Stella Vita: Das Solarwohnmobil

Ausgerechnet in den nicht übermäßig von der Sonne verwöhnten Niederlanden entstehen aktuell die stärksten Solarfahrzeuge.

Das sogenannte Solar Team, ein studentisches Kollektiv der Technischen Universität Eindhoven, hat mit dem Stella Vita ein solarbetriebenes Haus auf die Räder gestellt. | Bild: Bart van Overbeeke & Renault
Das sogenannte Solar Team, ein studentisches Kollektiv der Technischen Universität Eindhoven, hat mit dem Stella Vita ein solarbetriebenes Haus auf die Räder gestellt. | Bild: Bart van Overbeeke & Renault
Redaktion (allg.)

Der Solarlimousine Lightyear folgt jetzt „Stella Vita“: ein großes Fahrzeug, mit Photovoltaik-Paneelen bestückt – und dem Lightyear konzeptionell nicht ganz unähnlich, nur voluminöser, da Stella Vita eben auch Wohnraum ist.

Die Solarfläche liefert genug Strom für Fahren und Wohnen

Also: ein Haus auf Rädern! Das schufen 22 Studenten der Technischen Universität Eindhoven und starteten am 19.9.2021 zu einer rund 3.000 Kilometer langen Fahrt vom niederländischen Eindhoven ins spanische Tarifa, um einmal mehr das Potenzial der Sonnenenergie zum Antrieb von Elektrofahrzeugen zu testen und zu belegen. Allerdings zickte Stella Vita anfangs etwas, sodass man sich entschied, die ersten Kilometer an einem Zugfahrzeug „angehängt“ zurückzulegen, weshalb die Passagiere nur stationär die solare Stromversorgung nutzen konnten. Nach rund 1.000 Kilometern löste das Team endlich das Problem und Stella Vita legte die übrigen knapp 2.000 Kilometer allein zurück. Dabei versorgte sich das rollende Haus ausschließlich über die integrierten Paneele und benötigte keinen Stopp an einer Ladesäule.

Dazu braucht es Fläche – was hier kein Problem ist, da Stella Vita eben auch Immobilie ist: So lassen sich im Stand zusätzliche Solarpaneele seitlich aus dem Dach fahren – man kommt so auf bis zu 17,5 Quadratmeter Kollektorfläche. Das Dach selbst lässt sich im Stand anheben, um innen mehr Platz zum Stehen zu schaffen. Das Platzangebot entspricht ungefähr einem kompakten Wohnmobil und bietet neben Küche, Bett und Sofa sogar eine Dusche und eine Toilette – alles mit Solarenergie betrieben. Ein Infotainmentsystem hilft den Nutzern nebenbei, den Energieverbrauch im Blick zu behalten.

Der Stella Vita steht sich auf der Straße nicht selbst im Weg, denn eine optimierte Aerodynamik und vergleichsweise dezente 1,7 Tonnen Leergewicht ermöglichen Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h. Noch beeindruckender ist aber die Reichweite des mit 60 kWh vergleichsweise bescheidenen Akkus, der in etwa die Kapazität des Basis-VW-ID.3 bietet. Doch im Gegensatz zum VW soll das Sternenmobil bis zu 600 Kilometer weit kommen, bei Sonnenschein können daraus gar bis zu 730 Kilometer werden! Allerdings sollte man immer nach einem schönen Plätzen zum Campen respektive Wohnen Ausschau halten, denn das vollständige Laden der Akkus im Stillstand über die Solarzellen kann je nach Wetter schon mal zwei bis drei Tage dauern. Daher ist die mobile Immobilie auch mit Anschlüssen für schnelleres Laden an üblichen Stromladestationen ausgestattet.

Und da ist es den Studenten der TU Eindhoven herzlich egal, ob und wo gerade die Sonne scheint – sie beweisen lieber einmal mehr in der Praxis, wie effizient diese für Mobilität und Immobilien, oder eben beides, genutzt werden kann!


Bei der Planung des Fahrzeugs haben wir festgestellt, dass wir viel überschüssige Energie aus den großen Sonnenkollektoren erhalten. Wir haben uns gefragt, was wir damit machen könnten, und sind auf ein Auto gekommen, in dem man wohnen kann.
Lowe Blom, Aerodynamik-Ingenieur im Solar Team

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