Die Größenentwicklung der Pkw: Wachstum in den Wahnsinn
Die Krux des Kapitalismus ist, dass er immer wachsen muss, um zu überleben. Und die Krux der Menschheit ist, dass sie noch keine bessere halbwegs demokratische Wirtschaftsform gefunden hat. Denn die Erde ist nun mal endlich und damit sind das auch ihre Ressourcen.
Doch so muss neben dem Bruttosozialprodukt auch die Effizienz immer weiter wachsen die Leistungsfähigkeit der Industrie, jedes Einzelnen. Und die der Autos – die damit auch immer weiter wachsen – und das auch in den Abmessungen!
Sogar den US-Amerikanern waren manche Modelle schon zu groß!
In vielen Fällen dramatischer als je zuvor. Dem BMW 7er, der sich mit 5,3 Metern schon bedenklich gegen US-Dinos der später 1950er-Jahre streckt (der 1958er-GM-Jahrgang war sogar vielen US-Amerikanern zu groß und wurde schon 1961 durch viel kompaktere Modelle ersetzt) folgen die neuen Pick-Ups von Ford und VW, die sich ebenfalls auf gut 5,3 Meter strecken (wo man schon mit fünf Metern Länge arge Probleme hatte) folgt jetzt der 5er-BMW, der sich auf 5,06 Meter streckt und der Passat mit neuerdings knapp 4,92 Metern Länge – womit der um 14 Zentimeter wuchs.
Dazu kommen Breiten, die Richtung 1,9 bis 2,0 Meter tendieren – mit Spiegeln ist man von den 2,55 Metern eines Lkw dann nur mehr zwei Handbreit entfernt, was in der Innenstadt dafür sorgt, dass: Man nicht mehr durchkommt!
Nehmen wir den typischen Innenstadt-Regelquerschnitt von 6,5 Metern, an dem gern auf beiden Seiten geparkt werden darf: Wenn die mit Spiegeln je 2,1 Meter breiten neuen Fahrzeuge ganz am Rand stehen, bleiben so – da sich der äußere Spiegel ja je über dem Gehweg befindet, nach Abzug von zwei mal zwei Metern genau 2,5 Meter plus x übrig. Mit denen Lkw gerade noch so durchkommen und Fahrer neuer Pkw etwas langsamer fahren müssen. Doch es genügt schon ein unsauber geparktes Auto und es ist vorbei für den Lkw und beim Breitbau-SUV-oder -Limolenker bilden sich Scheißperlen auf der Stirn.
Parklücken? Gibt es, aber sie sind allesamt zu klein
Zumal die Fahrer der neuen Modelle immer öfter an Lücken vorbeifahren müssen, die sie mit dem Vorgängermodell locker hätten entern können. Und so ärgert man sich mit den neuen viel größeren Modellen TÄGLICH über das Gekrieche und Gesuche, dafür sitzt man ja massiert viel entspannter als und sicherer als je zuvor.
Unterwegs auf dem Land: Im Zweifel hat der 40- oder 70-Tonner Vorfahrt
Auf dem Land ist man vor allem dort gekniffen, wo alte Vierkomma-irgendwas-Meter Straßen entlangführen, gern in Großbritannien, Italien oder auch Norwegen verbaut. Wo wir mit unserem Lotis Eletre die Einfahrt eines Bauernhofes der direkten Begegnung mit einem 60-Tonnen Holzzug vorzogen. Klar hätten wir gegenseitig irgendwie über die Bankette ausweichen können, doch darauf haben Cheffeure, die hier mit 60 Tonnen einfach wegsacken können, keine Lust. Weshalb wir mit unseren 700, 800 oder gar 1000-PS-Autos gezwungen sind, im Schritttempo zu kriechen oder anzuhalten, wo unsere Eltern mit ihren brandgefährlichen 1960er und 1970er-Jahre Rostlauben unter Todesverachtung einfach durchfegten…
Was bedeutet das?
Der Fortschritt ist eine Schnecke und das Wachstum – auch der Automodelle muss irgendwann endlich sein. Liebe Autoindustrie – liebe Euro-NCAP-Tester, liebe Politiker und Straßenplaner – denkt wenigstens einfach mal drüber nach!
Denn mehr Größe heißt auch mehr Gewicht, Ressourcen- und Verkehrsflächenverbrauch – und das können wir uns perspektivisch in den meisten Teilen der Erde nicht mehr leisten!