risiken“ – was sehr offen und blumig formuliert ist und viele Schlupflöcher lässt.

Die beteiligten Unternehmen waren: FAW Group Group Co, BAIC Group, JAC Motors, Dongfeng Motor Co, GAC Group, SAIC Motor Corp, Sinotruk, Great Wall Motor Co, Chongqing Changan Automobile Co und Chery Automobile Co.

"Der Markt hat wahrscheinlich bereits mit dem Ende des Preiskriegs gerechnet, da wir in den letzten Monaten eine recht solide Nachfrage nach Elektrofahrzeugen beobachten konnten", sagte Joanna Chen, Analystin bei Bloomberg Intelligence und er hofft:

„Die Autohersteller werden sich künftig stärker auf neue Modelle verlassen, um den Absatz anzukurbeln.“

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Was bedeutet das?

Elon Musk ist leider nicht mehr der Weltverbesserer als der er einst an den Start ging: Ihm geht es um Marktmacht und Volumen und da versteigt er sich gern mal in Absatzzahlen, die höher liegen als bei vielen großen Autoherstellern in der Welt. Weshalb er auch gern mal eine Rabattschlacht anzettelt, da seine Modelle tatsächlich extrem kostenoptimiert gefertigt werden. In China gingen hier einige Hersteller mit, bis es dem Staat, der hier omnipräsent ist, zu ruinös wurde. Davon ausgenommen waren allerdings die europäischen Hersteller – von denen nicht nur Elon Musk gerne möglichst viele verdrängen würde. So oder so ist das Preisgefüge vieler Marken absolut und relativ etwas aus den Fugen geraten. Und batterieelektrische Fahrzeuge sind in Europa für viele Normalbürger eher unerschwinglich geworden. Doch auch hier gibt es Signale, dass sich der Markt auf einem erträglichen Niveau stabilisieren könnte. Doch die Aktion in China zeigt klar: Wer nicht mitgeht, geht!

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