Nostalgischer Trip in die Kabinen der 70er

Was die Kleidung angeht, wünscht sich wohl kaum jemand die Trends der Siebziger zurück. Schlaghosen und große Muster – Nein, danke! Aber einen kurzen Trip in die Vergangenheit des Trucker-Arbeitsplatzes unternehmen – davon wären wohl viele begeistert.

Ins Auge sticht die blau lackierte Brüstung des zum Langeisentransporter umgebauten Kurzhaubers Mercedes-Benz L 2624/6x4
Ins Auge sticht die blau lackierte Brüstung des zum Langeisentransporter umgebauten Kurzhaubers Mercedes-Benz L 2624/6x4
Redaktion (allg.)

Kaum zu glauben, wie sehr sich die Arbeitsplätze von Lkw-Fahrern im Lauf der Jahrzehnte gewandelt haben. An den Cockpits und Lenkrädern der Baureihen lässt sich auch der technische Fortschritt ablesen – Ergonomie, Bedienkomfort und Vernetzung wurden im Laufe der Zeit immer wichtiger.Doch vor über 60 Jahren sahen die Lkw-Kabinen ganz anders aus: Lackierte Brüstung aus Blech, großes, feingliedriges Bakelit-Lenkrad, variantenreich gestaltete Schalter, Aschenbecher nicht zu vergessen! – so sahen die ersten Cockpits der schweren Kurzhauber von Mercedes-Benz aus. Sie wurden ab 1958 bis in die 90er-Jahre hinein gebaut und besitzen bis heute aufgrund ihrer Robustheit Legendenstatus.

Knallige Farben im Bergwerk und auf dem Bau

Ende der 60er und Anfang der 70er kam Farbe ins Spiel. Ins Auge sticht die blau lackierte Brüstung des zum Langeisentransporter umgebauten Kurzhaubers Mercedes-Benz L 2624/6x4 aus dem Jahr 1969 (Bild 1). Das Fahrzeug punktete mit seiner ebenso einfachen wie robusten Technik, die auch in der bescheidenen Instrumentierung des Cockpits ihren Ausdruck findet. Die Brüstung des Kurzhaubers Mercedes-Benz LAK 1624, Baujahr 1971 (Bild 2), ist in Wagenfarbe lackiert, Schalter und Anzeigen des schweren Kippers heben sich davon deutlich ab. Danach wird es stylischer.

Mit coolem Design über Stock und Stein

„Einmal so ein weißes Lenkrad in Händen halten – das wär fein.“ Das Cockpit dieses Mercedes-Benz LPK 1626 aus dem Jahr 1972 (Bild 3) hat aufgrund diverser Umbauten bereits Bauarbeitern, Feuerwehrleuten und Fernfahrern als Arbeitsplatz gedient. Davon zeugen unter anderem das weiße Lenkrad und die zahlreichen Schalter, Leuchten und Anzeigen. Vom Cockpit eines Mercedes-Benz 1924 aus dem Jahr 1972 (Bild 4) überwachte der Fahrer die Arbeit des unverwüstlichen „Afrika-Motors“ OM 355 unter der kurzen Haube. So wie der Kubismus die Architektur beeinflusste, findet man auch in der Kabine kubistische Tendenzen – also die Reduzierung der Formen auf klare Linien. Im kubischen Fahrerhaus eines Mercedes-Benz LPS 2226 6x4 V8, Baujahr 1972 (Bild 5), wartet ein übersichtlich gestaltetes Cockpit mit filigranem Lenkrad auf den Fahrer.

Funktional und übersichtlich in die 80er

Die 80er Jahre waren geprägt vom Streben nach Funktionalität und Übersichtlichkeit. Zu erkennen etwa an Volant und Instrumententafel eines Frontlenkers der sogenannten Leichten Klasse (LK). Dieser Atego-Vorläufer wurde von 1984 bis 1998 gebaut. Zu sehen ist der Fahrerarbeitsplatz einer Mercedes-Benz 1317 Sattelzugmaschine, Baujahr 1989 (Bild 6). Typisch sind die 80er-Jahre Brauntöne, die bescheidene Anzahl der Schalter und die an den oberen Rand des Cockpits ausgegliederten Funktions- und Warnleuchten.

Die 2000er: Modernisierungsschub

Einen erheblichen Modernisierungsschub repräsentiert die zweite Generation des Mercedes-Benz Actros, die von 2003 bis 2008 vom Band lief (Bild 7). Das Lenkrad beherbergte einen Fahrerairbag, die Ergonomie des Fahrerarbeitsplatzes erreichte ein neues Niveau. Sitze, Lenkrad, Schalterfeld – zahlreiche Elemente ließen sich bereits individuell auf den jeweiligen Fahrer und sein Einsatzfeld hin konfigurieren. Die Brüstung schmiegte sich quasi um den Fahrzeugführer, sodass die erstaunliche Vielzahl an Bedienelementen stets in guter Reichweite war. Auch das Anzeigenkonzept hatte sich deutlich weiterentwickelt mit einem ersten digitalen Zentraldisplay, das zum Beispiel die Gangwahl und die Arbeit der Assistenzsysteme visualisierte. Und heute? Heute beherrschen High-Tech und die Digitalisierung das moderne Fahrer-Cockpit.

Im digitalen Cockpit in die mobile Zukunft

Einen nahezu voll digitalisierten Arbeitsplatz bietet das 2018 als Weltneuheit im Lkw vorgestellte Multimedia-Cockpit der mittlerweile fünften Generation des Mercedes-Benz Actros (Bild 8). Zwei hochauflösende Bildschirme ersetzen die klassische Instrumententafel. Das Zentraldisplay wird individuell vom Fahrer konfiguriert und dokumentiert durch anschauliche Grafiken die Arbeit zum Beispiel von Active Drive Assist und Predictive Powertrain Control. Das Sekundärdisplay ist als Touchscreen ausgelegt und lässt sich wie ein Smartphone bedienen. Schnelleinsprungtasten erhöhen die Funktionalität. Das Multifunktionslenkrad wiederum hat sich zu einer Schaltzentrale weiterentwickelt. Zum komplett überarbeiteten Human Machine Interface des neuen Actros gehören auch die beiden hochformatigen Displays der MirrorCam an den A-Säulen. Sie zeigen nicht nur den rückwärtigen Verkehr: Spezielle Anzeigen helfen beim Überholen. Mitschwenkende Bildausschnitte und variable Weitwinkelformate der digitalen Rückspiegel können Kurvenfahrten und Rangiermanöver sicherer machen. Außerdem bildet das Multimedia-Cockpit die Schnittstelle zur Außenwelt: Apps helfen dem Fahrer bei der Erfüllung seiner Transportaufgabe. Zugleich ist der Lkw permanent über sein Truck Data Center mit der Cloud verbunden – technische Basis für Konnektivitätslösungen wie Fleetboard und Mercedes-Benz Uptime.

Fotos: Daimler, Pixabay

Printer Friendly, PDF & Email