Neuer Mercedes-Camper: EQT Marco Polo1 bietet viel Platz auf kleinem Raum

Kurze Sitz- und Wohnprobe im Mercedes Camper Marco Polo T-Klasse. Zu dem bereits auf dem Caravan Salon 2022 in Düsseldorf vorgestellten Micro-Camper präsentieren die Schwaben nun ein Vier-Personen-Reisemobil auf der langen Basis des Elektro-T-Modells.

Camper mit bis zu vier Schlafplätzen - oder vollwertiger Siebensitzer - EQT Marco Polo1.| Foto: Mercedes Benz
Camper mit bis zu vier Schlafplätzen - oder vollwertiger Siebensitzer - EQT Marco Polo1.| Foto: Mercedes Benz
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Mercedes elektrifiziert nach und nach alle Baureihen – nun auch die Camper. Mit dem Concept EQT Marco Polo1 gibt die Marke mit dem Stern einen Ausblick auf den neuen Micro-Camper auf EQT-Basis.

„Für uns ist die Zukunft elektrisch – unabhängig von der Größe oder dem Einsatzzweck eines Vans. Jüngster ’Beweis dieser strategischen Ausrichtung ist unser neuer EQT mit vollelektrischem Antrieb. Mit dem Marco Polo Modul haben wir zudem zeitnah eine erste, einfache Lösung für den vollelektrischen Camping-Ausflug im Angebot. In der zweiten Jahreshälfte 2023 planen wir, unser Angebot mit einem vollwertigen und ebenfalls vollelektrischen Micro-Camper noch weiter auszubauen. Das Concept EQT Marco Polo gibt bereits jetzt einen ersten Ausblick auf das kommende Serienfahrzeug. Wie der Name schon verrät, erweitern wir mit beiden Produkten unsere Marco Polo Familie, basierend auf dem EQT“, sagt Klaus Rehkugler, Leiter Vertrieb Mercedes‑Benz Vans.

Vollwertige Camper -Ausstattung auf kleinen Raum

Das Concept EQT Marco Polo1 basiert auf der EQT‑Variante mit langem Radstand. Das seriennahe Konzeptfahrzeug gibt einen ersten Ausblick auf den neuen, vollelektrischen Micro‑Camper der sich derzeit noch in Entwicklung befindet. Zur Ausstattung des Concept EQT Marco Polo1 gehört u.a. ein Aufstelldach mit Dachbett. Damit bietet der Concept Camper im Fond ausreichend Platz, um aufrecht zu stehen. Darüber hinaus lässt sich das Aufstelldach für das Camping-typische Freiheitsgefühl mit einem Reißverschluss an der Rückseite rundherum oder in Fensterform öffnen. Das Dachbett verfügt über eine Liegefläche, die 1,97 Meter mal 0,97 Meter misst. Für hohen Schlafkomfort soll ein punktelastisches Tellerfedersystem sorgen. Das Bett im „Dachzelt“ würden wir aber eher für Kinder vorsehen. Das Dach des T-Modells ist im Vergleich zum V-Modell kürzer, somit auch das Aufstelldach. So muss man, um die volle Liegelänge von 2 Metern zu erhalten, den Durchstieg nach unten etwas umständlich schließen.

Module zum Kochen, Spülen und Kühlen

Im Fond befindet sich eine weitere klappbare Schlafmöglichkeit mit 2 Meter mal 1,15 Meter. Dazu findet sich direkt in der zweiten Sitzreihe hinter dem Fahrersitz, ein Element mit versenkter Spülmöglichkeit und einer ebenfalls versenkten, 16 Liter fassenden Kompressor-Kühlbox. Direkt daneben ist eine von zwei Sitzbänken. Eine weitere Sitzgelegenheit befindet sich auf der linken Fahrzeugseite (Fahrtrichtung) im Innenraum. Das hier eingebaute Schubladensystem bietet ausreichend Stauraum für Campingzubehör. Ebenso findet sich hier ein Induktionskochfeld sowie eine aus dem Fahrzeuginnenraum ausziehbare Schublade mit flexibel entnehmbarem Gaskartuschenkocher, so dass gleich zwei Möglichkeiten zum Kochen bestehen. Auf der rechten Fahrzeugseite im Innenraum ist ein ausklappbarer Tisch, der zudem elektrisch höhenverstellbar ist. Darüber hinaus sind weitere Staufächer integriert.

Zurück zum „normalen“-T in fünf Minuten

Ein- und Ausbau der Module soll für zwei Personen innerhalb von fünf Minuten möglich sein. Die drei Module sind jeweils mit einem Teil des Camping Bodens verbunden. Dadurch ist die T-Klasse bei Entnahme der Einrichtungs-Module wieder im Urzustand – und als Van mit bis zu sieben Sitzplätzen nutzbar.

Hochwertige Materialien

Das Mobiliar des Concept EQT Marco Polo1 sollte nicht nur funktional sein, sondern auch optisch den Mercedes Ansprüchen genügen. So wurde beim Design etwa das Sitzkonzept des elektrischen Small Vans aufgegriffen: Wie die Sitze sind auch die Küchen-, Bank- und Schlafelemente in Artico Microcut gehalten. Die Verkleidungen der Möbelfronten sind derweil im Kontrast dazu in einem Furnier mit Kirschbaum Optik ausgeführt. In den Fugen sorgt eine Ambientebeleuchtung für die passende Stimmung. Hinzu kommt ein dunkelgehaltener Dachhimmel sowie LED-Beleuchtung im oberen Bettbereich. Darüber hinaus befinden sich insgesamt 7 USB-Anschlüsse im Fahrzeug, davon ein USB-Anschluß im Bereich des Dachbetts und zwei Anschlüsse im Wohnbereich – für die Stromversorgung der Unterhaltungselektronik ist also gesorgt.

Solarpanel auf dem Dach – und Verdunkelung auf Knopfdruck

Das Solarpanel auf dem Aufstelldach und eine zusätzliche, herausnehmbare Batterieeinheit ermöglichen die autarke Energieversorgung der Campingeinheit für einen gewissen Zeitraum und schonen die Reichweite. Die zusätzliche Batterie ist während des Gebrauchs in einer Schublade in der Sitzbank untergebracht – kann zum Aufladen jedoch einfach entnommen und etwa an der Steckdose in der eigenen Wohnung bzw. Haus oder z.B. auch auf dem Campingplatz geladen werden.

Ein Highlight ist die Verdunkelung auf Knopfdruck - Vorhänge oder Rollladensysteme gehören im Konzeptfahrzeug der Vergangenheit an. Die hinteren Scheiben des Van können mit der Fernbedienung von durchsichtig zu milchig-undurchsichtig wechseln. Ob dieses Gimmick in die Serie kommt, ist allerdings noch nicht sicher.

Und der kurze T?

Im Handumdrehen zum Campingvergnügen. Dafür kann man in den EQT das Marco Polo Modul in den Kofferraum stellen und hat eine praktische Lösung für grundlegende Camping-Ansprüche mit serienmäßigem Bett- und optionaler Kücheneinheit an Bord. Die Betteinheit bietet eine 2 Meter mal 1,15 Meter große Liegefläche mit punktelastisches Tellerfedersystem.Zur Nutzung wird das Bettgestell nach vorne ausgezogen und die Matratze ausgeklappt. Während der Fahrt befindet sich das Gestell mit zusammengefalteter Matratze im Kofferraum. Die Fondsitze können dann uneingeschränkt genutzt werden.

Gekocht wird draußen

Die optionale Kücheneinheit basiert auf einem Schubladensystem. Sie umfasst ein Spülbecken mit 12-Liter-Wassertank, eine 15-Liter-Kompressor-Kühlbox und einen flexibel entnehmbaren Gaskartuschenkocher. Weitere Schubladen bieten Platz für Besteck, Geschirr und Lebensmittelvorräte. Darüber hinaus sind in Kombination mit der optionalen Kücheneinheit zwei Campingstühle und ein Tisch erhältlich.

Clever gelöst haben die Ingenieure die Möglichkeit, den Tisch im Fahrzeug und im Freien aufzustellen. Der Tisch bietet zwei verschiedene Füße. Um drinnen zu Speisen verbaut Mercedes eine unauffällige Halterung an der Mittelkonsole. Sollte Bett- bzw. Kücheneinheit nicht benötigt werden, gelingt dank des geringen Gewichts der Ein- und Ausbau mit nur wenigen Handgriffen und in kurzer Zeit. Die Fixierung bei Anbringung erfolgt an den Verzurrösen im Kofferraum.

Basisfahrzeug mit 122 PS flott unterwegs

Zum Marktstart steht ein Elektromotor mit einer Peakleistung von 90 kW (122 PS) und einem Maximaldrehmoment von 245 Newtonmeter zur Verfügung. Die Lithium-Ionen-Batterie sitzt im Unterboden crashgeschützt vor der Hinterachse mit einer nutzbaren Kapazität von 45 kWh. In der Firma, zu Hause oder an öffentlichen Ladestationen kann der EQT mit Hilfe des Onboard-Laders komfortabel mit 22 kW mit Wechselstrom (AC) aufgeladen werden. Noch schneller geht es an Schnellladestationen mit Gleichstrom (DC), abhängig vom Ladezustand sowie der Temperatur der Hochvoltbatterie. Der EQT ist mit einem 80 kW DC-Lader ausgestattet, die Ladezeit wird dann 38 Minuten von 10-80 Prozent betragen. Der Ladestecker befindet sich in der Front unter dem Mercedes Stern.

Wir hatten im Sommer die Möglichkeit, dass Schwestermodell von Renault ausgiebig um Paris herum zu fahren und waren sehr angetan. Trotz der auf dem Papier eher mauen Leistung fühlten wir uns nicht untermotorisiert und waren flott unterwegs. Allerdings hatten wir den nackten Transporter als Testfahrzeug – wie sich der Antrieb mit den Extra-Kilos der vollen Camper-Ausstattung schlägt, werden wir erst später eruieren können.

Ab 49.000 Euro für den Kurzen, Langversion erst ab 2023

Der elektrische Small Van ist in naher Zukunft bestellbar. Die Preise beginnen bei rund 49.000 Euro für den EQT mit 90 kW starker E-Maschine und Standardlänge. Dabei bietet er dank der platzsparenden Installation der Batterie im Unterboden die nahezu gleiche Variabilität und Funktionalität im Innenraum wie die konventionell angetriebene T‑Klasse. Der EQT ist 4.498 Millimeter lang, 1.859 Millimeter breit und 1.819 Millimeter hoch. Die Variante mit langem Radstand, auf die der Vollausbau-Marco Polo basiert, folgt in 2023.

Was bedeutet das?

Die Schwaben haben mit dem EQT Marco Polo1 einen sehr durchdachten Mini-Camper auf die Räder gestellt, der sich im Handumdrehen zum Siebensitzer rückbauen lässt. Leider war den Entwicklern nicht zu entlocken, ab wann der Ausbau verfügbar sein wird – und welchen Preis der Mercedes-Händler für den Camper aufrufen wird. Ein Makel hat der EQT-Marco Polo mit anderen E-Camper gemein: Die Reichweite ist mit realistischen etwa 250 Kilometern eher mau.

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