Motorsportfans trauern um Niki Lauda

Die gesamte Rennsport-Welt und die Daimler-Familie sind in tiefer Trauer um Niki Lauda. Der dreimalige Formel 1-Weltmeister und Geschäftsmann verstarb am Montagabend im Alter von 70 Jahren im Kreise seiner Familie.

Die gesamte Rennsport-Welt und die Daimler-Familie sind in tiefer Trauer um Niki Lauda. Foto: Daimler
Die gesamte Rennsport-Welt und die Daimler-Familie sind in tiefer Trauer um Niki Lauda. Foto: Daimler
Bert Brandenburg

Niki Lauda kaufte sich mit 15 Jahren sein erstes Auto, einen VW Käfer Cabriolet, Baujahr 1949, mit dem er nach eigener Aussage „jeden erdenklichen Blödsinn“ machte und das ihn mehr kostete, als das Taschengeld hergab. Deshalb arbeitete er in den Ferien als Lastkraftwagenbeifahrer. Seine Familie war gegen seine Ambitionen im Motorsport. In der Folge nutzte er seinen in Österreich bekannten Namen, um sich bei verschiedenen Banken Kredite zu besorgen, mit denen er dann seinen Weg bis in die Formel 1 finanzierte.

Unfall auf dem Nürburgring

Sein leben verändert sich komplett nach dem schweren Unfall am Nürburgring im Jahr 1976. Lauda verunglückte er vor dem Streckenabschnitt Bergwerk. Das Fernsehen hatte dort keine Kamera, aber zwei Amateurfilmern gelang es, Aufnahmen von dem Unfall zu machen, die an den folgenden Tagen veröffentlicht wurden  Sein Formel-1-Bolide prallte gegen eine Felswand und geht anschließend in Flammen auf. Die fast 200 Liter Benzin im Fahrzeug liefen teilweise aus und entzündeten sich sofort. Lauda wurde kurz bewusstlos. Einige nachfolgende Wagen stießen gegen Laudas Fahrzeug, andere konnten noch anhalten.  Die Piloten Brett Lunger, Guy Edwards und Harlad Ertl versuchten Lauda zu retten, doch erst Arturo Merzario gelang es, Laudas Sicherheitsgurte zu lösen, während Ertl die Flammen mit einem Feuerlöscher löschen konnte und Lunger Lauda nach über einer halben Minute aus dem brennenden Wrack heraushalf.

Lauda hatte einen speziell modifizierten AGV-Helm mit extra dicken Schaumpolstern für einen größeren Tragekomfort getragen, ihn aber im Feuer verloren, weil sich die Schaumpolster komprimierten und der Helm vom Kopf sprang. Während er im Cockpit eingeschlossen war, hatte er sich Verbrennungen am Kopf zugezogen, da die Haube nur im Gesichtsbereich aus mehreren Lagen schwer entflammbaren Materials bestand und im Helmbereich dünner und komfortabler ausgelegt war, weil ein Verlust des Helmes nicht einkalkuliert war. Zudem atmete Lauda giftige Dämpfe ein, die die Lunge verätzten.

Die Ursache des Unfalls wurde nie offiziell bekanntgegeben. Niki Lauda selbst schreibt in seinem Buch Meine Story von 1985, dass er es für am wahrscheinlichsten hält, dass der rechte hintere Längslenker ausgerissen sei.Dadurch würde sich das rechte Hinterrad nach hinten wegdrehen und das Auto plötzlich nach rechts abbiegen. Da Laudas Nieren als Folge der Medikamente nach seinem Unfall 1976 in ihrer Funktion stark nachließen, wurden ihm nacheinander zwei Nieren transplantiert. Die erste spendete 1997 sein Bruder Florian, die zweite 2005 seine Lebensgefährtin Birgit. Lauda starb am 20. Mai 2019 im Alter von 70 Jahren im Kreise seiner Familie.

„Der Motorsport hat seinen größten Kämpfer verloren“, sagte Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars. „Die Mercedes Familie hat einen ihrer besten Mentoren verloren. Und ich habe einen echten Freund verloren. Danke Niki!“

Ola Källenius, zukünftiger Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Mercedes-Benz AG, fügte hinzu: „Wir trauern um eine Persönlichkeit mit einzigartigem Kämpferherz. Niki Lauda hat große Erfolge gefeiert und den Motorsport geprägt. Als Rennfahrer war er ein absolutes Ausnahmetalent und als Unternehmer eine echte Inspiration. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie.“

Niki Lauda wurde im Jahr 2012 Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes-Benz Grand Prix Ltd. In dieser Funktion gewann Niki zwischen 2014 und 2018 mit Mercedes-AMG Petronas Motorsport fünf Mal in Folge sowohl die Fahrer- als auch die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1.

  "Im Namen des Teams und von allen bei Mercedes möchte ich Birgit, Nikis Kindern, seiner Familie und seinen Freunden unser tiefstes Beileid aussprechen. Niki wird immer eine der größten Legenden unseres Sports bleiben. Er verkörperte Heldentum, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit auf und abseits der Strecke. Er hinterlässt eine tiefe Lücke in der Formel 1. Wir haben nicht nur einen Helden verloren, der das wohl eindrucksvollste Comeback aller Zeiten gegeben hat, sondern auch jemanden, der wertvolle Klarheit und Offenheit in die moderne Formel 1 gebracht hat. Wir werden ihn als Stimme der Vernunft sehr vermissen. 
 
Unser Mercedes-Team hat in ihm seinen Leitstern verloren. Als unser Teamkollege war Niki in den vergangenen sechseinhalb Jahren immer brutal ehrlich und ebenso loyal. Es war ein Privileg, ihn zu unserem Team zählen zu dürfen, und es war bewegend zu sehen, wie viel es ihm bedeutete, Teil des Erfolgs dieses Teams zu sein. Immer, wenn er durch die Werke in Brackley oder Brixworth ging oder eine seiner berühmten Motivationsreden hielt, versprühte er eine Energie wie niemand sonst. Niki, Du bist einfach unersetzbar, es wird niemals wieder jemanden wie Dich geben. Es war uns eine Ehre, Dich unseren Chairman zu nennen - und mein Privileg, Dich als Freund zu haben."  Toto Wolf

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