IAA Nachlese 6: Willkommen im HiPhi Z
Der Gran Turismo mit den auffällig beleuchteten Türen, die automatisch gegenläufig öffnen und uns so zu Platz nehmen einladen, wartet in Halle C2. Auf 5,04 Meter Länge, 2,02 Meter Breite und eher niedrigen 1,44 Metern Höhe brachte man trotzdem einen 120-kWh-Akku unter, der im platzsparenden Cell-To-Pack-Verfahren verbaut wird. Laden kann man ihn aktuell allerdings nur mit maximal 100 kW, was wenig ist, wenn man in Deutschland Langstrecke macht. Eine E-Maschine an jeder Achse bietet je 247 kW und 410 Nm, womit ordentlich Leistung und Kraft geboten ist.
Die Reichweite nach WLTP soll bis zu 555 Kilometer betragen, was für die flache Optik und die große Kapazität nicht allzu viel ist und der Sprint auf 100 km/h soll in 3,8 Sekunden erledigt sein. Probieren wir gleich aus und ja, könnte hinkommen! Allerdings wird der Vorwärtsdrang der Flunder schon bei 200 km/h abgeregelt, um nicht noch mehr Strom zu ziehen. Und die Tempolimitdiskussion eine sehr deutsche ist…
Das Fahrverhalten: Eher unauffällig
Das Fahrverhalten überrascht weder in positiver noch in negativer Hinsicht – man fand hier einen ganz guten Kompromiss zwischen Komfort und Straffheit. Schon beim Mitfahren fällt auf: Trotz adaptiver Dämpfern und Hinterachslenkung fährt sich der Taycan-Gegner bei weitem nicht so verbindlich wie der angenehm knochige Porsche.
Großes Kino sind die Shutter und Spoiler, die alle elektronisch angesteuert werden: Die aktiven Klappen im Kühlergrill, die an den aktiven Heckspoiler gekoppelt sind, sollen für mehr Effizienz und Abtrieb sorgen, je nach Akku- und E-Maschinentemperatur und Geschwindigkeit. Weshalb mit dem Riesenakku dann auch eher 650 Kilometer Reichweite drin sein sollten.
Theoretisch kann er autonom nach Level 4 fahren
Voll ausgestattet ist er allerdings mit sämtlichen aktuell verfügbaren Assistenzsystemen: Klar, dass er autonom Ein- und Ausparken kann. Und im Z dank dem Lidar-Sensor soll er nach Software-Updates theoretisch auch autonom bis Level 4 fahren können…
Und er kann mit seiner Umgebung kommunizieren: Außen kommt er so auffällig rüber wie Lady Gaga in ihren wildesten Zeiten oder Harald Glööckler und begrüßt uns entsprechend mit einer Licht-und Musikshow samt sinnlosem Türenöffnen und –schließen. An den Türen können Lichtleisten mit der Umgebung kommunizieren und zig Sensoren überwachen mit dem Lidar nähere und in Fahrt fernere Bereiche rund ums Auto und füttern die Assistenzsysteme mit Informationen. Die Türen mit Ultra-Breitband-Verbindung sollen eine präzise Erkennung des Schlüssels respektive Hadys des Fahrenden ermöglichen und für Diebstahlsicherheit sorgen. Wobei auch die auffällige Optik des exotischen Z an sich hilft…
Innen: Screens und ein smarter „Bot“
Innen unterstützt einen der „HiPhi-Bot“, eine Künstliche Intelligenz: Er steuert die Klimatisierung, die Beleuchtung und das Meridian-Audiosystem mit seinen 23 Speakern, sowie die Beduftungs-Anlage. Und kann einen, nachdem man sich all das einmal (oder immer wieder neu) zurechtprogrammiert hat, für ein persönliches „Willkommen“ sorgen. Dazu kommen mehrere Screens, ein extragroßer für den Beifahrer, dass der dort auch Kinofilme streamen kann. Im Fünfsitzer mit durchgehender Rückbank wird es hinten mittig etwas eng, die übrigen vier Sitze bieten guten Komfort.
Komfort soll auch der Service bieten: Europachef Kjell-Arne Wold, der bei Tesla und Audi war, weiß, dass man eine so wilde Marke langsam aufbauen muss. Deshalb will er kostenloses Parken, Laden und Waschen an ausgewählten Flughäfen bieten und plant zum Start 500 bis 600 Autos, die aktuell ohnehin nur über zwei Hubs in München und Oslo und ein paar Pop-up-Stores bei Events vertrieben werden. Am 6.9.2023 wurde dann auch der erste Hub am Münchner Flughafen eröffnet, Oslo soll bald folgen.
Die Preise? Sechsstellig. Auf seinem Heimatmarkt wird der Z zu Preisen umgerechnet zwischen 87.000 und 127.500 Euro angeboten, in Deutschland kostet der Fünfsitzer ab 105.000 Euro und der Viersitzer ab 107.000 Euro.
Was bedeutet das?
Der Hi-Phi ist von seiner Muttergesellschaft „Human Horizons“ als „smarter Begleiter“ ersonnen worden, der einem mit 5G-Technik stets zu Diensten sein soll, womit die Marke einen sehr chinesischen Ansatz verfolgt. Die Preise passen zum Gebotenen, das man als Europäer aber mögen muss, denn als menschlicher Begleiter wäre der HiPhi Z eher einer der grellen und bunten Sorte. Auf dass er so schlau sein möge, wie seine Erbauer sich das wünschen.