Conti-Studie: Corona-Pandemie treibt Individualverkehr weltweit

Globale Mobilitätsstudie 2020 zeigt einen klaren Trend zum Individualverkehr als Folge der Pandemie. Trotz weniger Mobilität nutzen viele das Auto häufiger und mehr als die Hälfte schränkt die Nutzung von ÖPNV ein.

Auto dominiert mehr denn je: Vor allem der motorisierte Individualverkehr legte Pandemie-bedingt weltweit zu, in geringerem Maße auch der Radverkehr. | Foto: Conti
Auto dominiert mehr denn je: Vor allem der motorisierte Individualverkehr legte Pandemie-bedingt weltweit zu, in geringerem Maße auch der Radverkehr. | Foto: Conti
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Individualverkehr hat als Folge der Coronavirus-Pandemie massiv an Bedeutung gewonnen. Um den Kontakt zu anderen Menschen zu minimieren, sind viele mit dem eigenen Auto unterwegs. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und von Fahrgemeinschaften ist hingegen überall deutlich zurückgegangen. Dies geht aus der jetzt veröffentlichten Continental-Mobilitätsstudie 2020 hervor. Im Rahmen der Studie wurden in Kooperation mit dem renommierten Sozialforschungsinstitut infas bevölkerungsrepräsentative Umfragen zum Mobilitätsverhalten in Deutschland, Frankreich, den USA, Japan und China durchgeführt.

„Die Ergebnisse der Continental-Mobilitätsstudie belegen ein weltweites Bedürfnis nach individueller Mobilität. In der Corona-Pandemie hat sich dieser Wunsch nochmals verstärkt", so die Analyse von Ariane Reinhart, im Vorstand von Continental verantwortlich für Personal und Nachhaltigkeit

Aus ihrer Sicht umso wichtiger würden daher vor dem Hintergrund der drängenden Klimafrage nachhaltige "in allererster Linie klimaneutrale" Lösungen für den weltweiten Verkehr. Als Technologieunternehmen mit einem der umfassendsten Nachhaltigkeitsfahrpläne in der Zulieferindustrie wolle man dafür in vielen Bereichen wichtige Beiträge leisten und klimaneutrale Mobilität bis spätestens 2050 sicherstellen.

Klarer Trend zum Individualverkehr in Folge der Pandemie

In Frankreich und Deutschland geben 80 Prozent der Befragten an, dass sich ihr tägliches Mobilitätsverhalten während der Pandemie verändert habe. Die USA kommen mit 81 Prozent auf einen ebenso hohen Wert. Die stärkste Veränderung gab es in den asiatischen Ländern: In Japan haben 88 Prozent der Menschen ihr Mobilitätsverhalten geändert, China kommt sogar auf einen Wert von 93 Prozent.

Obwohl sich die Mobilität vieler Menschen in der Krise deutlich verringert habe, berichtet ein großer Teil, das Auto verstärkt zu nutzen, so die Studienautoren weiter. Besonders ausgeprägt sei dieses Verhalten in China: Fast die Hälfte der Befragten hätten angegeben, mehr mit dem Auto unterwegs zu sein. Dies sei vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass an der repräsentativen Befragung in stärkerem Maße Menschen im urbanen Raum teilgenommen hätten.

In Deutschland nutzt ein Viertel mehr das Auto als zuvor

Im dicht besiedelten Deutschland mit einem vergleichsweise engmaschigen Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln sei es immerhin ein Viertel der Befragten, das das Auto häufiger nutzt als vor Ausbruch der Pandemie. Selbst in Frankreich, wo die Bewegungsfreiheit und damit die Mobilität besonders stark eingeschränkt worden seien, hätten 16 Prozent der Bevölkerung das Auto häufiger genutzt. Deutschland (23 Prozent), die USA (22 Prozent) und Japan (21 Prozent) kommen auf ähnliche Werte.

Die Corona-Pandemie führe zu einer verstärkten individuellen Mobilität und damit zu einer weiteren Verdichtung des Verkehrs in den fünf befragten Ländern, so die Analyse weiter. „Moderne Fahrzeuge mit vorausschauender Software an Bord sind jetzt ein wichtiger Teil der Lösung für das Mobilitätsbedürfnis der Menschen – Autos, die ihre Insassen sicher und effizient ans Ziel bringen. Für diese intelligenten Lösungen steht Continental“, meint Ariane Reinhart.

Auch das Fahrrad erhält einen Schub - vor allem in China

Neben dem eigenen Auto habe aber auch das Fahrrad im Zuge der Corona-Pandemie einen abermaligen Schub erfahren. Mit 34 Prozent liege der Zuwachs bei der Nutzung von Fahrrädern in China besonders hoch, gefolgt von Deutschland mit 21 Prozent. Ganz anders sehe es dagegen bei öffentlichen Verkehrsmitteln aus: Die Hälfte der Deutschen habe angegeben, dass sie weniger auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreife als zuvor. In China und Japan seien es sogar mehr als die Hälfte der Menschen. Auffällig sei, dass 56 Prozent der US-Amerikaner und 48 Prozent der Franzosen keine Änderung bei der Nutzung von Bus und Bahn vorgenommen haben. In China, Japan und Deutschland gebe dies nur jeweils rund ein Drittel aller Befragten an.

Schlüsselfrage: Verstetigt sich der Trend nach der Krise?

Die Frage sei, ob sich diese Entwicklung auch nach der Krise verstetige. Einige Ergebnisse der Continental-Mobilitätsstudie 2020 deuteten dies an: Zwischen 6 Prozent (Japan und Deutschland) und 15 Prozent (USA) der Befragten berichteten, dass sie vor dem Hintergrund der Pandemie ein Auto gekauft haben oder dies in Betracht ziehen – eine mittel- bis langfristig ausgerichtete Entscheidung, so die Einschätzung der Autoren. In China, wo der Anteil der Autobesitzer noch deutlich geringer sei, seien es sogar 58 Prozent der Befragten. Auffällig sei auch, dass die Chinesen im Vergleich häufiger angeben, in Carsharing- oder Carpool-Programmen organisiert zu sein oder während der Pandemie auf Leihwagen zurückzugreifen.

Auto dominiert tägliche Fortbewegunb

Insgesamt gehöre das Auto in allen untersuchten Ländern für die meisten Menschen zur täglichen Fortbewegung. In den USA, Deutschland und Frankreich gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, ein Fahrzeug täglich oder fast täglich zu benutzen, und rund ein Drittel gibt an, mindestens einmal pro Woche einen Wagen zu fahren. China komme mit 43 und 41 Prozent in der Summe auf einen ähnlich hohen Wert, allerdings mit weniger täglichen oder fast täglichen Fahrten als die westlichen Industrieländer. Lediglich die befragten Japaner hätten nur zu rund einem Drittel angegeben, täglich oder mindestens einmal in der Woche zu fahren. 13 Prozent der Japaner verzichteten sogar vollständig auf das Auto. 

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