ELegend EL1 – Elektrisch, Extrem, Quattro

Die Idee eines radikalen Elektro-Konzeptfahrzeugs wird Realität. In Beilngries in Oberbayern entwickelt eine Manufaktur den fahrfertigen Prototyp, der optisch stark an den legendären Audi Sport Quattro S1 erinnert, technisch aber Elektro-High Tech bietet.

Hier kommt der Über-Quattro - ELegend hat sich die Rally-Ikone zum Vorbild genommen.| Foto: ELegend
Hier kommt der Über-Quattro - ELegend hat sich die Rally-Ikone zum Vorbild genommen.| Foto: ELegend
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Nach der ersten Vorstellung des ersten EL1-Supersportwagens vor zwei Jahren entwickelt die Manufaktur nun einen fahrfertigen Prototyp und gibt neue Details bekannt. Optisch lehnt sich der nur 4,15 Meter kurze EL1 mit seinen Proportionen und den mächtigen Radhäusern weiterhin an den Audi Sport Quattro S1 an, eine der Ikonen der Gruppe-B-Ära. Neben dem expressiven Design fällt der ELegend EL1 vor allem durch seinen sehr kurzen Radstand von 2,44 Meter auf. Technisch geht die neu gegründete Manufaktur beim Elektrosupersportwagen gänzlich neue Wege. ELegend konzipierte in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Technologie- Unternehmen Roding Mobility GmbH, Spezialist für Konzept- und Prototypen, eine eigenen Technologie-Plattform.

„Unser einzigartiges Grundkonzept bleibt unangetastet, aber die gesamte Plattform verbessert sich bei Steifigkeit, Performance, Gewicht und Nachhaltigkeit“, erklärt Marcus Holzinger, Vorstand der ELegend AG.

Möglich wird das unter anderem durch das in einem besonderen Fertigungsprozess hergestellte hochmoderne Monocoque aus Carbon. Dieses sehr aufwendige „one shot“-Verfahren ermöglicht eine steifere Struktur bei weniger Gewicht.

„Das entwickelte Carbon-Monocoque verspricht neben gutem Package und hoher Steifigkeit auch einen niedrigen Schwerpunkt und exzellentes Fahrverhalten“, sagt Günther Riedl, Geschäftsführer bei Roding Mobility und verantwortlich für die Technik bei der ELegend AG.

Damit wird der EL1 zu einer modernen, reinen Fahrmaschine: schnell, puristisch und kompromisslos. Ein neu entwickelter Subframe aus Aluminium für Front und Heck erleichtert den Zugang für Service und Wartungsarbeiten und gibt die Möglichkeit, auf der Plattform neue Derivate zu entwickeln.

„Die größte Herausforderung der vergangenen Monate lag in der Design-Technik-Konvergenz – also ein Rolling-Chassis für weitere Versionen zu entwickeln, dass einerseits unsere Design-Idee eines modernen Gruppe-B-Fahrzeugs nicht verwässert. Anderseits soll es eine Performance bieten, die bei den kompakten Maßen, der guten Ergonomie und dem ausreichenden Platz ihresgleichen sucht“, erklärt Holzinger.

Designer Holzinger – mit dem Hang zur extremen Perfektion

Beim Design verfeinert und optimiert Marcus Holzinger mit seinem Team im Vergleich zur vorgestellten Studie Feinheiten, wie neu entwickelte Griffmulden und aus Gründen der Zulassung in den USA auch Außenspiegel. Weiterhin lassen sich die beiden Seitentüren des Zweisitzers weit öffnen, ebenso wie die Heckklappe mit der integrierten C-Säule. Zu einem der Design-Höhepunkte zählt das Glasdach in der Form einer NACA-Öffnung.

Auf der Haube zitiert eine angedeutete Hutze mit drei Kühlschlitzen den Klassiker. Darunter sitzt eine tiefe Front mit breitem Frontspoiler und einer schwarzen, innenliegenden Maske. Ein niedriges und kompaktes Greenhouse, kurze Überhänge und breite Radhäuser kennzeichnen die Neuinterpretation der Rallye-Ikone aus den 1980er-Jahren. Am Heck dominiert ein durchgehendes, dünnes LED-Leuchtenband, dazu sitzt ein Heckflügel auf der Heckklappe. Viel Zeit und Liebe investierte das Team ins Interieurdesign und in die Auswahl der passenden Materialien.

Assistenzsysteme und Rennsport-Feeling

Neben einem modernen High-End-Infotainmentsystem inklusive Bluetooth-Schnittstelle, Navigation und Multimedia-Funktion sorgen Klimaanlage, Rückfahrkamera, Parksensoren und elektrische Fensterheber für Komfort. Einen sicheren Halt finden Pilot und Copilot in den individuellen Sportsitzen mit Hartschale. Zur hochwertigen Optik und edlen Haptik gehören einzelne Komponente aus Sichtcarbon und ein exklusiver ELegend-Radsatz.

„Mit dem EL1 zitieren wir automobile Legenden, gleichzeitig blicken wir bei Design, Technologie, Materialgüte und Verarbeitungsqualität nach vorne und erschaffen damit eine retrofuturistische Form für das 21. Jahrhundert, die ihresgleichen sucht“, erklärt Holzinger.

Potenter Antrieb und High-Speed-Laden

Viel Entwicklungsarbeit und Know-how steckt in den Antriebskomponenten. ELegend hat sich im Namen von Qualität, Performance, Zuverlässigkeit und dauerhafter Marktverfügbarkeit dazu entschlossen, bei der Inverter-Motor-Getriebe-Einheit auf ein bereits bestehendes Power-Set-up zurückzugreifen. Die Kraft wird serienmäßig über alle vier Räder verteilt. Dafür sorgen zwei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von bis zu 600 kW/816 PS. Aus dem Stand sprintet der EL1 in rund 2,8 Sekunden auf 100 km/h, bis 200 km/h vergehen nach dem Start 7,5 Sekunden. Zum Marktstart plant ELegendeinen auf Beschleunigung optimierten Antrieb und eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Die intelligent positionierte Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 80 kWh lässt sich über 200-kW DC-Funktion schnellladen, ein 22-kW-AC/DC-Onboard-Ladestrom-Wandler sorgt für schnelles Laden zu Hause oder unterwegs.

Zwei Runden Nordschleife

Dabei liegen die Zellen der Batterie im Mitteltunnel und hinter der ersten Sitzreihe, angeordnet wie ein T. Vorteil: Eine tiefe Sitzposition und ein niedriger Schwerpunkt. Dank neu entwickelter Kühlungsstrategie sowie Lade- und Powerperformance lassen sich mit einer Akkuladung zwei heiße Runden auf der Nürburgring-Nordschleife im Renntempo zurücklegen – ohne Leistungsverlust. Für die Fahrt stehen die Fahrprogramme Standard und Sport zur Wahl. Hingegen lässt sich das Performance-Fahrwerk in drei verschiedenen Stufen variieren; ein Fahrwerks-Lift-System bietet ELegend optional an. Für Sicherheit des straßenzugelassenen Sportcoupés sorgen neben ABS und ESP auch eine Traktionskontrolle, Fahrer- und Beifahrerairbag und ein Hochleistungs-Bremssystem.

Der EL1 wird ab 2024 in einer Kleinserie von 30 Einheiten per Hand gefertigt. Der Preis pro Fahrzeug beträgt 890.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Was bedeutet das?

Aus dem Traum eines Designers, den ultimativen Sport-Boliden der Rally-Serie in die Neuzeit zu bringen, ist großartige Realität geworden. Voraussichtlich werden zwei weitere Ikonen desselben Baumusters im modernen Coachbuilding folgen, ebenfalls mit einer Limitierung auf 30 Fahrzeuge.

ELegend-Gründer Holzinger verriet uns in einem Gespräch, dass es sich bei den weitern Rally-Ikonen um Lancia Stratos HF, Peugeot 205 T16 oder/und Ford RS200 handeln werde. Man darf gespannt sein, wie das Design-Team die Rally-Fahrzeuge extrem-elektrifiziert.

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