Mit Fahrern im Gespräch ... Unterwegs in Zeiten von Corona

Sie fahren Lebensmittel, Stückgut, Container, Sprit und Stahl. Sie fahren quer durch Deutschland und andere Länder. Sie alle waren vom Corona-Shutdown im März besonders betroffen. Ihre Arbeit wurde in den Medien hoch geschätzt, weil sie uns mit all dem versorgt haben, was wir brauchen. Wie haben sie die Zeit erlebt? Was hat sie geärgert? „Unterwegs auf der Autobahn“ hat Trucker nach ihren Erfahrungen gefragt. Vor allem René Jägers Appell regt zum Nachdenken an.

Mit Fahrern im Gespräch ... Unterwegs in Zeiten von Corona
Mit Fahrern im Gespräch ... Unterwegs in Zeiten von Corona
Redaktion (allg.)

FRAGE 1: Gibt es Ereignisse in letzter Zeit, die Sie besonders gefreut haben?
FRAGE 2: Gab es etwas, das Sie bei der Rast auf einem Autohof besonders geärgert hat?
FRAGE 3: Haben Sie gemerkt, dass Ihnen jetzt aufgrund von Corona mehr Wertschätzung entgegengebracht wird? Wenn ja, woran haben Sie das gemerkt?

Die Antworten der befragten Fahrer:

Benjamin KöhlmannBenjamin Köhlmann fährt einen Scania S 500 und transportiert Container mit Importware für die Spedition acargo. Unterwegs ist er meist auf der A7 zwischen Hamburg und Hannover. Obwohl der Beruf nicht wirklich mehr viel mit der „großen Freiheit“ zu tun hat, ist er leidenschaftlicher Lkw-Fahrer und gerne unterwegs. „Einmal Fahrer, immer Fahrer“ – so erklärt er es sich.

1) Nein. Ich finde, Corona hat unsere Arbeit um einiges schwieriger gemacht. Ich bin viel im Hamburger Hafen. Das Tragen der Maske und das Abstand macht die Arbeit unpersönlicher.
2) Viele Toilettenanlagen wurden geschlossen. Dann waren die Räume wieder geöffnet und man konnte umsonst duschen, aber dann gab es oft keine Seife und die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Eine Kette bildete die Ausnahme. An den Hoyer Autohöfen war alles picobello sauber und die Hygienestandards waren hoch.
3) Nein. Das habe ich nicht gemerkt.


Sven MayerSven Mayer liebt seinen Beruf und schätzt die Freiheit, die er ihm bietet. Seine Stammstrecke führt ihn von Gießen-Pohlheim nach Fulda, wo er regelmäßig Stückgut transportiert. Unterwegs ist er mit einem MAN TGX XXL 18500. Bei diesem ist das Fahrerhaus vier Meter hoch und als Mann, der 1,85 m groß ist, kann er darin stehen.

1) Als Berufskraftfahrer finde ich es schön und auf der anderen Seite traurig, dass unsere Arbeit nur jetzt zu Corona-Zeiten gewürdigt wird. Ich bin sehr oft als Fremdspedition für Tegut unterwegs. Wenn ich am Wochenende die Märkte anfahre und entlade, sind die Marktleiter da und bedanken sich. Das habe ich häufig erlebt. Dann gab es auch mal ein belegtes Brötchen extra oder einen Kaffee.
2) Nicht schön war es, dass die Duschmöglichkeiten eingeschränkt waren und es keinen Zugang zu Toiletten gab. Das erlebe ich heute immer noch, dass gesagt wird, es gibt keine Toiletten.
3) Ja – ich höre sehr oft – sowohl privat als auch im beruflichen Umfeld „Danke, dass ihr für uns da seid.“


Lars KuntzmannLars Kuntzmann ist mit einem DAF XF 460 unterwegs im norddeutschen Raum für die Mineralölspedition Johs. Martens und beliefert u.a. den Flughafen Hamburg. An seinem Beruf mag er die Herausforderung, dass man seinen Arbeitstag selbst gestalten muss und die Verantwortung, die er für sich und andere Verkehrsteilnehmer hat. Er transportiert Gefahrgut und ist auch für die Qualitätskontrolle beim Be- und Entladen verantwortlich.

1) Ja, es gab positive Ereignisse. Wir beliefern die Bundeswehr mit Kraftstoffen und man hat uns zügiger abgefertigt. Man musste nicht allzu lange in den Sicherheitsschleusen verweilen.
2) Es war nicht schön, dass die Restaurants an den Autohöfen geschlossen waren und man in der Kabine essen musste. Auch waren die Duschen geschlossen, weil man noch kein Reinigungskonzept hatte.
3) Nur ganz kurz war das der Fall.


Marvin ReichertMarvin Reichert ist als Springer für die Spedition Zufall in Fulda tätig und transportiert u.a. Waren zwischen der Firma Milupa und dem Logistik-Zentrum von Zufall. Er schätzt die Vielseitigkeit an seinem Beruf: „Kein Tag ist wie der andere“. Wenn Kinder ihm auf seinem Weg zuwinken, freut er sich besonders, dass er der jungen Generation noch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann.

1) Ich selbst fahre nur Tagestouren, aber dadurch, dass weniger Verkehr war, war alles etwas entspannter auf den Autobahnen. Jetzt hingegen ist das Verkehrsaufkommen wieder hoch und das Verhalten mancher Verkehrsteilnehmer aggressiver und es passieren wieder mehr Unfälle.
2) Geärgert hat mich, dass es für Lkw-Fahrer keine Möglichkeiten gab, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Auch heute gibt es oft nicht mehr die Trucker-Mahlzeiten, sondern vielleicht nur eine Bockwurst, und wenn man spät kommt, nicht einmal das.
3) Ja. Kurz nach dem Shutdown hat man gemerkt, dass sich die Kunden gefreut haben, dass wir kamen und die Waren gebracht haben. Man bekam Anerkennung dafür, dass man die Wirtschaft am Laufen hielt. Allerdings ist jetzt wieder alles beim alten.


Dieter SamseDieter Samse fährt in der Regel Sonntagabend um 22 Uhr von Witten im Ruhrgebiet mit seinem Scania 405 PS los. Für die kleine Spedition Fuchs Transporte übernimmt er den Transport von Schienen für die Deutsche Bahn. Er ist froh darüber, dass seine Firma keine Kurzarbeit anmelden musste. Er macht den Job schon seit 30 Jahren und möchte nichts anderes machen. „Ich fühle mich wohl in der Kabine, weil mir keiner im Nacken sitzt.“

1) Was an der Corona-Krise positiv ist, dass es weniger Verkehr auf den Straßen und jede Menge freie Parkplätze auf den Raststätten und Autohöfen gibt. Ich bin viel nachts unterwegs und die Parkplätze sind oft ab 18/19 Uhr rappelvoll. Mich freut auch, dass man jetzt wieder an den Autohöfen essen kann. In der Hauptphase ging das nicht.
2) Es hat einige Zeit gedauert, bis Duschcontainer aufgestellt wurden. Ich hatte das Glück, dass ich für die Deutsche Bahn unterwegs bin und deren sanitäre Anlagen nutzen konnte.
3) Nein.


Rene JägerRené Jäger ist seit kurzem für eine italienische Spedition unterwegs und er transportiert mit seinem Iveco Stralis Lebensmittel, aber auch schwere Lasten wie Stahl. Er fährt unter der Woche nach Italien oder Holland und kann die Wochenenden in seiner Heimat Mittelfranken verbringen. Er mag seinen abwechslungsreichen Beruf und dass er unterwegs viele Nationalitäten kennenlernt und Orte anfährt, an denen andere Urlaub machen.

1) Ich habe vor kurzem den Arbeitgeber gewechselt und mich hat es gefreut, dass wir weiterarbeiten durften und keine Kurzarbeit haben. Positiv an den Autohöfen fand ich, dass sie trotz reduzierter Karte warme Mahlzeiten angeboten haben, auch wenn man die dann im Lkw essen musste. Auch ein großes Lob an die Raststätten, wo man kostenlos duschen konnte
2) Bei manchen Kunden wurde einem verweigert, dass man die Toiletten benutzen konnte. Oft musste man beim Abladen Maske tragen, obwohl sehr viel Abstand war. Das war eher unangenehm.
3) Nein, das habe ich leider nicht gemerkt, außer bei meiner Disposition und bei meinem Chef. In der Corona-Zeit haben uns viele Menschen als Helden gesehen. Haben geklatscht und uns gelobt. Aber wir sind keine Helden, sondern haben unseren Job und unsere Leidenschaft weiter gelebt. Für unsere Familie war dies auch eine schwere Zeit, aber sie standen immer hinter uns. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass uns die Leute auch weiterhin mit Respekt behandeln und uns nicht als lästig ansehen.


Florian SchwenkFlorian Schwenk ist unterwegs für die Spedition Transpak und transportiert auf seiner Stammstrecke von Sollns bei Gießen nach Hamburg Verpackungsmaterial und Umzugsmaterial. Er freut sich vor allem darüber, dass er seit Juli einen nagelneuen Actros MP5 fahren kann. Dieser ist mit Mirror Cam ausgestattet. Das Fahren mit der Kamera statt Außenspiegel war zuerst ungewohnt. Er findet es vor allem toll, dass der Actros vieles selbst macht, zum Beispiel herunterbremst, wenn es in einen Kreisverkehr geht. „Auch lenken könnte der Lkw selbst, aber die Hände muss man natürlich aus Sicherheitsgründen am Steuer lassen.“

1) Jetzt freue ich mich natürlich, dass Raststätten und Autohöfe wieder offen haben. Während der Einschränkungen durch Corona habe ich mich besonders über das Angebot mancher Autohöfe gefreut, die kostenlose Duschmöglichkeiten anbieten. Ein Anbieter hat am Wochenende ein kostenloses Frühstück für Lkw-Fahrer spendiert. Das fand ich klasse.
2) Nein. Da gibt es nichts.
3) Nicht wirklich. Ich habe keine Veränderung gemerkt. Was aber auch daran liegt, dass ich immer mit den gleichen Kunden zu tun habe.

Fotos: Pixabay, Bilder der Fahrer

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