Michelin baut mit Partnern erste Anlage für Altreifen-Recycling

Die Anlage im schwedischen Uddevalla (Schweden) auf Basis der Pyrolysetechnologie hat eine Kapazität von rund 35.000 t Altreifen pro Jahr.

Rund 35.000 t Altreifen jährlich sollen in der Anlage in Uddevalla zunächst verarbeitet und in ihre Rohstoffe zerlegt werden. (Foto: Michelin)
Rund 35.000 t Altreifen jährlich sollen in der Anlage in Uddevalla zunächst verarbeitet und in ihre Rohstoffe zerlegt werden. (Foto: Michelin)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Claus Bünnagel)

In Uddevalla (Schweden) entsteht derzeit eine Anlage, die jährlich zunächst rund 35.000 t Altreifen verarbeiten und dank Pyrolysetechnologie Rohstoffe zurückgewinnen soll. Sie soll 2025 in Betrieb gehen und zunächst bis zu 40 Arbeitsplätze schaffen.

Verantwortlich für den Bau der Anlage ist ein im März 2023 gegründetes Joint Venture zwischen Antin Infrastructure Partners, Enviro und Michelin. Der Bedarf für innovative Ansätze beim Altreifen-Recycling ist groß: Allein in Europa beläuft sich die Menge der Pneus, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, auf 3,5 Mio. t pro Jahr.

Weitere Anlagen in ganz Europa

Sobald die Anlage im schwedischen Uddevalla ihren Betrieb aufgenommen hat, will das Joint Venture mit dem Bau weiterer Anlagen in ganz Europa beginnen. Sie sollen jährlich 1 Mio. t Altreifen verwerten. Auch für den Bau dieser Fabriken haben sich Antin und Enviro bereits auf einen Finanzierungsplan geeinigt. Eine Reihe von mehrjährigen Verträgen über die Lieferung von Altreifen sowie von rückgewonnenem Ruß und Pyrolyse-Öl sind ebenfalls schon unterzeichnet.

Innovative Technologie

Die patentierte Recyclingtechnologie von Enviro macht es möglich, aus Altreifen Rohstoffe zu gewinnen, darunter Ruß und Öl. Diese können bei der Herstellung von Reifen und in der petrochemischen Industrie verwendet werden. Durch das Recyclingmaterial lassen sich die Emissionen, die herkömmlicher Ruß verursachen würde, um mehr als 90 % senken.

„Michelin hat die Gründung des Joint Ventures zwischen Enviro und Antin nachdrücklich unterstützt. Schon seit 2020 treibt Michelin als Anteilseigner von Enviro die Entwicklung dieser Technologie voran. Jetzt, da alle Finanzierungsfragen geklärt sind, gehen wir mit dem Bau der ersten Anlage in Schweden den nächsten Schritt. Der Start dieses ehrgeizigen Industrieprogramms, das europaweit ausgebaut werden soll, steht im Einklang mit den strategischen Zielen der Michelin Gruppe: Wir wollen bis 2050 Reifen zu 100 % aus erneuerbaren und recycelten Materialien produzieren und damit die Umweltauswirkungen der Michelin-Reifen insgesamt verringern“, erklärt Maude Portigliatti, Direktorin für Hightechmaterialien und Mitglied des Executive Committee der Michelin Gruppe.

Was bedeutet das?

Endlich packt ein Branchenriese das Thema Reifenrecycling konsequent an. Denn es ist mehr als drängend angesichts der riesigen Mengen von Altreifen, die anfallen, und der Notwendigkeit, mittel- bis langfristig sämtliche kommerzielle Produkte zu 100 % in ein Kreislaufsystem zu bringen. In dieser frühen Phase begeistert die Idee einer vollständig kreislauffähigen Plattform im Reifenbereich: Sie recycelt die Pneus am Ende ihres Lebenszyklus und macht daraus nachhaltig nutzbare Rohstoffe. Schön wäre es, wenn die patentierte Pyrolysetechnologie von Enviro durch die Zusammenarbeit der drei Partner zügig in ganz Europa verbreitet werden kann.

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