Straßengüterverkehr: Scheuer sucht klimafreundliche Alternativen

In drei Projekten will das Bundesverkehrsministerium (BMVI) neue Ideen für klimafreundliche Laster erproben. Im Rennen mit dabei: Brennstoffzelle, Batterie-Lkw und die Oberleitung.

Das BMVI forscht weiter an alternativen Antrieben. Nun soll auch in Bayern soll ein e-Highway enstehen. (Foto: Siemens)
Das BMVI forscht weiter an alternativen Antrieben. Nun soll auch in Bayern soll ein e-Highway enstehen. (Foto: Siemens)
Christine Harttmann
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Das Ministerium gibt damit den Startschuss für das im November 2020 vorgestellte „Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge“, das klimafreundlichem Straßengüterverkehr den Weg ebnen soll. Teil des Konzepts sind konkrete „Fahrpläne“ für einzelne Antriebstechnologien und Maßnahmen, die deren Markthochlauf bis 2030 unterstützen. Zentrales Element dabei sind Innovationscluster, in denen die Technologien im Zusammenspiel von Fahrzeugen und Infrastruktur auf längeren Korridoren erprobt werden sollen.

„Wir werden mehr Güter auf die Schiene und auf das Wasser verlagern“, erklärt dazu Bundesminister Andreas Scheuer. Tatsache sei aber auch, dass der Straßengüterverkehr, der derzeit etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors verursache, weiterhin einen großen Anteil am Gütertransport haben werde.

„Darum muss er schnell sauberer werden. Und wie das gehen kann, zeigen wir auf diesen Strecken. Hier kann sich die Theorie an der Praxis messen. Von Wasserstoff über Oberleitung bis hin zum Megacharger für Batterie-Lkw.“

Technologieoffen muss es sein

Scheuer betont, dass die Diskussion um den Antrieb der Zukunft muss technologieoffen geführt werden muss. Mit jetzt beschlossenen Innovationsclustern er dazu einen Betrag leisten.

Eines der Projekte, welches das Ministerium nun fördern will, ist das Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr. Dabei werden an vier Standorten entlang der A2 vom Ruhrgebiet bis nach Berlin zunächst exemplarisch je zwei Hochleistungsladepunkte mit CCS-Ladepunkten (Combined Charging System) ausgebaut. In einer späteren Phase soll das Megawatt Charging System (MCS) hinzukommen. Ziel sei es, so das Verkehrsministerium, unterschiedliche Anwendungsfälle im Realbetrieb an Autobahn-Raststätten, Logistikzentren und Betriebshöfen zu testen. Man wolle Erkenntnisse bezüglich eines flächendeckenden Lkw-Hochleistungs-Ladenetzaufbau gewinnen.

Umgesetzt wird das Projekt von einem Konsortium, an dem 13 Partner – darunter Fahrzeughersteller und die Energiewirtschaft – beteiligt sind. Vom Ministerium wird es mit zwölf Millionen Euro unterstützt, die Gesamtkosten belaufen den Verlautbarungen zufolge auf 27 Millionen Euro. Der Projektstart ist für Mitte September 2021 avisiert.

Dynamisch oder stationär laden?

Dynamisches und stationäres Laden von Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw steht beim Innovationscluster E-Highway Bayern im Vordergrund. Im Rahmen des Projekts soll eine Oberleitungsstrecke errichtet werden, entlang derer dann ein ergänzendes Netz von Wasserstofftankstellen und stationären Elektro-Schnellladestationen auf Rast- und Betriebshöfen entstehen soll. Damit könnten die eingesetzten Fahrzeuge auch außerhalb der Oberleitungsstrecke emissionsfrei betrieben werden, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium. Die Teststrecke soll entlang der A9 von München über Ingolstadt nach Nürnberg verlaufen, oder alternativ entlang der A92 von München über Landshut und Dingolfing nach Deggendorf. Ziel sei es, die Vorteile zu erproben, die sich aus der Kombination der verschiedenen Antriebstechnologien ergeben. Auch will man die Auswirkungen auf das Energienetz untersuchen, sowie umwelt- und kostenseitige Synergien heben.

Oberleitung bleibt im Spiel

Ein weiterer Förderbescheid geht an den Lkw-Innovationskorridor Rhein-Main/Rhein-Neckar, mit dem die Antriebstechnologien Batterie-, Brennstoffzellen- und Hybrid-Lkw erprobt werden sollen. Dafür ist der Aufbau einer Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur vom Frankfurter Kreuz über die A5 bis Darmstadt und weiter über die A67 oder die A5 bis zur Landesgrenze mit Baden-Württemberg geplant. Eine Verlängerung bis Mannheim oder Heidelberg wird noch geprüft. Als Ziele dieses Innovationsclusters nennt das Bundesverkehrsministerium die „Optimierung von Planungs-, Genehmigungs- und Vergabeverfahren sowie der technischen Gestaltung von Infrastruktur für Lkw mit alternativen Antrieben auf längeren, stark befahrenen Streckenabschnitten“.

Unterstützt werden sollen die drei Innovationsclustern von drei Task-Forces Task-Forces. Deren Aufgabe soll es sein, insbesondere notwendige Planungs-, Genehmigungs- und Entscheidungsschritte für den Roll-Out der jeweiligen Infrastrukturen zu definieren.

Notwendig sind alle die Projekte, weil gemäß dem Bundes-Klimaschutzgesetz die CO2-Emissionen im Verkehr bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 1990 sinken müssen. Für den schweren Straßengüterverkehr ist im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung festgelegt, dass 2030 ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erfolgen soll. Derzeit verursacht der Straßengüterverkehr etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors.

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