"Gaffen tötet!" – Per QR-Code entlarven sich Gaffer selbst

Was tun gegen Gaffer? Die Johanniter Unfallhilfe hat dazu eine sehr kreative Idee entwickelt. Ein QR-Code auf dem Rettungsfahrzeug, der beim Fotografieren den Warnhinweis „Gaffen tötet“ aufpoppen lässt.

Wer diesen Rettungswagen fotografieren will, der erhält statt einem Foto den Warnhinweis „Gaffen tötet!“. (Foto: Johanniter Unfallhilfe/ots)
Wer diesen Rettungswagen fotografieren will, der erhält statt einem Foto den Warnhinweis „Gaffen tötet!“. (Foto: Johanniter Unfallhilfe/ots)
Christine Harttmann

Eine Innovation der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Kreativagentur Scholz & Friends kommt auf die Straße: mehr als 30 Rettungswagen der Johanniter werden aktuell mit einem innovativen Design ausgestattet, das Gaffern ihr schädliches Verhalten bewusstmachen soll. Dazu erklärt Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste der Johanniter-Unfall-Hilfe und selbst Notfallsanitäter:

„Wir möchten den Tag der 112 nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, wie gefährlich Gaffen ist. Können Einsatzkräfte nicht rechtzeitig den Unfallort erreichen oder werden von ihrer Arbeit abgelenkt, gefährdet das das Leben der Unfallopfer. Zusätzlich gefährden die fotografierenden oder filmenden Schaulustigen auch ihr eigenes Leben, wenn sie dadurch im Straßenverkehr unaufmerksam werden oder sich für ein ‚gutes Foto‘ in den Gefahrenbereich bewegen."

Grigorian betont jedoch auch, dass ein Handy am Unfallort auch sinnvoll eingesetzt werden kann:

„Werden Passanten Zeugen eines Unfalls, kann durch Erste Hilfe Leben gerettet werden. Dazu gehört auch, die 112 zu wählen!“

Die Idee dahinter

Auf einigen Rettungsfahrzeugen hat die Johanniter Unfallhilfe nun ein digitales Design auf Basis der QR-Code-Technologie angebracht. Es soll Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, davon abhalten. Der QR-Code löst auf dem Handy der Fotografierenden den automatischen Warnhinweis „Gaffen tötet!“ aus. So soll Gaffern ihre Tat unmittelbar bewusstgemacht werden.

Denn Gaffen ist längst kein Kavaliersdelikt mehr. Seit dem 1. Januar 2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belangt werden kann.

Teilnehmende Rettungswachen der Johanniter

An den Standorten Düren (NRW), Rodgau (Hessen), Erfurt (Thüringen), Hermannsburg und Beckedorf (Niedersachsen), Ludwigsburg (Baden-Württemberg), Nossen (Sachsen) und Berlin sind die beklebten Rettungswagen schon auf den Straßen zu sehen. Die Standorte Seligenstadt (Hessen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Radebeul und Naumburg (Sachsen-Anhalt), Cottbus (Brandenburg), Stetten (Baden-Württemberg), Hiddensee, Wismar, Lindetal und Altenkirchen (Mecklenburg-Vorpommern) folgen in den kommenden Wochen.

Die wissenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das Phänomen des Gaffens und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team um Prof. Marisa Przyrembel bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen des Gaffens näher zu kommen.

„Es fehlt seit Jahren eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zu diesem Thema. Das wollen wir ändern“, fügt Prof. Dr. Marisa Przyrembel hinzu.

Zusätzlich soll das neue Design im praktischen Einsatz geprüft werden. Ausgewertet werden Daten aus den jeweiligen Rettungseinsätzen, Klickzahlen, die durch den QR-Code generiert werden und Daten, die aus Befragungen des Rettungsdienstpersonals sowie der Bevölkerung erhoben werden.

Zusätzlich zu den Standorten, deren Rettungswagen mit dem neuen Design ausgestattet werden, wurden 43 regulär beklebte Fahrzeuge in die Studie einbezogen, die als Vergleichswerte hinzugezogen werden.

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