Männlich und schon älter: Der Trucker ein Auslaufmodell?

Mehr als ein Drittel aller Berufskraftfahrerinnen oder -fahrer ist laut Statistischem Bundesamt 55 Jahre alt oder älter. Berufseinsteiger gibt es hingegen kaum. Während die Entlohnung unterdurchschnittlich ist, steuert Deutschland damit auf einen eklatanten Fahrermangel zu.

Männlich und mindestens 55 Jahre alt - das ist der typische Lkw-Fahrer in Deutschland. (Foto: Pixabay)
Männlich und mindestens 55 Jahre alt - das ist der typische Lkw-Fahrer in Deutschland. (Foto: Pixabay)
Christine Harttmann
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

In Deutschland arbeiteten im Jahr 2021 rund 480.000 Menschen als Fahrende im Lkw. Ein größerer Teil von ihnen dürfte allerdings in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden. Mit 35 Prozent liegt der Anteil derer, die mindestens 55 Jahre alt sind über dem Durchschnitt von 25 Prozent unter den Erwerbstätigen insgesamt – und das in einer Zeit, in der uns Versorgungsengpässe und Probleme mit globalen Lieferketten die Bedeutung von Berufskraftfahrerinnen und -fahrern für eine funktionierende Wirtschaft vor Augen führen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bei der Veröffentlichung seiner aktuellen Zahlen mitteilt, lief zuletzt rund drei Viertel der Beförderungsleistung im Güterverkehr über die Straße.

 

Die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger, die 25 Jahren oder jünger sind, ist hingegen recht gering. Nur gut drei Prozent machten sie 2021 aus. Zum Vergleich: Unter allen Erwerbstätigen haben die unter 25-Jährigen einen Anteil von knapp zehn Prozent. Auffällig gering ist in der Berufsgruppe auch der der Frauenanteil von gerade einmal drei Prozent. Insgesamt betrachtet sind 47 Prozent aller Erwerbstätigen Frauen.

Verhältnismäßig niedigist ist außerdem laut der Statistik der Bruttoverdienste, den Berufskraftfahrerinnen und -fahrer im Gütertransport erhalten. 2021 erhielten Fachkräfte in Vollzeit mit einer entsprechenden Ausbildung durchschnittlich 14,67 Euro die Stunde. Angelernte Kräfte, also beispielsweise Lkw-Fahrende ohne entsprechenden Ausbildungsabschluss, erhielten im Schnitt 12,98 Euro. In der Wirtschaft insgesamt lag der durchschnittliche Stundenverdienst für Fachkräfte bei 20,44 Euro brutto, für Angelernte bei 16,40 Euro.

Auf den Monat gesehen ergab das einen Durchschnittsverdienst für Fachkräfte im Bereich Gütertransport von 2.725 Euro brutto – das waren gut 670 Euro weniger als Beschäftigte mit einer vergleichbaren Ausbildung und Berufserfahrung in der Wirtschaft insgesamt verdienten (3.399 Euro). Angelernte Kräfte verdienten durchschnittlich 2.371 Euro brutto im Monat. In der Wirtschaft insgesamt lag der Durchschnittsverdienst für diese Gruppe knapp 350 Euro höher, nämlich bei 2.717 Euro monatlich.

In den Bruttoverdiensten sind keine Sonderzahlungen enthalten. Die Angaben stammen aus der Vierteljährlichen Verdiensterhebung.

Trotz der Aussicht auf vergleichsweise geringe Löhne ist die Zahl der Auszubildenden für den Kraftfahrer-Beruf gestiegen: Zum Stichtag 31.Dezember 2020 absolvierten knapp 7.700 Menschen eine entsprechende Ausbildung – ein Anstieg um 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2010. Damals waren zum Jahresende rund 5.300 in der Ausbildung zum Berufskraftfahrer beziehungsweise zur Berufskraftfahrerin. Auch der Frauenanteil unter den Auszubildenden nahm im selben Zeitraum zu – von 3,7 Prozent Ende 2010 auf 8,3 Prozent Ende 2020.

Die Ergebnisse zur Anzahl und Anteilen bei Berufskraftfahrerinnen und -fahrern stammen aus dem Mikrozensus, der 2020 methodisch neugestaltet wurde.

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