Rolls-Royce baut keine neuen Verbrenner mehr

Am Comer See hielt sich Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös mit Details zur E-Strategie noch zurück, jetzt erklärte er den britischen Plattform Autocar.uk, dass nach dem Spectre nur noch Stromer folgen werden.

Mit dem "Spectre" startet Rolls-Royce ins E-Zeitalter. | Foto: Rolls Royce Motor Cars
Mit dem "Spectre" startet Rolls-Royce ins E-Zeitalter. | Foto: Rolls Royce Motor Cars
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Auch Rolls-Royce-Pressechef Richard Carter lies bereits durchblicken, dass der rein elektrische Antrieb natürlich noch leiser und komfortabler sei als der V12 – allerdings hätten bisher Reichweite und Leitung „noch nicht gepasst“. Sein Chef Müller-Ötvös erklärte gegenüber dem Magazin „Autocar“, dass Rolls-Royce dem Spectre dann vollelektrische Nachfolger des SUV Cullinan sowie der Limousinen Ghost und Phantom folgen lasse. Damit kann BMW auch die aufwändige V12-Produktion beenden.

Interessant ist die Tatsache, dass man mit dem Spectre ein Coupé in „Wraith“-Optik als Debutstromer bringt. Das liegt laut Carter auch an der Tatsche, das man hier das jüngste und am wenigsten traditionelle Publikum vorfände, dass zudem am meisten nach vollelektrischen Modellen frage. Und auch wenn der Spectre laut Carter ganz anders positioniert sei als der Wraith, dürfte er diesen perspektivisch ablösen, denn die Proportionen ähneln sich. Dazu passt das Argument von Müller-Ötvös, dass nicht nur das britische Verbrenner-Verbot ab 2030 der Grund für die Perspektiven von Rolls Royce ist. Er erklärte gegenüber „Autocar“:

„Wir werden nicht nur von der Legalität angetrieben, sondern auch von unserer relativ jungen Kundschaft weltweit, und wir sehen, mehr und mehr Menschen fragen aktiv nach einem elektrifizierten Rolls-Royce.“

Bemerkenswert: Unter seiner Führung ist das Durchschnittsalter der Rolls-Royce-Kunden auf nur 43 Jahre gesunken, was extrem jung ist. Und hier haben viele schon einen Stromer in der Garage – denn laut Carter sind Rolls-Royce-Modelle immer Teile eines Fuhrparks, der in der Regel aus mindestens drei bis vier Fahrzeugen besteht – oft seien es deutlich mehr. Müller-Ötvös ergänzt dazu:

„Ziemlich viele unserer Kunden besitzen bereits ein Elektroauto, sei es ein Tesla, ein BMW oder ein anderes Modell.“

Daher hätten die Kunden bereits Erfahrung mit dem Laden und Reichweiten-Management. Noch keine genauen Angaben machte er zu den Daten und Preisen der elektrischen Rolls-Royce. Klar ist, dass man die Drehmomentkarte spielen werde, was kein Problem ist. Ein Problem wäre es aber, bestehende Karosserien von Serienautos zu Elektromodellen umbauen, wohl werde man aber Synergien im Konzern nutzen und Teile und Komponenten übernehmen – wie bisher auch schon.

Interessant: Die Preise würde Rolls-Royce weiterhin „segmentgetrieben“ und nicht „kostengetrieben“ einsteuern, auch elektrisch werde man immer Geld verdienen, wie der CEO erklärte:

„Eines ist klar: Wir werden nie ein Auto auf den Markt bringen, das nicht so profitabel ist wie die Autos mit Verbrennungsmotor.“

Müller-Ötvös hat in der BMW Group trotzdem einen kleinen Vorteil, den er so erklärte:

„Ich möchte die Deckungsbeiträge pro Auto fahren, denn ich bin im Geschäft, um Profit zu machen: Das ist meine Aufgabe in der BMW Group, nicht Volumen zu machen.“

Was bedeutet das?

Deckungsbeitrag statt Volumen, Individualität statt Großserie – auch elektrisch kann sich Rolls Royce weiter auf diese Kernfelder konzentrieren. Und wird in e großen Modellen genug Platz und solvente Kunden haben, um diese locker auf reichweiten- und drehmomentstarke E-Mobilität zu drehen.

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