EUPD Research vergleicht mobile Ladestromtarife

Der Bonner Markt- und Wirtschaftsforscher EUPD Research untersucht in der  „Vergleichsanalyse mobiler Ladestromtarife 2020“ den deutschen Markt für mobile Ladestromtarife. In den knapp 300 Tarifen zeigen sich erhebliche Preisunterschiede, sowie ein deutlicher Preisanstieg der Ladekosten pro Kilowattstunde für die analysierten E-Automodelle verschiedener Hersteller.

Schade: Die Studie ermittelt große Preisdifferenzen und steigende Ladekosten. | Foto: A.Krebs/Unsplash
Schade: Die Studie ermittelt große Preisdifferenzen und steigende Ladekosten. | Foto: A.Krebs/Unsplash
(erschienen bei VISION mobility von Lydia Hällmeyer)

Mit der Zahl der Elektrofahrer steigt der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Mit knapp 200 Anbietern und nahezu 300 unterschiedlichen Tarifen hat sich die Angebotsseite innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt, wie die aktuelle Studie der EUPD Research zeigt. Immer mehr Anbieter von Autostromtarifen wollen sich auf dem Markt etablieren. Sie weisen vor allem Unterschiede im Zugang zur Ladesäule, Vertragslaufzeiten, Bezahlwegen, Verfügbarkeiten und natürlich den Kosten auf. Für Verbraucher gestaltet es sich daher oft schwierig, den Überblick zu behalten. In erster Linie, weil einige Anbieter keine transparente Übersicht über die entstehenden Kosten geben. Zudem hängt die Wahl des Autostromtarifes stark vom jeweiligen Fahrzeugmodell und dem Fahrverhalten ab.

Die angebotenen Tarife reichen von komplett kostenloser Ladekarte im Stadtgebiet bis hin zu kostenintensiven Tarifen an Schnellladesäulen. Manche Anbieter rechnen noch immer nicht nach Kilowattstunde ab, sondern erheben Standzeitgebühren, meist pro Minute, oder Pauschalpreise pro Ladung. Zusätzlich können Kombinationen der drei Abrechnungsmodelle auftreten. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Ladepreise oder zusätzlich anfallende Roaming-Gebühren, die entstehen können und berücksichtigt werden müssen. Die jährlichen Ladekosten setzen sich demnach aus den Abrechnungskosten und meist auch aus einer monatlichen Grundgebühr zusammen.

Auch in 2020 zeigt sich, dass sich die Preisspanne pro Kilowattstunde und Automodell sehr individuell gestaltet. Bei einem Renault Zoe kann mit durchschnittlichen Ladekosten von 30 Cent pro Kilowattstunde gerechnet werden. Wobei beim VW e-Golf bis zu vier Mal höhere Ladekosten von 1,25 Euro pro Kilowattstunde bei einem Anbieter entstehen können. Im Durchschnitt liegen die Kosten aller untersuchten Modelle im Bereich zwischen 30 und 35 Cent pro kWh.

Die Variation der Ladekosten hängt zusätzlich stark von den technischen Gegebenheiten der Modelle ab. Es zeigt sich, dass vor allem beim Smart fortwo durch die hohe AC-Ladenutzung Flat-Rate-Tarife oder günstige AC kWh-Preise von Vorteil sind. Beim Tesla hingegen sind vor allem Pauschalpreise interessant, da das Model 3 eine hohe Batteriekapazität aufweist und mit Pauschalpreisen sehr günstig laden kann. Der Arbeitspreis ist darüber hinaus auch mit der Ladeleistung der Säule zu betrachten. Daher kann ein sehr günstiger Tarif auch an eine geringe Ladeleistung gekoppelt sein, was die Ladezeit extrem verlängern kann.

Im Vergleich zum Vorjahr wird ersichtlich, dass die durchschnittlichen Kosten pro Kilowattstunde ansteigen. Jüngstes Beispiel zeigt sich beim Ladesäulenanbieter Ionity, welcher die Preise auf 79 Cent pro Kilowattstunde angehoben hat. Ein stärkerer Ausbau, vor allem in der Schnellladeinfrastruktur bringt hohe Kosten mit sich. Somit muss die wachsende Infrastruktur auch wieder refinanziert werden. Beim Renault Zoe und VW e-Golf ist dies schon erkennbar, daher steigt der durchschnittliche Ladepreis um 30% bei Renault Zoe und 9% bei VW e-Golf im Vergleich zum Vorjahr an. Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass das neue Modell Renault Zoe in diesem Jahr auch mit DC-Lademöglichkeit in die Bewertung eingeflossen ist, wohingegen im letzten Jahr noch ein älteres Modell mit nur AC-Ladung berücksichtigt wurde. Beim VW e-Golf bleiben die teuersten Tarife bei über einem Euro pro Kilowattstunde.

Christine Koch, Projektleiterin der Studie bei EUPD Research, erklärt:

„Steigende Ladepreise werden auch in Zukunft zu verzeichnen sein, da vor allem die Schnellladeinfrastruktur ausgebaut wird und höhere Kosten mit sich bringt. Der Markt befindet sich noch am Anfang und bis sich die Kosten einpendeln, wird es noch eine Weile dauern. Dennoch wird deutlich, dass auch die Höhe der Kilowattpreise im Zusammenhang mit Ladezeit und Ladeleistung steht.“

Was bedeutet das?

Das war abzusehen: Mit der komplexeren Ladetechnik steigen auch die Preise. Das Problem daran: Bei den aktuell niedrigen Spritpreisen wird Elektromobilität so sehr schnell unattraktiv. Denn bei einem sparsamen Diesel genügen momentan (Stand 3.6.2020) fünf bis sechs Euro, um 100 Kilometer weit zu kommen - da dürfen E-Autos bei 40 Cent Ladestromkosten pro Kilowattstunde nicht mehr als 15 kWh/100 Kilometer verbrauchen und da wird es schon eng. Insofern droht hier die Gefahr, die E-Mobilität über zu hohe Ladestromkosten wieder abzuwürgen, da sich so keine lohnende TCO-Rechnung aufmachen lässt.

Printer Friendly, PDF & Email