Studie: Ablenkung am Steuer extrem gefährlich

Bekannt ist seit langem, dass ein Autofahrer sogar schon beim Augenzwinkern für eine gewisse Strecke praktisch blind und somit eigentlich extrem gefährdet unterwegs ist. Noch mehr gilt das, wenn der Lenker sich bewußt auf anderes als die Straße konzentriert. Der Fahrzeugsicherheitsdienstleister Dekra hat nun auf Grundlage einer Studie noch einmal die Gefährlichkeit von Multitasking beim Fahren herausgestellt.

Beim Fahren ergeben sich viele Ablenkungsmöglichkeiten. Foto: Dekra.
Beim Fahren ergeben sich viele Ablenkungsmöglichkeiten. Foto: Dekra.
(erschienen bei PROFI-Werkstatt von Claudia Leistritz)

So sei laut einer US-Studie das Unfallrisiko zum Beispiel bei paralleler Handynutzung viermal so hoch, es würden dadurch zudem mehr Unfälle verursacht als durch Alkohol. Eine Fülle weiterer eigentlich zur Erleichterung des Fahrers beitragenden Features im Auto verleiten jedoch auch zu einer gefährlichen Ablenkung, zum Beispiel indem der Fahrer diverse Programme wie Fahrzeugassistenten, die Audioanlage oder Nachrichtendienste über das Handy bedient. Dadurch bringe man zudem nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer und Fahrzeuginsassen in gefährliche Situationen.

Das Allianz Zentrum für Technik weise darauf hin, so die Dekra, dass Ablenkung jeden zehnten Unfall mit Getöteten und somit mehr als durch Alkohol verursache. Der Mensch könne nicht gleichzeitig konzentriert Auto fahren und nebenbei andere Dinge tun, dazu seien die Anforderungen beim Steuern des Fahrzeuges zu komplex, so Luigi Ancona, Unfallforscher bei der Dekra, das hätten auch Studien bestätigt.

„Kein Autofahrer würde freiwillig während der Fahrt sekundenlang die Augen schließen. Wenn wir aber beim Fahren aufs Smartphone schauen, hat das genau den gleichen Effekt.“

Man würde dann bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h und einem zweisekündigen Wegblicken bereits über eine Strecke von 28 Metern, bei 80 km/h über 44 Meter praktisch blind fahren.

Bei einer bundesweiten Verkehrsbeobachtung im Jahr 2017 habe die Dekra Unfallforschung über 15.000 Pkw-Fahrerinnen und -Fahrer auf ihr Verhalten überprüft. Dabei seien unabhängig vom Zeitpunkt durchschnittlich sieben Prozent der Autolenker mit dem Handy und somit der häufigsten Ablenkungsart beschäftigt gewesen. Weitere Nebentätigkeiten waren unter anderem Essen und Trinken und die Steuerung von Navigationsgerät und Audiosystem. Aber auch komplexe Gespräche oder Ablenkung durch Kinder hätten einen hohen Gefahrenfaktor, so Ancona.

Unerlaubte Nutzung von elektronischen Geräten kann mit einem Bußgeld von 100 Euro und einem Punkt im Fahreignungsregister geahndet werden, schwere Verstöße mit 150 oder 200 Euro, zwei Punkten und einem Monat Fahrverbot. Wenn ein grob fahrlässiges Verhalten durch die Handynutzung einen Unfall verursacht, können außerdem Versicherungsleistungen gekürzt werden.

Für ein sicheres Fahren empfehlen die Dekra-Experten die Nutzung einer Bluetooth-Verbindung und raten, die Audioanlage und das Navigationssystem vor der Fahrt entsprechend zu programmieren. Man dürfe zwar mit einer Freisprecheinrichtung telefonieren, sollte jedoch für anspruchsvolle Gespräche lieber anhalten. Das gelte ebenfalls für Änderungen an den Geräten während der Fahrt, wenn diese nicht ein Beifahrer übernehmen könne.

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