Ford Mustang Mach E: Viel PS und bis zu 600 Kilometer Reichweite

Über den Namen wurde länger diskutiert als über das Konzept: Ein Elektro-SUV mit Mustang-Genen, fast zeitgleich in Los Angeles und Oslo präsentiert. Sein Clou ist die Reichweite mit großem Akku. Das Spitzenmodel GT kommt sogar auf elektrische 600 PS.

Im Rampenlicht: Fords neuer Mustang Mach E in Oslo. | Foto: G. Soller
Im Rampenlicht: Fords neuer Mustang Mach E in Oslo. | Foto: G. Soller
Julian Kral
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Dass man einmal scharf darauf sein könnte, die lange vordere „Motorhaube“ seines Autos zu waschen, obwohl darunter eigentlich gar kein Motor mehr sitzt, ist eine neue Idee. Sie stammt von Mach-E-Designer Murat Güler, der daraus tatsächlich eine aufwändig geformte Skulptur gemacht hat. Auch sonst bietet der Mach-E zahlreiche sexy Rundungen und kräftige Schultern, welche einem eine Handwäsche versüßen könnten. Tatsächlich sieht der Mustang Mach E in Realität stärker nach Mustang aus, als es erste Bilder andeuteten.

Obligatorisch für einen Mustang: GT-Version mit 600 PS

Also: Auch Ford fährt die Elektromobilität hoch und startet wie so viele andere im Zentrum des Marktes: Mit einem 4,71 Meter langen SUV-Coupé, das in Deutschland anfangs ab 46.900 Euro brutto starten soll. Dafür gibt es den „kleinen“ 75-kWh-Akku und 258 PS, darüber rangiert eine Version mit 99-kWh-Batterie, dazu kommen Allradvarianten und bei Bedarf noch mehr Power. Topversion wird wie beim Mustang-Verbrenner der „GT“ mit 600 PS Leistung und 830 Nm Drehmoment und Allradantrieb, der auf jeden Fall „fahrdynamisch“ ausgelegt werden soll. Er kommt auf rund 500 Kilometer Reichweite nach WLTP und soll 2021 folgen. Der GT soll in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h schießen, wobei man hier das ruckartige Achterbahnfeeling wie bei Tesla vermeiden möchte.

E-Vielfalt: mehrere Varianten, faire Preise

Doch vorerst endet das Programm bei 68.900 Euro für die First Edition (mit 337 PS die „starke“ Leistung, aber mit großem Akku und ebenfalls Allrad). Dazwischen rangiert noch eine Variante mit 285 PS und Hinterradantrieb für maximale 600 Kilometer Reichweite für 54.475 Euro brutto. Und für 54.000 Euro brutto gibt es die 258-PS-Basis mit Allrad. Womit Ford gleich sehr viele Varianten auffährt.

Kann auch Alltag: 400 Liter Kofferraum plus 100 Liter vorn

Geplant sind mehrere Fahrmodi, die von leise über „engagiert“ bis „ungezügelt“ umschrieben werden, an der Feinabstimmung würde man aber im Detail noch tüfteln. Dank Torque-Vectoring und ausgeglichener Gewichtsverteilung kann man vom braven SUV bis zum bösen Übersteuerer viel programmieren. Apropos Gewicht: Der Mach E soll bei gut 2,2 Tonnen starten und selbst die Topversion sollte nicht über 2,4 Tonnen wiegen. Was für ein solches Kaliber Auto Stand heute ein guter Wert ist.

Schnell geladen: Bis 150 kW Leistung an Bord

Trotzdem kann der Mach E Alltag: Mit viel Platz für vier, 402 Liter Kofferraum plus einem 100-Liter- Fach vorn in bei Ford „Frunk“ genannt – Front-Trunk. Mit umgelegten Rücksitzen passen dann bis zu 1.420 Liter in den Stromer. Schnellladen geht bis zu 150 Kilowatt und bei leeren Akkus kann man bis zu 93 Kilometer in 10 Minuten holen. Die Akkus bezieht man bei LG Chem, die E-Maschinen sind dagegen Eigenentwicklungen: Sie sollen extrem effizient arbeiten. Vorn sitzt ein wassergekühlte Maschine mit maximal 50 kW, während hinten bis zu 210 kW anschieben. Der hintere Motor ist übrigens ölgekühlt.

Der erste Eindruck: Öffnen per Smartphone

Also steigen wir ein: Die Türen öffnen per Smartphonebefehl auf Knopfdruck, klassische Griffe gibt es nicht mehr, sie haben Güler eh nie gefallen:

„Da haben wir so tolle Flächen und dann müssen wir da für die Türgriffe wieder Löcher reinschneiden“, erklärte er den Vorstoß.

Trotzdem braucht die vordere Tür noch eine Art Griff, da man sich sonst die Finger zwicken könnte, wenn jemand zugleich das hintere Portal öffnet. Das dann auch immer zeitverzögert freigegeben werden muss. Sie merken schon: Hier hat das Design über die Funktionalität gesiegt – so radikal hat sich das noch niemand getraut.

Innen erwartet einen dann ein hochkant stehender 15,5-Zoll-Touchscreen ähnlich Tesla. Immerhin gibt es hier unten noch einen edlen Drehring für intuitive Einstellmöglichkeiten. Die Armaturentafel, die sich in ihrer Flügelform am Ur-Mustang orientiert, ist rechts und links mit wohnlichem Stoff bezogenen, dahinter sitzt die optionale „Soundbar“ von Bang & Olufsen.

Zeitgemäß: Software-Updates over the air

Die Software erhält ihre Updates jetzt over-the air, auch Alexa und Spracherkennung sind an Bord. Die neueste Version von Fords „Sync“ kann mitdenken und auch eine Fahrererkennung ist vorgesehen, denn auch der Mustang Mach E soll bei Bedarf nicht nur starkes E-SUV, sondern mitdenkender „Kumpel“ sein. Zu gewohnt kumpelhaften Preisen: Bei der Premiumkonkurrenz serviert man weniger Reichweite für viel mehr Geld. Einziges Manko: Er wird erst Ende 2020 geliefert.

Was bedeutet das?

Tatsächlich gilt hier wieder mal der Spruch: „Ford, die tun was“. Nämlich ein tolles Elektro-SUV mit ordentlicher Reichweite bauen, das viel Power und bei erträglichem Gewicht und Preis bietet. In Sachen Leistung und Package dürfte er den „Premiumherstellern“ das Leben im E-Bereich sehr schnell sehr schwer machen – die haben hier nämlich eher weniger statt mehr zu bieten.  

 

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