Opel Studie "Experimental": Kein Experiment

Auf der Corsa-Fahrpräsentation erläuterte Interieur-Designer Borris Ilse die Hintergründe zum Opel Experimental und gab uns so manch exklusiven Einblick.

In Rüsselsheim zeigte Opel noch mal den "Experimental" und lüftete einige einer Geheimnisse. | Foto: G. Soller
In Rüsselsheim zeigte Opel noch mal den "Experimental" und lüftete einige einer Geheimnisse. | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Die Studie „Experimental“ ist bei weitem nicht so experimental, wie es der Name verheißt. Dann aus ihr wird Opel den kleineren und kompakteren Manta ableiten und den größeren Insignia-Nachfolger, der eher Richtung CUV gehen könnte.

Fakt ist: Basis wird die neue Stellantis-Medium-Plattform sein, die gerade mit dem neuen Peugeot 3008 debütierte und gebaut werden könnten die neuen Opel im italienischen Melfi, wo man nach dem Auslaufen von Fiat 500 X, sowie Jeep Compass und Renegade die neue Stella-Medium beheimaten wird. Neben Opel könnten dort auch Lancias Gamma und Delta montiert werden, der Jeep-Compass-nachfolger und zwei Modelle von Alfa Romeo und Fiat, doch zurück zum Experimental.

Auf unsere Frage, wie es überhaupt zu der Studie kam, erklärte uns Ilse, dass die Vorstöße für Studien grundsätzlich immer vom Design getrieben seien. Wenn dann Produktplanung oder Marketing zwei neue Pfeile wie Manta und Insignia im Köcher haben, umso besser! Dann spricht man sich ab und hat dann dank der Studie die Freiheit, „einmal eine Woche lang ganz frei und neu zu denken“, erläutert Ilse den Vorgang. Denn in den Serienprojekten bliebe dafür nur wenig Zeit – zu viele Details müssen geklärt werden.

Die Frontscheibe als Screen

Und so kommt man auf die Idee (wie BMW und andere Hersteller), die komplette Frontscheibe als Panorama-Projektionsfläche zu nutzen oder mit den vier LEDs, die wie ein „Fadenkreuz“ auf das Opel-Logo zulaufen eine Identität zu schaffen, an der man Opel künftig nachts sofort und aus „mehreren hundert Meter Entfernung“ noch erkennen wird. Womit wir auch schon die beiden Details erwähnt hätten, die definitiv in Serie gehen werden.

Interessant: Der „Experimental“ misst nur 4,5 Meter und ist kaum länger als ein Astra – er wirkt wegen der anderen Proportionen und 2,8 Meter Radstand aber viel größer. Innen böte er laut Ilse auch merklich mehr Platz, da man mit dem rein elektrischen Package dessen Freiräume maximal genutzt hätte. Der Innenraum existiert in voller Ausprägung leider nur virtuell und ist in der 1:1-Studie nur angedeutet.

Beleuchtete Bügelfalte

Was auch kommen dürfte: Die beleuchtete „Bügelfalte“ auf der Motorhaube und die Weiterentwicklung des „Vizor“-Grills. Auch in Sachen Reichweite darf man von Manta und Co. einen kleinen Boost erwarten – reale 500 km plus stehen im Raum.

Innen wird man mehr Recyclingmaterial denn je sehen und auch Opel verzichtet mehr und mehr auf die klassische Armaturentafel. Die großen Screens seien laut Lise „durch“. Anfangs neu und nie groß genug, würde man sich an solchen Themen irgendwann „satt sehen“ und stattdessen fragen „warum?“. Diesen „Kipppunkt“ sieht er beim Thema Screen bereits überschritten, weshalb man das Thema nicht mehr Richtung „Giga- oder gar Hyperscreen“ weiterverfolge.

Umkehr der Größen- und Gewichtsspirale

Auch das ständige Größenwachstum könnte perspektivisch ins Gegenteil verkehrt werden, wenn man die Elektropackages klug nutze. Womit man beim Experimental begann: Denn der misst wie gesagt nur 4,5 Meter und der Manta dürfte tendenziell eher noch kompakter und knackiger werden. Und auch der Insignia-Nachfolger dürfte nicht mehr ganz die knapp fünf Meter Länge des Vorgängers erreichen. Und auch bezüglich der Gewichtsspirale kann Ilse dezente Entwarnung geben: Neue Materialien und Akkutechniken helfen, die Gewichte wieder zu drücken. Womit wir gespannt erwarten, was Opel aus dem Experimental dann in Realität machen wird!

Kleines Detail am Rande: Die Studie lässt sich für UK auch komplett zum "Vauxhall" umbauen, weshalb die britischen Kollegen immer am Anfang oder Ende einer Opel-Präsentation gesetzt sind. Seine gelben seitlichen Einleger durfte der "Experimental" jedoch auch als Vauxhall behalten...

Was bedeutet das?

Der „Experimental“ ist für Opel mehr als nur ein Experiment: Es ist ein Ausblick auf die künftige Mittelklasse, die aus einem etwas kleineren und deutlich sportlicheren Manta und dem etwas größeren Insignia-Nachfolger bestehen wird.

Printer Friendly, PDF & Email