Schnellladen soll Elektro-Lkw Langstrecken-fit machen

 16 Partner aus Industrie und Forschung haben beim Bundesverkehrsministerium einen Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge eingereicht. Unterstützt wird das Konsortium vom VDA.

Für Pkw ist der Aufbau eines Netzes von Ultraschnellladestationen bereits im vollen Gange. Ein Konsortium will nun ähnliches auch für Lkw. (Foto: Tank&Rast)
Für Pkw ist der Aufbau eines Netzes von Ultraschnellladestationen bereits im vollen Gange. Ein Konsortium will nun ähnliches auch für Lkw. (Foto: Tank&Rast)
Christine Harttmann
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat ein branchenübergreifendes Konsortium von 16 Partner aus Industrie und Forschung bereits am 16. Februar 2021 einen Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge abgegeben. Schirmherr der Initiative, mit dem die beteiligten Partner den Elektro-Lkw für den Fernverkehr ins Rollen bringen wollen, ist der Verband der Automobilindustrie (VDA). Die Interessensvertreter halten das Projekt für notwendig, weil zwar oft über Elektro-Pkw und die dafür notwendige Ladeinfrastruktur gesprochen werde, die Elektrifizierung der Nutzfahrzeuge jedoch allzu zu oft unter den Tisch falle.

Der Antrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge erfolgte im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) vom 14. Dezember 2020. Die eingereichten Anträge werden in einem sogenannten beschleunigten Bewilligungsverfahren bearbeitet, das dem aktuellen Handlungsbedarf zur Elektrifizierung im Fernverkehr Rechnung trägt.

Ziel des Projektes „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für batterie-elektrischen Lkw-Fernverkehr. Laut der Beschreibung erfolgt dies an einer Demonstrationsstrecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Zudem werden im Projekt Forschungsfragen rund um den späteren flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsladeparks in Deutschland behandelt und eine Blaupause für die Ausgestaltung von Ladestandorten erstellt.

Konkret sollen im HoLa-Projekt an vier Standorten entlang der Bundesautobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem sogenannten Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt werden. In einer ersten Phase werden Standorte zunächst mit CCS-Ladepunkten für Lkw unter vollständiger Nutzung der Spezifikation geplant und errichtet, bevor in der zweiten Phase Installation und Inbetriebnahme des MCS-Systems erfolgen. Dadurch werde, so die Intention des Projekts, das Megawattladen für den Schwerlastfernverkehr ermöglicht. Die Auswahl der Ladestandorte falle auf Autobahn-Raststätten sowie Logistikzentren und Betriebshöfe, um unterschiedliche Anwendungsfälle zu berücksichtigen und bewerten zu können.

Das Konsortium umfasst 16 Partner aus Industrie und Forschung und wird vom VDA als Schirmherr begleitet. Dabei übernehmen das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Konsortialführung und, als Konsortialpartner, die Technologieberatung P3 Automotive GmbH die Projektleitung.

Weitere Konsortialpartner sind EnBW als Betreiber der Ladestandorte sowie die Ladeinfrastrukturlieferanten ABB, Heliox und Siemens. Konzeption, Bereitstellung und Betrieb der Fahrzeuge verantworten dabei die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, die zur Traton Group zählenden MAN und Scania, sowie Volvo. Verschiedene Universitäten begleiten das Projekt, damit auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse ein deutschlandweites Rollout erfolgen kann und das Megawattladen standardisiert werden kann. Zu den assoziierten Partnern gehören zudem die E.DIS Netz, Ionity, Meyer & Meyer, Tank&Rast sowie die Netze BW.

Aufgrund langer Vorlaufzeiten bei der Genehmigung von Ladestandorten sei ein kurzfristiger Projektstart wichtig, betont der VDA, um daraus Erkenntnisse für einen landesweiten Ladenetzaufbau zu gewinnen und durch den Aufbau und Betrieb von prototypischer Technologie die Risiken bei der Technologieeinführung für die Projektbeteiligten zu reduzieren. Zudem setzt HoLa einen Schwerpunkt auf ein „Proof of Concept“ für den batterie-elektrischen Betrieb bei schweren Nutzfahrzeugen auf definierten Routen.

Laut VDA setzt sich Deutschland mit dem Vorhaben international an die Spitze der Technologieentwicklung und wird aus heutiger Sicht die weltweit erste Demonstrationsstrecke in Betrieb nehmen. Das schaffe Vertrauen in die Kompetenz der Industrie in Deutschland und in die Unterstützung von Infrastruktur durch die Politik. In der Planung wird von einer Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren ausgegangen, mit der Aufnahme des Realbetriebes in der Logistik im Herbst 2023. Damit können rechtzeitig die Weichen für die Erfüllung der anspruchsvollen CO2-Anforderungen im Jahr 2025 gestellt werden.

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