Stellantis will Share Now kaufen

Das Carsharing Joint Venture von BMW und Mercedes-Benz Mobility soll den Beitzer wechseln. Stellantis könnte übernehmen.

Künftih eher mit Fiat 500 als mit Smart: Share Now soll an Stellantis verkauft werden. | Foto: Share Now
Künftih eher mit Fiat 500 als mit Smart: Share Now soll an Stellantis verkauft werden. | Foto: Share Now
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Schon die neu eingekauften Fahrzeuge von Share Now legten die Vermutung nahe: Zuletzt wurden massiv Fiat und Peugeot eingeflottet die den einstigen BMW-Mercedes „Premiumfuhrpark“ von Share Now ergänzten. Jetzt wollen die deutschen Hersteller ihre Tochter an Stellantis veräußern und setzen verstärkt auf Free Now als führende Multimobilitäts-App in Europa und ihr Joint Venture für elektrische Ladedienstleistungen, Charge Now. Die gemeinsamen Mobilitäts-Joint Ventures sollen im ersten Quartal 2022 nach Herstellerangaben rund 30 Prozent mehr Transaktionen gegenüber Vorjahresquartal verzeichnet haben. Eine entsprechende Vereinbarung zum Verkauf an Stellantis haben die drei Unternehmen vor kurzem unterzeichnet und Stillschweigen über die Details der Transaktion vereinbart. Sie steht zudem unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden.

Die Veräußerung der Carsharing-Tochter soll die Neuausrichtung der Mobilitäts-Joint Ventures ein beschleunigen: Künftig wollen sich die Shareholder auf zwei zentrale Geschäftsfelder mit hohem Wachstumspotenzial konzentrieren: Auf die digitale Multimobilität (Free Now) und auf digitale Dienstleistungen rund um das Laden von Elektrofahrzeugen (Charge Now). Zwischen den Zeilen war immer wieder zu hören, dass Share Now finanziell nie wirklich in eine starke Gewinnzone gekommen wäre. Selbst Autovermietprofis wie Sixt tun sich schwer, Sixt Share zu einem starken Erfolgsmodell zu machen. Gero Götzenberger, Direktor Strategie und Beteiligungen bei Mercedes-Benz Mobility, erklärt dazu:

Rainer Feurer, Bereichsleiter Corporate Investments bei der BMW Group, erklärt:

„Die Mobility-Joint Ventures haben in Europa Pionierarbeit geleistet – Free Now und Charge Now sind mit dem Ansatz, eine Software-Plattform für möglichst viele Player in ihrem jeweiligen Segment aufzubauen, sehr erfolgreich unterwegs. Unseren Kunden wollen wir so mit den Apps von Free Now und Charge Now ein umfassendes und möglichst vielfältiges Angebot an digitalen Dienstleistungen an die Hand geben. Die neue Ausrichtung ermöglicht uns die schnellere Skalierung unserer Aktivitäten und somit in kürzester Zeit weiteres, profitables Wachstum.“

 

Share Now ist erst 2019 aus car2go, das bei der damaligen Daimler AG entwickelt wurde sowie von DriveNow, dem Angebot der BMW Group, entstanden. Beide Shareholder haben Share Now nach eigenen Angaben zum Marktführer in Europa ausgebaut und kontinuierlich weiterentwickelt, u.a. mit neuen Angeboten wie dem Langzeit-Carsharing. Die Stellantis Mobilitätstochter Free2move bekäme mit dem Erwerb von Share Now die Möglichkeit, Carsharing in Europa weiter auszubauen und so die vielfältigen Mobilitätsbedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen.

Was bedeutet das?

Carsharing ist erwünscht, aber sehr schwer finanziell darstellbar. Weshalb BMW und Daimler sich jetzt endgültig von diesem Geschäftsmodell trennen wollen. Man darf gespannt sein, ob Stellantis damit ein glücklicheres Händchen hat, denn selbst Unternehmen wie Sixt tun sich mit dem Free-Floating-Carsharing schwer, schwarze Zahlen zu schreiben. Ein Insider verriet, dass das nur deshalb „einigermaßen“ funktioniere, da man Kurz- und Langzeitmietfahrzeuge respektive Sharing- und Mietangebote innerhalb der Sixt-Palette shiften könnte und so die Auslastung erhöhe. Wer aber gar keine Autovermietung betreibt, tut sich entsprechend schwer mit den für die Kunden angenehmen All-in-Geschäftsmodellen wie sie Share Now anbietet.

 

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