Interview Roland Staehler, Managing Director D-A-CH Maserati: Der Kunde hat die Wahl
Mit dem elektrischen GranCabrio Folgore ist Maserati Erster weltweit. Wenngleich Cabrio und Elektro aktuell eine ganz schwierige Kombination ist…
Staehler: Natürlich waren beide Segmente für sich genommen schon mal populärer. Ich bin überzeugt, dass der Metatrend zu elektrischen Fahrzeugen anhalten wird. Und auch Cabrios wird es immer geben! Zumal in diesem Preissegment: Ein viersitziges elektrisches Cabrio mit 800-Volt-Technik, über 700 PS und 325 km/h Topspeed hat bisher tatsächlich niemand! Und wie gesagt, in diesem Segment verspricht die Kombination Cabrio und elektrischem Antrieb wirklich ein einzigartiges Fahrerlebnis, zumal man so tief sitzt wie im Verbrenner. Der Ansatz beim GranTurismo und GranCabrio Folgore war nämlich der: Wir haben auf das Maserati-Fahrerlebnis hin konstruiert, unabhängig vom Antrieb. Was bei den Folgore-Sportwagen zu den einzigartigen T-Bone-artigen Akkus führte, die wir quasi zwischen die Passagiere sowie davor und dahinter eingebaut haben. Dadurch liegt der Schwerpunkt noch mehr im Zentrum des Fahrzeugs als beim Verbrenner, was auch der Fahrdynamik hilft.
Aber schwerer ist er trotzdem?
Staehler: Ist er und Profis am Steuer spüren die Unterschiede – bei beiden Antriebsarten, aber das Fahrerlebnis bleibt so oder so ein Traum! Man hat eben die Wahl.
Deshalb bleiben die Verbrenner ja im Programm. Welchen Anteil am Antriebsmix trauen Sie den elektrischen Modellen zu?
Staehler (lächelt): Das ist aktuell schwierig zu sagen und variiert tatsächlich von Monat zu Monat und von Markt zu Markt. Also: Bis vor Kurzem, als Elektromobilität noch nicht überall kleingeschrieben und -geredet wurde, hätten wir hier weltweit locker mit 25 Prozent plus x gerechnet. Jetzt gehen wir mal von mindestens fünfzehn Prozent aus. Aber in Ländern wie z.B. Frankreich oder Österreich, wo man dramatische CO2-Steuern eingeführt hat, dürften die Folgore-Modelle sehr gut ankommen, sodass deren Anteil in diesen Märkten auch über 50 Prozent liegen kann. Aber auch in UK hält der Trend hin zum Elektromodell als spannende Alternative an. Weshalb ich mir grundsätzlich eine durchaus eine hohe Take-Rate für das GranCabrio Folgore vorstellen kann: Wenn sie beispielsweise in einer Metropole leise einen Boulevard entlangstromern, das hat schon was.
Eine höheren Anteil für das GranCabrio als beim Gran Turismo Folgore?
Staehler: Durchaus! Genug Kraft haben beide, aber dieses leise Dahinschweben passt zum Offenfahren einfach super, weshalb ich mir hier im Antriebsmix den höheren E-Anteil vorstellen kann.
Mit dem Auslaufen von Ghibli, Quattroporte und Levante wird Maserati ja fast wieder zum reinen Sportwagenhersteller – umso besser muss sich dann der Grecale verkaufen?
Staehler: Das tut er auch – er ist ganz klar unser Volumenmodell und rangiert auch in einem ganz anderen Preissegment. Wir starten hier aktuell bei 84.624 Euro und beim Grecale Folgore bei 124.301 Euro, womit wir auch im gehobenen Fleet- und Businesssegment unterwegs sind. Und da es hier mittlerweile überall strenge CO2-Vorgaben gibt, spielt uns der Grecale Folgore da natürlich in die Hände. Viele Levante-Kunden und -Kundinnen kann man da sicher überzeugen, dann kommt der Nachfolger in 2027 und der neue Quattroporte in 2028.
Welche Stückzahlen erwarten Sie da bis 2025 in Deutschland?
Staehler: 2023 wurden mehr als 1.000 Einheiten zugelassen, 2024 laufen die Folgore-Produkte erst an, sicher sehen wir unsere Marke bis 2025 weiterhin vierstellig. Grundsätzlich sehe ich für die Marke noch deutliches Potenzial. Aber sie haben Recht, wir bekennen uns so stark wie lange nicht zu unseren Sportwagenwurzeln, wo wir aber natürlich nicht die großen Volumina erwarten.
Topseller ist und bleibt dann wahrscheinlich der Grecale?
Staehler: Klares ja und auch hier hilft uns die Folgore-Version massiv, denn wie gesagt: Die Wachstumsgeschichte der Elektromobilität erlebt insbesondere in Deutschland gerade eine Delle, aber der Megatrend hin zum elektrischen Antrieb wird anhalten. Und da sind wir ganz vorn mit dabei - lassen unseren Kundinnen und Kunden aber weiterhin die Wahl!
Das Interview führte Gregor Soller