Studie: Schnellladen schafft Anreize

Eine aktuelle Studie besagt, das sich zwei Drittel der potentiellen EV-Fahrer von potenziellen Schnelllademöglichkeiten überzeugen ließen, zu elektrischem Fahren zu wechseln. Zusätzlich hemmen Verfügbarkeit und Zeitaufwand.

Hemnisse der E-Mobilität: Eine Studie beleuchtet die Faktoren, die EV-Fahrer schätzen oder was für Nicht-EV-Fahrer noch immer Hemnisse sind. | Foto: EVBox.
Hemnisse der E-Mobilität: Eine Studie beleuchtet die Faktoren, die EV-Fahrer schätzen oder was für Nicht-EV-Fahrer noch immer Hemnisse sind. | Foto: EVBox.
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Europäische Fahrer von Elektrofahrzeugen (EVs) sind immer noch besorgt über Lademöglichkeiten entlang der Straße. Während auch 39 Prozent der Deutschen nicht glauben, dass sie zu jedem Zeitpunkt und an jedem benötigten Ort eine Ladestation finden werden, seien sich 24 Prozent sicher, dass das kein Problem darstellt, so der Mobility Monitor 2020 des E-Mobilitätsinfrastrukturspezialisten EVBox, eine Tochter des französischen Energiekonzerns Engie.

Mehr zugängliche Schnellladestationen könnten laut der Autoren helfen, diese Hindernisse abzubauen, insbesondere weil potentielle Elektroautofahrer bereit seien, mehr zu bezahlen, wenn ihr Auto schneller geladen werde. Der jährliche Marktforschungsbericht wird mit dem Institut Ipsos durchgeführt. Teilgenommen hatten 3.600 europäische Bürger aus sechs Ländern: Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Norwegen und dem Vereinigten Königreich, darunter 600 BEV- und PHEV-, aber auch HEV-Fahrer.

Gespaltenes Bild der EV-Fahrer zu Ladeinfrastruktur in Europa

Die Verfügbarkeit von Ladestationen entlang der Straße und die Wartezeit bis zum vollständigen Laden des Autos bildeten nach wie vor zwei der drei Haupthindernisse für den Umstieg auf elektrisches Fahren für europäische und auch deutsche Bürger. In diesem Jahr habe die Zahl von Ladepunkten in Europa fast 250.000 erreicht, seit 2015 eine Vervierfachung. Die Ergebnisse deuten an, dass heutige Elektroautofahrer sich dieser Zahl stärker bewusst sind: Ihr Vertrauen in die Verfügbarkeit von Ladepunkten im Vergleich zur generellen Bevölkerung sei mehr als doppelt so hoch ist (60 gegenüber 24 %). Damit hätten im europäischen Vorgleich sogar Elektroautofahrer in Deutschland das größte Vertrauen, Ladepunkte zu finden, gefolgt von britischen (52 %) und niederländischen (52 %) EV-Fahrern.

Trotz des Masterplans zur Ladeinfrastruktur der Bundesregierung hinke der Ausbau der öffentlichen und semi-öffentlichen Ladepunkte in Deutschland noch hinterher, monieren die Autoren. Dies spiegle sich auch in den geteilten Meinungen zur Ladeinfrastruktur wider: 37 Prozent der EV-Fahrer bemängeln diese und 35 Prozent finden sie gut ausgebaut. 4 von 10 zukünftigen EV-Fahrern sind laut Umfrage bereit, mehr für schnelles Laden zu bezahlen Zudem sind viele EV-Fahrer (64%) mit den Unterschieden zwischen regulärem und (ultra-) schnellem Laden vertraut. So sei etwa ein Bewusstsein vorhanden für: 

  • Laden zu Hause: 1 Stunde Aufladen kann eine zusätzliche Reichweite von bis zu 120 km ermöglichen
  • Schnelles Laden: 30 Minuten Ladezeit können eine zusätzliche Reichweite von bis zu 250 km ermöglichen
  • Ultraschnelles Laden (350 kW): 15 Minuten Laden können eine zusätzliche Reichweite von bis zu 400 km ermöglichen

Mit dem Wissen, dass ihr Auto an einer öffentlichen Ladestation schneller aufgeladen wird, bestätigen 47 Prozent der potentiellen und 57 Prozent der derzeitigen EV-Fahrer, dass sie bereit wären, mehr für schnelles Laden zu bezahlen. Im Gegensatz dazu, seien 22 Prozent der potentiellen und 27 Prozent der aktuellen EV-Fahrer nicht bereit, mehr für schnelles Laden zu bezahlen.

Wo nutzen EV-Fahrer schnelles Laden?

Wenn man die Nutzung des Schnellladens betrachtet werde zudem deutlich, dass es (noch) nicht viele Fahrer gibt, die das Schnellladen regelmäßig nutzen. Nur 22 Prozent der EV-Fahrer verwenden ein Schnellladegerät mehr als fünf Mal im Monat. Dies sei zu erwarten, da der Großteil der Ladevorgänge zu Hause (72%) oder an Standorten von Einzelhändlern (43%) stattfindet und das Schnellladen v.a. bei Reisen, die sich vom täglichen Pendeln unterscheiden, erforderlich ist, so die Analyse. Gegenwärtig nutzten die meisten EV-Fahrer Schnellladen an Raststätten und Tankstellen entlang von Autobahnen (55 %), im Einzelhandel (48 %) und auf öffentlichen Parkplätzen in Städten (47 %).

EV-Fahrer schätzen High-Tech-Features bei HPC-Ladern

EV-Fahrer erwarten laut Umfrage von (Ultra-)Schnellladegeräten, dass sie mit allen notwendigen Funktionen ausgestattet sind, um den Ladevorgang so einfach wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel fand einer von vier (25 %) ein gutes Kabelmanagementsystem am nützlichsten. Die drei am häufigsten nachgefragten Merkmale seien: Ladeanzeigen (40 %), die den Status/die Verfügbarkeit der Station aus der Entfernung anzeigen, interaktive Touchscreens (34 %) und eine gute Beleuchtung (28 %).

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass EV-Fahrer sich mehr Schnellladestationen in Gewerbegebieten, Tankstellen und städtischen Gebieten wünschen. In Deutschland, insbesondere in größeren Städten, hat ein Großteil der (zukünftigen) Nutzer keinen privaten Parkplatz und damit keine Möglichkeit, eine Heim-Ladestation zu installieren", analysiert Hermann Winkler (Regional Director DACH bei EVBox).

Um auch diesen EV-Fahrern Zugang zu Ladestationen zu geben und mit dem wachsenden E-Mobilitätsmarkt Schritt zu halten, sollte die Politik in den nächsten Jahren Schnellladestationen und besonders Schnellladeparks in Städten fördern, fordert Winkler weiter. 

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