Nissan-CEO Makato Uchida: Das Weltauto wird es nie geben!

Es war nur ein „Meet and Greet“ am Rande des sonntäglichen Formel-E-Rennens in Berlin, das auch Nissan-CEO Uchida-San besuchte. Und zwischen Gesprächen über die richtige Renntaktik, Berlin und Bratwürste flocht Nissans CEO eher beiläufig auch ein paar sehr spannende Aussagen zur Zukunft der Marke.

Spontanbesuch in Berlin: Nissan-CEO Makato Uchida. | Foto: Nissan
Spontanbesuch in Berlin: Nissan-CEO Makato Uchida. | Foto: Nissan
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Nissans CEO Makato Uchida ist ein ungewöhnlicher und feiner Mensch: Der groß gewachsene Japaner kommt ohne große Entourage fast inkognito in die Nissan-Box und macht kein großes Aufheben um seine Person. Uchida spricht fließend englisch, ist schick, aber leger gekleidet und scheint den Formel-E-Sonntag in Berlin einfach nur zu genießen: Er sei zwischen seinen Terminen in UK und Frankreich gern nach Berlin gekommen, um sich das Rennen anzusehen und möge Motorport, lässt man uns dann auf Nachfrage auch wissen.

Uchida verfolgte das ganze Rennen von der Box aus – samt sämtlicher Funksprüche

Nissan-Teamchef Tomasso Volpe wird uns später erzählen, dass er das ganze Rennen am Kommandostand mitverfolgt hat und immer wieder dezent nachfragte, wie bestimmte Funksprüche einzuordnen sein. „Normalerweise langweilen sich Nicht-Insider hier nach einer gewissen Zeit immer“, kennt Tomasso die Realität, aber Uchida blieb dran.

Das bleibt er in der Regel immer: Er hat ein abgeschlossenes Theologie-Studium an der angesehenen Doshisha Universität in Japan, bevor er seine Karriere in der Industrie begann. Wir holen hier kurz aus: Uchida war im Laufe seiner Karriere in verschiedenen Positionen sowohl bei Nissan als auch bei der Allianz mit Renault und Mitsubishi tätig. Nach seinem Einstieg bei Nissan im Jahr 2003 war Uchida ab 2006 als Manager in der Renault-Nissan Purchasing Organization (RNPO) und von 2016 bis 2018 als Corporate Vice President of Alliance Purchasing tätig. In seiner Zeit bei Nissan hat Uchida daran gearbeitet, die Synergien mit den Partnern der Allianz zu verbessern. Immer getreu dem Motto, dass man gemeinsam mehr erreicht als allein. Zuletzt leitete Uchida Nissans China-Geschäft und war Senior Vice President von Nissan, Vorsitzender des Management Committee for China (MC China) und Präsident von Dongfeng Motor Co. Ltd, dem Joint Venture zwischen Nissan und der Dongfeng Motor Group in China. Während dieser Zeit baute Uchida auch die Präsenz von Nissan auf dem chinesischen Markt aus. Mit Erfolg, denn nach wie vor gehört die eher biedere Kompaktlimousine Sylphy zu den Topsellern auf dem chinesischen Markt.

Nissan hat für jeden großen Markt eigene Portfoilios am Start – mit wenigen Überschneidungen

Womit wir mitten im Thema sind, denn grundsätzlich ähnelt das chinesische Nissan-Portfoilo eher dem Nordamerikanischen, unterscheidet sich aber doch in vielen Nuancen von diesem. Japan liegt von China so weit nicht entfernt, erhält aber wieder ein anderes Portfoilio, während es in Amerika reicht, von den USA nach Mexico zu fahren, um in Mittel- und Südamerika eine weitere Nissan-Modellpalette zu begutachten. Hier gäbe es manche Synergien nach Afrika aber Europa braucht schon wieder was ganz anderes. Weshalb Uchida, dem Weltauto auch eine klare Absage erteilt: „Das Weltauto wird es nicht mehr geben“ antwortet er glasklar auf unsere Nachfrage.

„Haben sie die Rückleuchten der Studie Hyper Sport gesehen?“ Eben!

Weshalb er uns im Anschluss gleich erklärt, weshalb er für China ganz andere Fahrzeugstudien aufbauen ließ als für Japan. Während man in Tokio wilde Vision schätzt, wolle man es in Peking und Shanghai gern etwas handfester und konkreter. Und nicht unbedingt ausschließlich nur vollelektrisch. Womit China-Auskenner Uchida gleich beim nächsten Thema ist, denn die Elektrifizierung ermögliche grundsätzlich eine Anpassung verschiedenster Fahrzeugkonzepte an verschiedenste Anforderungen. Modifikationen in Sachen Package, Antrieb und Leistung seien hier viel einfacher möglich, zumal in den Themen Digitalisierung oder Feststoffakku noch ganz viel Musik stecke.

Auf den Verlust der Nissan-Sportwagen-Charakterköpfe „Z“ und GT-R angesprochen, verweist er uns nur auf das Heck der Studie Hyper-Sport, die übrigens in Tokio UND Peking stand. Ob wir uns die Rückleuchten mal angesehen hätten? Ja, den aktuellen GT-R und Z hätte man wegen der CO2-Regularien vom Markt nehmen müssen, aber rein elektrisch könnte er sich durchaus wieder den einen oder anderen Charakterkopf im Nissan-Programm vorstellen, zumal die Hyper-Studien, so abgefahren sie teils auch ausgesehen haben mögen, durchaus alle einen sehr realen Bezug zur Zukunft hätten.

Im Herzen ist Uchida ein Racer

Und das Uchida-San im Herzen ein Racer ist, bestätigt die Verlängerung des Formel-E-Engagements der Marke bis 2030 – für die Formel E mittlerweile ein langfristiges und starkes Statement. Sie passe perfekt zu Nissan, da sie positiv auf die Serienprodukte abstrahle. Zumal man mit „Nismo“ (Nissan Motorsport) noch ein paar weitere Serien sportiv bespielt. Auch hier wolle man ein bisschen „bunt und wild“ bleiben und auch hier böte die Elektrifizierung durchaus neue spannende Ansätze.

Was bedeutet das?

Auch wenn Nissans polyglotter CEO sich dezent und zurückhaltend gibt., macht er doch klare Ansagen. Das Weltauto ist tot, lang lebe das Weltauto: Was paradox klingt, führt Nissan doch in die Zukunft. Zwar muss man aktuell für die unterschiedlichen Märkte mehr Fahrzeuge den je abbilden, hat aber mit moderner Technik wie Digitalisierung und Elektrifizierung ein paar ganz starke Werkzeuge in der Hand, künftig mit einem einfacheren Baukasten denn je eine größere Varianz denn je abzubilden. Auf die Zukunft Nissans sind wir entsprechend gespannt!

 

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