Solarrennwagen zieht nach Nürnberg

Ein Solarauto mit Fahrwerk-Technologie von Bilstein ist in der Dependence des Deutschen Museums Nürnberg angelangt. Ab 2021 wird es in diesem „Louvre der Ingenieur-und Technikkunst“ zu sehen sein.

Der umweltfreundliche Bolidekommt in das zweite Obergeschoss des Zukunftsmuseums. (Foto: Hochschule Bochum)
Der umweltfreundliche Bolidekommt in das zweite Obergeschoss des Zukunftsmuseums. (Foto: Hochschule Bochum)
Christine Harttmann

Was bringt die Zukunft? Wie werden wir in 20, 50 oder 100 Jahren leben? Wenn das Deutsche Museum im Jahr 2021 seine Nürnberger Außerstelle eröffnen, will es dort explizit dieser Frage nachgehen. Unter anderem soll es dabei um Solartechnologie gehen, wie nicht nur im stationären Einsatz, sondern auch bei Fahrzeugen in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen könnte.

Thyssenkrupp Bilstein in einer Pressemeldung bekannt gibt, wird deshalb in der Frankenmetropol als Exponat der ersten Stunde der Solarrennwagen blue.cruiser der Hochschule Bochum vertreten sein. Darin stecke auch Technologie von Bilstein und der Muttergesellschaft Thyssenkrupp.

Vor kurzem wurde der umweltfreundliche Bolide, der bereits mehrere wichtige Solarrallyes bestritt, per Autokran in das zweite Obergeschoss des Zukunftsmuseums gehoben. Dort soll er Seite an Seite mit anderen viel diskutierten Technologien wie „Hyperloop“ präsentiert werden.

Mit seinen fünf Quadratmetern Siliziumzellen schafft der Bulide energetisch autonom immerhin eine Geschwindigkeit bis zu 120 Kilometer pro Stunde. Obwohl das Fahrzeug damit nach herkömmlichem Verständnis kein Rennwagen sei, komme darin mit gutem Grund die Fahrwerktechnik aus dem Motorsport zum Einsatz, lässt Bilstein wissen. Das speziell auf die Parameter des blue.cruisers abgestimmte MDS (Modulares Dämpfer System) füge sich bestens in dessen Konzept ein und baue sehr kompakt. Klar beschriftete Einstellräder erlauben zudem die unabhängige Veränderung von Zug-und Druckstufe, so dass das Setup jederzeit variiert werden kann. Dies sei gerade in Hinblick auf die absolvierten Solar-Rallyes ein wichtiges Feature gewesen. Die integrierte Höhenverstellung habe zudem bei der aerodynamischen Optimierung im Windkanal geholfen.

Stefan Spychalski, der an der Hochschule Bochum für die Kommunikation rund um das Projekt verantwortlich zeichnet, war von der Anfrage des Deutschen Museums jedenfalls begeistert:

„Was bleibt einem anderes übrig, als vor Stolz fast zu platzen.“

Für ihn sei das Deutsche Museum schlicht und einfach der „Louvre der Ingenieur-und Technikkunst.

„Für die dortigen Kuratoren spielte das spektakuläre Design des Fahrzeugs eine ähnlich große Rolle wie sein Innovationsgrad.“

Ein Großteil der verwendeten Hightech-Zutaten stamme, so Spychalski, aus der Thyssenkrupp Gruppe: vom Elektroband des Radnabenmotors über die Stahlräder, die Rückbank aus dem Sandwichmaterial Litecor und dem Gitterrohrrahmen aus ultrahochfestem Stahl bis hin zum Lenksystem reicht das Spektrum.

Es macht sich aber auch ein wenig Wehmut bei Stefan Spychalski breit, da der blue.cruiser jetzt erst einmal nicht mehr fahren wird. Zumindest gilt dies für die nächsten fünf Jahre, denn so lange gilt der Leihvertrag. Aber immerhin ist sein „Sonnenwagen“ weiter in der Welt herumgekommen als die meisten Autos. So hat er 2017 bei der 14. World Solar Challenge in Australien teilgenommen und in der Cruiser-Klasse den 2. Platz belegt. Bei dieser Weltmeisterschaft ging es rund 3.000 Kilometer von Darwin bis nach Adelaide. 2018 folgte die European Solar Challenge und verschiedene andere Events.

Erfahrung im Alltagsverkehr hat das bei den Studenten beliebte Fahrzeug, das über vier Sitzplätze verfügt, ebenfalls. Einfach mal zum Brötchenholen? Selbstverständlich! Schließlich ist der blue.cruiser straßenzugelassen.

„Er ist die Summe zahlreicher technischer Innovationen, gepaart mit ökologischem Anspruch in Verbindung mit herausragendem Design“, bringt es Spychalskiauf den Punkt.

2021 können sich die Besucher davon in Nürnberg nun selbst ein Bild kommen

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