Formel E São Paulo E-Prix: Sam Bird holt ersten Sieg für NEOM Mc Laren

Orange rules! Auf allen Kanälen feierte Mc Laren seinen ersten Sieg in der Formel E – der erst in der allerletzten Runde mit einem waghalsigen Manöver von Sam Bird eingetütet wurde.

Orange dominiert: Erstmals holte Neom Mc Laren einen Sieg in der Formel E. | Foto: ABB FIA Formula E
Orange dominiert: Erstmals holte Neom Mc Laren einen Sieg in der Formel E. | Foto: ABB FIA Formula E
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Alles wieder anders in São Paulo: Beim vierten Rennen der Saison 2024 holte Sam Bird einen der dramatischsten Siege in der Geschichte der Formel E - mit einem atemberaubenden Manöver in der allerletzten Rune gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Mitch Evans von Jaguar TCS Racing. Damit holte NEOM McLaren seinen ersten Sieg in der ABB FIA Weltmeisterschaft und Bird seinen ersten mit dem neuen „orangen“ Team zu erlangen.

Sogar Bernie Ecclestone war vor Ort

Das Rennen glich einem wilden Hexenkessel und sah insgesamt 212 Überholmanöver. Es wurde von Zehntausenden von Fans in der bevölkerungsreichsten Stadt Brasiliens angeschaut. Darunter gab sich sogar Rennsportlegende Bernie Ecclestone ein Stelldichein, ebenso wie die Lokalmatadore Felipe Massa und Emerson Fittipaldi.

Sam Bird etablierte früh eine Führung in São Paulo und nutzte strategisch den Attack Mode, um sich in der Spitzengruppe des Feldes zu halten, wo auch Pascal Wehrlein und Mitch Evans kämpften. Auch hier zeigten die Jaguar- und Porsche-Antriebe ihre Stärke. Während des Rennens waren fünfzehn (!) Konkurrenten eng zusammen, mit minimalen Zeitunterschieden, die den intensiven Wettbewerb betonten: Die Führung wechselte immer wieder zwischen Bird, den Porsches von Wehrlein und seinem Teamkollegen António Félix da Costa, dem Jaguar von Mitch Evans und Jake Dennis (Andretti Formula E).

Der Kurs gehört zu den schnellen, energiefressenden Strecken

Nicht einfach: Mit der Energie hauszuhalten, denn der Anhembi Sambadrome Circuit in São Paulo beinhaltet lange Geraden und weit geschwungene Kurven und gehört damit zu den „schnellen“ und damit stromfressenden Strecken im Formel-E-Kalender. Zwei Safety-Car-Phasen – einschließlich einer für die Bergung von Nick Cassidy's Jaguar - der Neuseeländer schlug in der 16. Runde dramatisch in die Wand ein – verwandelten den Rest des Rennens dann in einen einzigen Endspurt zum Ziel. Und als Runde für Runde runtergezählt wurde, schienen Bird und Evans immer besser zu werden. Dennis lag auf dem dritten Platz, hatte noch 1,5 % mehr nutzbare Energie in der Hand gegenüber dem Führungsduo, aber: Sein Auto war zu heiß, um das nutzen zu können.

Evans hatte alles eingetütet – eigentlich….

In den letzten sieben Runden, einschließlich dreier zusätzlicher Runden für die Safety-Car-Perioden, schien Evans der Sieg sicher, zumal er sich ein wildes Manöver in Kurve drei traute, in der außen an Bird vorbeiging. Der jedoch wollte noch lange nicht aufgeben: Im schmerzlichen Bewusstsein, dass er seit dem Rennen in New York City 2021 nicht mehr gewonnen hatte, wagte Bird ein letztes Manöver gegen Evans, seinen alten Sparringspartner und Jaguar-Teamkollegen: Er ging ganz außen um Kurve 10 – so sah er seine letzte Chance, noch zu gewinnen. Und blieb dann voll auf dem Fahrpedal, um in die Innenlinie von Kurve 11 zu stechen – und so die Führung zu übernehmen! Es gelang und er kam nur gut eine halbe Sekunde (!) vor Evans in Ziel. Sicherlich eine der besten Manöver und gelungensten Abschlüsse eines Rennens in der 10. Saison der Formel E.

Hohe Temperaturen machten allen zu schaffen

Mit den Temperaturen hatten alle zu kämpfen, wobei die Nissan-Antriebe (die auch Mc Laren nutzt!) sich zu bewähren schienen. Denn nicht nur Dennis' Temperaturen waren kritisch, und der Porsche-betriebene Andretti musste bis zum Ende durchhalten, was Oliver Rowland (Nissan Formula E Team) ermöglichte, noch Platz drei zu holen: Während der amtierende Champion versuchte, Wehrlein abzuwehren konnte der aus Yorkshire stammende Rowland beide in der letzten Kurve überholen, und sprintete auf dem dritten Platz ins Ziel, während Wehrlein dahinter noch Dennis überholte und sich Rang vier sicherte.

António Félix da Costa rundete für TAG Heuer Porsche Formula E Team auf Rang sechs das Porsche-Ergebnis festigte. Schade für den brasilianische Lokalhelden Lucas di Grassi auf Abt Cupra: Nachdem er lange in den Punkten lag, musste er sich am Ende mit dem 13. Platz begnügen. Auch Nick Cassidy hatte diesmal Pech: Aufgrund seines Unfalls konnte er diesmal keine Punkte holen. Wehrlein findet sich jetzt mit nur drei Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz mit 53 Punkten, Evans folgt auf dem dritten Platz mit 39 Punkten in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Bei den Teams führt Jaguar TCS Racing vor TAG Heuer Porsche mit 96 zu 61 Punkten. Womit die Antriebsfavoriten weiter führen, doch in diesem Rennen hat vor allem Nissan aufgeholt und Mc Laren endlich mal wieder einen Sieg mit einem Monoposto eingefahren.

Was bedeutet das?

Die Formel E bleibt spannend, da hier allein Antriebe, Fahrer und Energiehaushalt (und damit Taktik) entscheiden. Und die Ergebnisse zeigen im Gegensatz zur Formel 1, dass bunte Abwechslung durchaus möglich ist.

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