Taiwan Excellence: Starke Teile aus Asien

Mittlerweile trägt die Organisation „Taiwan Excellence“ ihren Namen zu Recht: Denn auch wenn es sich bei der Präsentation der letzten ausgezeichneten Produkte in erster Linie um günstige Zuliefererteile handelt, steckt hinter denen mittlerweile eine aufwändige Forschung, Entwicklung und Fertigung.

Amel Chen moderierte "Safety and Lightning" von Taiwan Excellence. | Foto: Taiwan Excellence
Amel Chen moderierte "Safety and Lightning" von Taiwan Excellence. | Foto: Taiwan Excellence
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Einst galt Taiwan als Alternativadresse zu China, wenn es schnell und günstig sein sollte – die gelieferte Qualität war dann meist auch eher dezent. Das hat sich mittlerweile geändert, wie man an den letzten Produktpräsentationen von Taiwan Excellence sehen konnte. Durch die Präsentation führte Amel Chen und gab gleich Simon Wang das Wort, dem Excecutive Vice Präsident von Taitra, der Organisation, die hinter Taiwan Excellence steht. Und wie China trotzt auch Taiwan der Covid-19-Krise: Denn laut Wang war Taiwan kaum von Krankheitsfällen betroffen und konnte die Industrieproduktion in den ersten drei Quartalen 2020 gegenüber dem Vorjahr sogar noch um 2,4 Prozent erhöhen. Und sogar das Bruttoinlandsprodukt konnte dabei noch dezent mitwachsen, um immerhin 1,5 Prozent. Für 2021 erwartet Wang dann sogar wieder 2,9 Prozent.

Gute Voraussetzungen also für die Unternehmen, von denen den Schwerpunkt „Safety and Lighting“ als erstes Lucidity eröffnete, ein Hersteller von LED-Beleuchtung vor allem im Nutzfahrzeugbereich. Der ist mittlerweile auch seit 40 Jahren im Geschäft und hat damit einige Erfahrung gesammelt. Der Vice President des Sales and Marketing, Jerry Huang, präsentierte neue energiesparende und sehr solide neue Leuchteneinheiten, die den dynamischen Blinker auch an den Lkw und Trailer bringen. Dabei verwies er vor allem auf die neue „Glo series“, bei der man auch in Sachen Design nochmal nachlegte. Dahinter steht mittlerweile eine große Forschungs- und Entwicklungsabteilung samt vollautomatisierter Produktion. Es folgte eine Schaltung in die USA, wo Vera Chen, zuständig für das Marketing dort, stolz die Kunden präsentierte, welche die Leuchten meist an Paccar-Lkw (Peterbilt, Kenworth) und Trailern in Einsatz haben: Darunter UPS, Union Pacific oder United States Postal Service, also die US-Post.

Man blieb gleich im Nutzfahrzeugbereich und widmete sich etwas Handfesterem wie Radkomponenten – den Wheelhubs von Chuhung Oil Seals, kurz Cho, einem Unternehmen, das seit 1988 existiert. Sales Manager Annabelle Chien führte dann virtuell durch Forschung, Entwicklung und Produktion und auch hier ist man mittlerweile breit aufgestellt: Cho führt aufwändige Labor- und Materialtests durch und investiert weiter in eine hochautomatisierte Fertigung. Neuestes Produkt sind die Centurion 5&6 Series Wheel Hubs, auf die man auch einige Patente hält. Selbst vermeintlich einfache Produkte werden mittlerweile in Taiwan aufwendig entwickelt und getestet.

Anschließend moderierte Amel Chen zurück zum Licht: Es folgte Zealio Electronics, wo CP Cheng kurz einführte, bevor er an den Director of Marketing, Jack Kao übergab. Immerhin hält man mittlerweile auch in Deutschland Patente und hat auch eine Fehlerquote in der Produktion parat, die bei 0,00246 Prozent liegen soll. Das Produkt: LED-Lichtleisten, die nicht per Kabel, sondern per Akku leuchten, der bis zu drei Jahre halten soll. Verbaut sind die übrigens schon in diversen europäischen Modellen, unter anderem bei Mini, Opel oder Renault. Neben den Einstiegsleisten entwickelte man jetzt auch eine LED für die Tür: Sobald man die öffnet, erleuchtet oder blinkt die LED auf und warnt von hinten herannahende Fahrzeuge – womit man eine einfache und preiswerte Alternative zu den meist fest verkabelten roten Türwarnleuchten anbieten kann. Ein smarter Öffnungssensor erkennt die Öffnung der Tür und aktiviert die Leuchte. Dazu kommt eine neue Beleuchtung für die B-Säule, welche aber eher optischen Gründen dient, womit man bei Zealio klar dem Motto folgt, dass die LED „das neue Chrom“ sind.

Von der Beleuchtung auf Software wechselte dann Malcom Cheng, Supervisor of AI Computing bei der IEI Intregration Corp., wo man eine neue Software zur Nummernschilderkennung vorstellte, die vor allem an Schranken, Zufahrten oder Mautstationen zum Einsatz kommt. Das kamerabasierte System erkennt auch die Nummerntafeln von Zweirädern und soll Stopps vor Schranken vermeiden: Die Nummer wird eingelesen, erkannt und die Schranke öffnet. Aber auch für den Fahrer bietet man eine Monitoring-Software an, die (zu häufiges) Gähnen oder einen von der Straße abgewandten Blick detektieren kann. Auch hier fußt das Ganze auf einem Kamerabasierten System, das bei Bedarf auch Warnung an eine zentrale Leitstelle oder die Disposition geben kann – konkret, wenn Lkw-Fahrer (zu) lang unterwegs sind und ihnen der Sekundenschlaf droht.

Hauchdünne OLEDs lösen die LCDS ab

Die Präsentationen schloss zu guter Letzt Bert Hsia ab, der Vice President OLED Business bei Wise Chip, einem auch bereits 2015 gegründeten Unternehmen. Er präsentierte die neueste Generation von OLEDs, die im Extremfall superdünn sind, überall verlegt werden können und optional auch auf Touch reagieren. Eine prinzipielle Anwendung findet man zum Beispiel im Audi TT, wo sie ins Zentrum der Lüftungsdüsen „eingelegt“ sind und die Temperatur anzeigen, aber auch der Steuerung dienen. Natürlich findet man Anwendungen auch bei Head-Up-Displays oder an E-Bikes. Wichtig sei hier laut Hsia aber die Automotive-Tauglichkeit, heißt, dass das Ganze auch bei -40 bis plus 85 Grad Celsius funktionieren muss. Und vor allem bei klirrender Kälte arbeiten die OLEDs viel zuverlässiger als LCDs. Dass sie jetzt auch touchempfindlich sind und als Steuerungselemente Schalter und Taster ablösen können, hilft, zumal sie nicht nur Kosten, sondern auch Gewicht sparen.

Was bedeutet das?

Wie weit Taiwan mittlerweile aufgeholt hat, sah man an den Präsentationen von Taiwan Excellence: Denn mittlerweile steckt dort auch hinter den einfachsten Produkten eine aufwendige Forschungs- und Entwicklungsabteilung samt vollautomatischer Produktion. Dazu kommen mittlerweile diverse weltweite Patente und ISO-Zertifikate, was Zulieferern und Mittelstand in Europa das Leben nicht einfacher machen dürfte, zumal die Unternehmen praktisch allesamt Niederlassungen auch in Europa und Nordamerika haben.

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