Kolumne: Bitte keine Abstürze mehr!!!

Nachdem unsere Fahrzeuge immer mehr zu rollenden Devices werden, stürzen sie softwareseitig auch immer öfter ab – was haben wir auch anderes erwartet?

Im Flugzeug können Systemabstürze schnell tödlich enden - in einem Absturz! | Foto: Jack Anstey/Unsplash
Im Flugzeug können Systemabstürze schnell tödlich enden - in einem Absturz! | Foto: Jack Anstey/Unsplash
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Schon die erste Ausfahrt im VW ID.3 mit nur teilweise funktionierender Software 2020 hätte uns stutzig machen sollen: Viele Kacheln wurden angezeigt, waren aber einheitlich düster und funktionslos. Klar, wurde bis zur Serie behoben, doch dann kam der erste Golf 8 in den Fuhrpark, bei dem teils das Navi ausfiel oder das DAB+-Radio verstummte. Ein paar Meter weiter nahm das alles dann wieder seine Arbeit auf, als wäre nichts gewesen. Was egal ist, wenn man nicht gerade in einer fremden Innenstadt auf eine exakte Routenführung angewiesen ist.

Die auch komplett versaut werden kann, wie uns einige Wochen später der Porsche Taycan trotz neuem PCM Porsche Communication Management 6.0 lehrte, der sich in seiner baustellengeplagten Heimatstadt Stuttgart komplett verhaspelte, da die Landeshauptstadt 2021 vor allem wegen dem Bahnhofsneubau permanent die Verkehrsführung ändert. Die Folge: Wir lernten ganz neue Stadtteile, Straßen und Sackgassen von Stuttgart kennen, die wir noch nie zuvor sahen – und kamen am Ende gerade noch rechtzeitig statt entspannt 30 Minuten zu früh zum Termin. Der zweite Porsche-Test-Taycan ließ dann mal kurz Sendersuchlauf und Lautsärkenregelung des DAB+-Radios brach liegen – zwei Minuten später funktionierte all das wieder, als wäre nie etwas gewesen.

Krassere Ausfälle hatten wir bei unserem elektrischen Volvo XC 40 T8, der im Verlauf des Tests einige Assistenten in die Pause schickte und bis zum Abstellen dort beließ. Großen Alarm gab es im Renault Clio: Von wildem Piepen untermalt, leuchteten ALLE Warnanzeigen auf und man gemahnte uns, sofort den Service aufzusuchen. Alle Fahrdaten – gelöscht und wir hatten auf der Schnellstraße keine Möglichkeit anzuhalten. Als dann nach rund fünf Kilometern endlich eine erste Parkbucht in Sicht kam, hatte sich er Franzose bereits komplett wieder eingekriegt, maß brav wieder seine genullten Fahrdaten und rollte weiter, als wäre nie etwas gewesen….hallo? Geht´s noch?

Liebe Autoindustrie: Bevor wir unsere Autos wie bei Porsche jetzt selbst als Komponisten tätig werden lassen, sorgt doch einfach dafür, dass einfach nur die Software zuverlässig läuft und man wenigstens das Radio IMMER laut und leise stellen kann. Denn als Fahrer möchte ich zuerst von A nach B kommen – im Idealfall habe ich sogar Spaß dabei und benötige dafür Nichts, außer einem Lenkrad, einfachen, dienenden Bedienelementen und unbedingter Zuverlässigkeit!

Und die scheint uns die wunderbare neue digitale Welt gerade nicht mehr garantieren zu können, im Gegenteil. Denn klar ist: „Abstürze“ gehören bei Rechnern und mobilen Devices seit ihrer Erfindung zum Alltag, denn sie wurden von Menschen programmiert – im Auto und noch viel mehr im Flugzeug haben sie aber nichts verloren!

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