Mercedes-Benz One-Eleven: C-111-Hommage mit Axial-Flux-Motor
Der AMG-One in Ehren: Technisch schaffte man es tatsächlich, ein Formel-1-Triebwerk in ein Serienmodell zu bauen, aaaaber: Optisch blieb das Ergebnis flau bis verwechselbar und die Technik ist im Unterhalt horrend teuer! Weshalb man das Pferd neu zäumte, denn: Mit dem YASA-Axial-Flux-Motor hätte man eine kompakte und effiziente E-Antriebsquelle im Haus und mit dem C111 ein Kultdesign, das nach einigen Prototypen leider doch nie in Serie ging.
Alles auf orange!
Nachdem Design-Boss Gorden Wagener Kanten hasst und der C111 mit den runden Frontscheinwerfern schon Rundungen vorgab, geriet die 1,17 Meter flache Studie „rund“ – im Wortsinn: Man erkennt sofort den C111 in ihr und trotzdem ist sie futuristisch und eigenständig. Und Wagener kann im kalifornischen Carlsbad nochmal zeigen, was das viel geschmähte „One-Bow“-Design eigentlich drauf hätte!
Um die Aerodynamik zu verbessern müht man diffizile Aeroflaps und lässt den One-Eleven ganz knapp über den Boden schweben, dass er quasi mit diesem „verschmilzt“. Was das Auf- und Abladen im Designcenter und in Carlsbad nicht unbedingt vereinfachte – doch trotzdem wirkt das Ganze stimmig.
Innen muss man dann eher Platz liegen als „nehmen“ und eine AR-Brille hilft, die fehlende Übersichtlichkeit zu kompensieren. Fahrer oder Fahrerin finden auf festen Polster statt und greifen an ein (wieder) modisches eckiges Lenkrad. Für schnelles Fahren nicht angebracht, weshalb man das alles auch aufrechter und autonom fahrend haben kann – dann sollen laut Wagener die Sitzpolster zumindest optisch mit dem Schweller, dem Mitteltunnel und dem Gepäckfach zu einer Art „Einheit“ verschmelzen.
Die Umgebung kann nach Bedarf programmiert werden
Und wenn man mal wieder bei Mistwetter in Mistumgebung im Miststau stehen sollte, helfen einem die sogenannten „Magic Leap 2 Augmented Reality“-Teile: AR-Brille mischen dann die reale Umgebung mit kontextabhängigen Inhalten ab. Und wie bei Audi kann man hier jetzt auch Benutzeroberflächen oder Navigationskarten einspielen. Und bei Nebel oder Dunkelheit lässt sich die Umgebung heller und schöner darstellen.
Der Axialfluss-Motor bietet die gleiche Leistung auf einem Drittel des Volumens
Und der Antrieb? Macht sich kleiner denn je, denn beim Axialfluss-Motor läuft der elektromagnetische Fluss parallel zur Drehachse des Antriebs und nicht wie sonst üblich senkrecht dazu. Weshalb diese E-Maschine kräftiger ist und schmaler und leichter als konventionelle Radialfluss-Antriebe bauen soll. Weshalb man ihn an die je äußeren Enden der Hinterachse gesteckt hat - wie beim One Eleven, wo er allerdings mit einem extrem wartungsintensiven Formel-1-Verbrenner zusammengespannt wurde, der mehr Zeit beim Regelservice als auf der Strecke verbringen dürfte. Der Axialflussantrieb dürfte zwar ein paar Euro teurer kommen, aber für AMG gesetzt sein. Denn die Produktion wird in Berlin-Marienfelde konkret geplant – ab 2025 auch in elektrischen AMG-Modellen, die ab dann in Sindelfingen auf der speziellen Elektroplattform AMG.EA. entstehen sollen. Und als Topmodell eine orangerunde Flunder wie den One-Eleven? Why not?
Was bedeutet das?
Mercedes-Benz hält mit dem One-Eleven mal den Zeh ins Wasser, wie Kunden auf ein künftiges Hypercar reagieren könnten. Nachdem der C111 bereits so eigen war, dass er absolut allein auf weiter Flur stand, spräche nichts dagegen, diese futuristische Flunder künftig doch noch in Serie zu bauen – nicht wieder als „optisches Irgendwas“, sondern als optional orangen Mercedes-Supersportwagen, den man sich vor gut 50 Jahren halt einfach nicht getraut hat!