Movin’On 2019: Dritter Weltgipfel für Nachhaltigkeit in Montreal

Auf der internationalen Plattform für nachhaltige Mobilität in Kanada geht es vom 4. bis 6. Juni um die multimodale Mobilität der Zukunft, von Lösungen im Stadt- und Güterverkehr bis zum Recycling von E-Batterien - unterstützt von Reifenhersteller Michelin.

Drei Tage lang befassen sich auf der "Movin’On" rund 5.000 Fachleute, Führungskräfte und Spezialisten mit insgesamt fünf Themenschwerpunkten rund um nachhaltige Mobilität. | Foto: Michelin
Drei Tage lang befassen sich auf der "Movin’On" rund 5.000 Fachleute, Führungskräfte und Spezialisten mit insgesamt fünf Themenschwerpunkten rund um nachhaltige Mobilität. | Foto: Michelin
Julian Kral

Vom 4. bis 6. Juni stehen im kanadischen Montreal multimodale Ökosysteme im Mittelpunkt. Drei Tage lang befassen sich auf dem von Michelin unterstützten Weltgipfel für Nachhaltigkeit "Movin’On" rund 5.000 Fachleute, Führungskräfte und Spezialisten unter dem Motto „Solutions for Multimodal Ecosystems“ mit fünf Themenschwerpunkten: 

1. CO2-Reduktion und Luftqualität
Heute leben über 80 Prozent der städtischen Bevölkerung in Ballungsgebieten, in denen die Luftqualitätsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation überschritten werden. Der Verkehr trägt gerade im städtischen Bereich stark zur Umweltbelastung bei - die Verbesserung der Luftqualität und die CO2-Reduktion auf lokaler und globaler Ebene gehören  laut dem Pariser Klimaabkommen zu den vorrangigen Zielen. Neue, umweltschonende Antriebstechnologien und Verkehrskonzepte könnten die Lebensqualität erheblich steigern. 

2. Multimodaler Stadtverkehr und die Gesellschaft
Bis 2045 werden voraussichtlich sechs Milliarden Menschen in städtischen Ballungsräumen leben. Die heute noch fahrerorientiert ausgerichtete Infrastruktur wird der zukünftigen Verkehrsdichte nicht mehr gerecht. Daher ist der Wandel von der „Mobilität als Privileg“ zur Denkweise „Mobilität als Dienstleistung“ unabdingbar. Mobilitätsanbieter und -dienstleister müssen künftig enger zusammenarbeiten, damit die städtische Verkehrsinfrastruktur die kommenden Herausforderungen erfüllen kann. 

Ansatzpunkte bieten elektrische, vernetzte und autonome Mobilitätslösungen, wie sie bereits in Feldversuchen zum Einsatz kommen. Aber auch die Stadtplanung und die Nutzung des verfügbaren Verkehrsraums stehen vor einem tief greifenden Wandel. Smart Citys gehören dabei ebenso wie Sharing- und Hailing-Systeme zu den Schlüsselthemen. Im Fokus der Lösungsansätze steht dabei immer eine integrative, sichere, effiziente und umweltschonende Mobilität, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

3. Innovative Technologien
Daten sind die Basis für das Verkehrsökosystem von morgen. Automatisierte und vernetzte Fahrzeuge bis hin zur KI-gesteuerten Mobilität sind auf neue Technologien angewiesen und die Grundlage für die Lösung der Transportprobleme. Die Fragen nach dem Schutz und dem Eigentum von Daten müssen aber ebenso beantwortet werden wie die Frage nach der sinn- und verantwortungsvollen Nutzung der gewaltigen Datenströme. 

Auch die Frage, wie ab 2021 (dem Startjahr der automatisierten Pkw-Roadmap) autonome Fahrzeuge gemeinsam mit älteren, nicht vernetzten Autos interagieren können, verlangt nach innovativen Lösungen. Die Verwaltung von Open-Source-Hard- und -Software, Feldforschung und Einbindung autonomer Fahrzeuge in den öffentlichen Straßenverkehr sowie die KI-gesteuerte Mobilität gehören zu den zentralen Schlüsselaufgaben.

4. Gütertransport und Multimodalität
Die steigende Bevölkerungskonzentration in den Ballungsgebieten bringt enorme Herausforderungen für die Versorgung mit sich. Das Spektrum der Aufgaben rund um den Personen- und Warentransport reicht von der End-to-End-Logistik für den Güterverkehr über weite Strecken bis zur Lieferung auf der „letzten Meile“ zum Endkunden. Der Güterverkehr zwischen und in Städten soll dabei nicht nur zu mehr Lebensqualität führen, sondern auch möglichst nachhaltig und umweltschonend ausgelegt sein. So bringt der rasant zunehmende E-Commerce ständig neue Aufgaben mit sich, gleichzeitig soll aber das Verbrauchererlebnis erhalten bleiben. 

Das Gesamtspektrum der Transportaufgaben umfasst dabei ebenso den digital gesteuerten Überseehafen wie autonom funktionierende Netze, die den konventionellen Warenaustausch über Verteilerzentren und Knotenpunkte (Hub and Spoke) ablösen. Ziel ist dabei, die negativen Auswirkungen der Warenlieferungen auf die Megacitys weltweit gering zu halten und die menschlichen Bedürfnisse in den Vordergrund zu rücken. 

5. Kreislaufwirtschaft
Immer mehr gewinnorientierte Unternehmen weltweit praktizieren das regenerative System der Kreislaufwirtschaft und wenden sich von der konventionellen industriellen Produktion nach den Prinzipien der Linear- oder „Wegwerf“-Wirtschaft ab. Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Abfall- und Emissionsvermeidung kommt eine steigende Bedeutung zu. Schlagworte der nachhaltig ausgelegten Produktion sind die langlebige Konstruktion, Instandhaltung und Reparatur ebenso wie die Wiederverwendung oder andere Formen des Recyclings.  

Schon in der Konzeption sowie bei der Materialauswahl und den Fertigungstechniken rückt der Lebenszyklus neuer Produkte immer stärker in den Vordergrund. Gerade in der material- und energieintensiven Automobilindustrie gilt es verstärkt, neue Technologien und Innovationen zu integrieren. Werkzeuge und Materialien werden immer häufiger unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit auf den Prüfstand gestellt. Prägnantes Beispiel sind die Herausforderungen durch neue Mobilitätskonzepte wie Elektroautos, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeuge. Die Themenbandbreite reicht vom zweiten Leben der Fahrzeugbatterien über nachhaltige Materialien bis hin zu additiver Fertigung und Ökodesign.

Hochkarätiges Programm auf der Movin’On
Der Weltgipfel Movin’On 2019 bietet ein vielseitiges Programm zur nachhaltigen Mobilität. Die Übersicht zu allen Inhalten findet sich hier.

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