Lieferverkehr: MAN setzt auf batterieelektrische Lkw

MAN Bus & Tucks sieht sich durch eine Fraunhofer-Studie in der eigenen Strategie bestätigt. Demnach wäre die vollständige Elektrifizierung im Urbanen Raum bereits heute möglich und verspricht auch wirtschaftlich Vorteile.

 „Der Aufbau von Ladeinfrastruktur muss jetzt oberste Priorität haben und durch den Staat unterstützt werden“, fordert Andreas Tostmann, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus. (Foto: MAN Truck & Bus)
„Der Aufbau von Ladeinfrastruktur muss jetzt oberste Priorität haben und durch den Staat unterstützt werden“, fordert Andreas Tostmann, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus. (Foto: MAN Truck & Bus)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

MAN Bus & Truck sieht sich durch die vom Fraunhofer Institut ISI veröffentlichte Machbarkeitsstudie „Lieferverkehr mit Batterie-Lkw: Machbarkeit 2021“ bestätigt. Die im Rahmen des Projektes „ZeroEmissionDeliveries – Berlin“ Forschungsarbeit veranschaulicht schreibt batterieelektrischen Lkw großes Potenzial zu – und das über den betrachteten Studienzeitraum hinaus. Fraunhofer ISI hat die Studie im Auftrag von T&E Transport & Environment erstellt. Mit deren Ergebnissen zeigt sich MAN Truck & Bus zufrieden. Zugleich verweist der Nutzfahrzeughersteller darauf, dass die staatliche Förderung von privater und öffentlicher Ladeinfrastruktur sowohl ein entscheidender Faktor für deren Umsetzung sei, als auch einer der größten Bedenken seiner Kunden.

In der ersten Machbarkeitsstudie zur Elektrifizierung des regionalen Lieferverkehrs, die auf echten Unternehmensdaten basiert, zeigt Fraunhofer ISI im Auftrag von Transport & Environment, dass die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs bereits kurzfristig möglich ist und wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen verspricht. Die ökonomische und technische Machbarkeit wurde anhand des praktischen Beispiels der Logistik von Rewe Group in der gesamten Region Nord-Ost Deutschlands untersucht. Das Ergebnis: Knapp 60 Prozent der betrachteten Rewe-Flotte ist bereits elektrifizierbar. Für rund 40 Prozent ist der Umstieg auf E-Trucks mit ökonomischen Vorteilen verbunden.

Andreas Tostmann, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus, zeigt sich erfreut über diese Ergebnisse, verbindet damit aber auch Forderungen an die Politik:

„Der Aufbau von Ladeinfrastruktur muss jetzt oberste Priorität haben und durch den Staat unterstützt werden. Auch sollten die Gesetzgeber eine präferierte Zufahrt für Nullemissions-Lkw in Städte mittelfristig beschließen.“

Bis 2025 müsse in Europa darüber hinaus ein Lade-Kernnetz mit Ladeleistungen von 700 bis 1.000 kW entlang der Autobahn entstehen, so Andreas Tostmann.

Priv.-Doz. Dr. Patrick Plötz hat die Machbarkeitsstudie am Fraunhofer ISI geleitet. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus seiner Sicht:

„Nach der Auswertung aller 9.500 Lkw-Touren zu über 540 Logistik-Punkten steht fest: Die aktuell verfügbaren Reichweiten von Batterie-Lkw reichen oft heute schon aus, um alle in der Studie analysierten städtischen Lkw-Touren und fast die Hälfte der betrachteten regionalen Touren mit E-Lkw zu schaffen. Mit einer optimierten Routenplanung und zusätzlichem Zwischenladen ist das Potenzial sogar noch größer. Bei schweren Lkw über 26 Tonnen mit sehr langen Tagestouren bleibt die Elektrifizierung nach Stand des heutigen Fahrzeugangebots allerdings noch eine Herausforderung.“

Aufgrund der hohen Ersetzbarkeit und möglicher Kostenvorteile lautet eine der Empfehlungen der Studie, dass Lkw-Betreiber bereits heute die Umstellung Ihrer Lkw-Flotte im städtischen und regionalen Lieferverkehr prüfen sollten.

MAN Truck & Bus hat die Ergebnisse der Studie mit hohem Interesse aufgenommen, da sie die eigenen Erfahrungen und Analysen bestätigen. Neben der Elektrifizierung im urbanen Raum, die heute schon vollständig möglich wäre, seien die Ergebnisse für regionale Anwendungen richtungsweisend. Rund 50 Prozent der untersuchten Routen wären hier bereits mit E-Lkw machbar, so der Hersteller. Wirft man nun einen Blick auf den kurzfristigen Untersuchungszeitraum bis 2023, werde klar, dass in den darauffolgenden Jahren mit verbesserter Batterietechnik viele zusätzliche Anwendungen und Routen mit Elektro-Lkw möglich und wirtschaftlich sein werden.

„Eine wichtige Ableitung der Studie für unsere Kunden ist aus meiner Sicht, dass Flottenbetreiber die technisch machbaren Routen zeitnah elektrifizieren können und zusätzlich der Umstieg von Diesel auf BEV für sie sogar heute schon in vielen Fällen wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt“, ergänzt Michael Treier, Sales Truck Alternative Drives bei MAN Truck & Bus, der an der Studie mitgewirkt hat.

Jekaterina Boening, Projektleiterin für die Machbarkeitsstudie bei T&E Deutschland, fasst die Ergebnisse so zusammen:

„Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs ist möglich und verspricht wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen. Die nächste Bundesregierung darf sich von Pseudolösungen wie Biokraftstoffe, E-Fuels oder Gas-Lkw nicht ablenken lassen, denn das wäre eine Verschwendung von Zeit und Geld.“

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