Rolls Royce Boattail: Picknick kommt elektrisch

Der "Boattail" gilt als der teuerste Picknickkorb der Welt ist und ist ein extrem teures Einzelstück - aber nur für sehr gut Betuchte. Nun kommt er auch als Elektroversion.

Auf dem Concorso d`Eleganza präsentierte Rolls Royce den "Boattail". | Foto: G. Soller
Auf dem Concorso d`Eleganza präsentierte Rolls Royce den "Boattail". | Foto: G. Soller
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Der Concorso d`Eleganza erschien Rolls Royce das exakt passende Umfeld für die Präsentation des Boattail zu sein – einem Einzelstück, das so nur einmal gebaut wird. Und weil man dort am Comer See in Superlativen denkt und schwelgt, hat Torsten Müller-Ötvös, Vorstandsvorsitzender, Rolls-Royce Motor Cars, die Präsentation so eingeleitet:

„Dies ist ein wahrhaft historischer Moment für die Marke. Wir stehen an der Spitze einer modernen Karosseriebau-Bewegung, die die gesamte Luxusindustrie in einen völlig neuen Bereich führt, in dem Hyper-Personalisierung und zeitgemäßes Mäzenatentum praktisch unbegrenzte Möglichkeiten bieten."

Dann zog Müller-Ötvös das Tuch vom Modell, das damit für zwei Sekunden auf dem Concorso d'Eleganza Villa zu sehen war, bevor es „in die Privatsphäre und Abgeschiedenheit zurückkehrt, die ihn seit seiner offiziellen Enthüllung im Mai 2021 umgeben“, wie BMW vollmundig weitertextet.  

Die Bleche des Boat Tail entstanden in Handarbeit

Tatsächlich bringt der Boattail, dem Preise um die zwanzig Millionen Euro nachgesagt werden, den individuellen Karosseriebau, der bei Rolls Royce unter dem Namen „Coachbuild“ zum zukünftigen Portfolio gehören soll. Als echte handgefertigte Einzelanfertigung, bei sowohl die Karosserie als auch das Interieur nach den Vorgaben des Kunden entworfen und hergestellt werden, will Rolls-Royce Coachbuild Liebhabern von zeitgenössischem Design und feiner Handwerkskunst ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Wir sprachen bei der Enthüllung mit Pressechef Richard Carter, der uns auch verriet, dass Coachbuilt künftig natürlich auch elektrisch funktioniere. „Die Kunden werden die Wahl haben, wie bei der Karosserie auch“, erklärte Carter am Comer See und verriet noch ein bisschen mehr zur engen Kundenbindung der Marke, von denen es etwa 100 „Topkunden“ weltweit gäbe, die auch mal nach einem Boattail fragten, weil sie schon ein Original aus den 1920er Jahren besäßen.

Die Zeiten ändern sich schnell: Dass Rolls Royce bis 2030 rein elektrisch flüstert, stand nicht mehr zur Debatte

Und dass die Zukunft elektrisch ist, steht für Carter außer Frage. Auch hier hakten Kunden nach und man fragte zurück, welche Karosserieform bevorzugt würde. Interessanterweise wurde absolut nicht der große Phantom als erster Rolls-Stromer gewünscht, sondern eher ein Fließheckmodell wie der Wraith. Und auch wenn die jetzt gezeigte Studie dem von den Proportionen ähnelt, wird der erste elektrische Rolls Royce laut Carter ein ganz anderes Modell werden, das auch endgültig mit dem monumentalen tempelhaften Grill brechen dürfte.

Technisch und vom Karosseriebau sei das laut Carter alles kein Problem und es sei selbstverständlich, dass Rolls Royce rein elektrisch werde. Der Boattail ist es noch nicht, aber bei künftigen „Coachbuild-Projekten“, von denen Rolls gerne alle zwei Jahre eines realisieren würde, werde man die Kunden natürlich fragen, welchen Antrieb sie bevorzugen, erklärt Carter, zumal die Elektrifizierung auch vom Package her ganz neue Möglichkeiten biete. Doch die Kunden sollten sich in den nächsten paar Jahren entscheiden: Ab 2030 wird Rolls Royce keine Verbrenner mehr fertigen – aber auf Wunsch weiter millionenschwere Picknickkörbe.

Was bedeutet das?

Rolls Royce fährt mit rund 5.000 Einheiten jährlich auch preislich in ganz anderen Sphären und wird zum Umstieg auf Elektromobilität BMW-Technik nutzen. Die komplette Umstellung auf flüsternde Elektromobilität vollzieht man jetzt allerdings sehr konsequent: Ab 2030 baut man keine Verbrenner mehr – wohl aber gern weiterhin sündhaft teure Coachbuild-Einzelstücke.

 

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